Baden-Württemberg ist Stuttgart, Bundesverfassungsgericht, Daimler und Bosch. Aber auch jede Menge der so genannten „Hidden Champions“ tummeln sich im 35.751 Quadratkilometer großen Bundesland.  In der bundesdeutschen Bevölkerungsstatistik steht es mit seinen 10,6 Millionen Einwohnern an dritter Stelle. Mit anderen Worten: Jeder achte Bürger lebt im fleißigen Ländle. Fleißig heißt für das Jahr 2014 gesprochen, Exporterlöse in Höhe von 181,4 Milliarden Euro und erstmals der höchste Exportwert unter allen Bundesländern. Vor allem mit Amerikanern wird gut verdient. Von den über 4,3 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeiten rund 1,1 Millionen in einem Industriebetrieb. Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg weist für die Jahresmitte 2014 den Frauenanteil an der Gesamtbeschäftigtenzahl mit 1,9 Millionen aus. Zu den Jobhochburgen der Damen gehören Tübingen, Freiburg, Heidelberg, Baden-Baden und Pforzheim sowie Konstanz; alles Orte, an denen vorrangig Geist und Medizin vor Maschine und Blech das Business prägen, in ihnen überschreitet die weibliche Erwerbsbeteiligung die Fünfzigprozentmarke.

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Foto von Alesia Kazantceva

Gehalts- und lohntechnisch haben Frauen offensichtlich weniger Spielsteine im Brett der Wirtschaft. Das vergleichsweise wirtschaftlich prosperierende Baden-Württemberg weist die größte unbereinigte Entgeltlücke auf (37,1%). Zum besseren Verständnis: Die unbereinigte Entgeltlücke stellt lediglich Gehaltshöhen von Männern und Frauen absolut gegenüber, vergütungsrelevante Faktoren sind ausgenommen. Angesichts dieses Endergebnisses hilft es auch nicht viel, daraufhin zu weisen, dass dort, wo Arbeitgeber im Bundesdurchschnitt mehr zahlen, Männer wie Frauen mehr erhalten. Der Unterschied besteht und wird nicht verargumentiert. Der Gehaltsatlas erhebt keine Gründe. Er konstatiert.
 

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                                                            >> 171.966 Frauen | 277.031 Männer                                             

Am Land locken höhere Einstiegsgehälter

Eine weitere und für Personaler hilfreiche Reportnews ist die Tatsache, dass ländlich situierte Arbeitgeber im regionalen Wettbewerb um Bewerber mehr Vergütung zahlen als so manche Betriebe in Ballungsgebieten. Das Studienteam wertete 18.102 bundesweite Datensätze von Berufseinsteigern aus. Dass viele von ihnen in den Trubel der Großstädte ziehen wollen, nützt den dort ansässigen Unternehmen, sie können Vergütungsanreize je nach Branchenattraktivität mehr oder weniger vernachlässigen. Die höchsten Einstiegsgehälter servieren baden-württembergische, bayerische, hessische und rheinland-pfälzische Betriebe. Die Skala reicht von sieben bis 1,4 % überdurchschnittlicher Bezahlung.

Kleine Einschränkung: Führungskräfte werden quer durch Deutschland viel besser vergütet als Fachkräfte. Diese werden je nach Region vergleichsweise schlecht bis mies bezahlt, wie zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern oder Sachse-Anhalt. Für den Vorgesetzten hat man das Geld. Nahezu gleichermaßen bezahlt werden Top und Basis in Schleswig-Holstein, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Berlin. In Thüringen und Sachsen-Anhalt dürften Mitarbeiter tendenziell wohl am meisten merken, dass ihr Stuhl eben nicht der an der Sonne ist.  

Foto: Rike | pixelio.de

Vergütung von Damen in allen
Bundesländern unterdurchschnittlich

Im Report ist weiter zu lesen, dass gerade im Ländle Männer unter ihren Kollegen aus allen anderen Bundesländern weit über dem Bundesdurchschnitt verdienen; und zwar zu 27,3%. Die Damen sind zu 12,9% unterdurchschnittlich bezahlt. Ihren Kolleginnen in Hessen und Hamburg geht es da bedeutend besser, in Hessen liegt der Prozentsatz der Minderentgeltung nur bei 6,3% und in Hamburg bei 10,6%. Aus dem Gehaltsatlas ergibt sich leider nicht, inwiefern die Unternehmensgrößen von Arbeitgebern mit geschlechterabhängigem Entgelten zusammenhängen. Dabei lässt sich am Report ablesen, dass viele Firmen mit bis zu 101 Beschäftigten in vielen Bundesländern besser zahlen als Firmen mit bis zu 1.000 oder mehr Mitarbeitern. Vor allem in Hamburg, Hessen, Bayern und Berlin schütten die Kleineren ordentlich aus.