Die Zukunft der Arbeit

two women talking while looking at laptop computer
Foto von KOBU Agency

Die beruflichen Anforderungen und unsere Bewältigungsfähigkeiten scheinen immer mehr auseinanderzudriften. Die negativen Auswirkungen unserer heutigen Arbeitsweise (Anstieg von psychischen Erkrankungen, vermehrte Abhängigkeit von Genussmitteln, Drogen und Medikamenten) weisen immer mehr darauf hin, dass unsere Abwehr überlastet ist und wir einen Lebensstil führen, der für den Menschen prinzipiell als ungesund erscheint.

Viele Menschen ziehen sie dann zurück, weil sie sich ohnmächtig und fremdbestimmt fühlen und keinen Ausweg sehen. Das Phänomen der „inneren Kündigung“ ist weit verbreitet. Diese Menschen haben „innerlich schon längst gekündigt und verrichten ihre Arbeit nur mehr mit dem geringstmöglichen Aufwand und Engagement.

Viele Menschen arbeiten so viel, dass sie den Bezug zu ihrem Körper verlieren und wenn die Batterien schwächer zu werden drohen, teilweise mit Aufputschmitteln nachhelfen.

Das „Funktionieren-Müssen“ in einer technokratischen Welt geht offenbar einher mit einer emotionalen, seelischen, geistigen und sozialen Verkümmerung, auf Kosten von Gesundheit, Lebendigkeit und Gelassenheit.

Die Frage liegt auf der Hand: Kann es tatsächlich sein, dass Arbeit keinen Sinn mehr stiftet und sogar die Ursache von Krankheiten ist? Befinden wir uns jetzt an einer Umkehr? Sollte die tägliche Arbeit nicht auch zu unseren Ressourcen von Gesundheit zählen? Sollte sich die Arbeit nicht wieder an die Menschen anpassen?

Werte verändern sich

 

Der deutsche Neurobiologe Joachim Bauer meint, dass wir aus neurobiologischer Sicht auf soziale Resonanz und Kooperation ausgelegte Wesen sind. Kern aller menschlichen Motivation ist es, zwischenmenschliche Anerkennung, Wertschätzung, Zuwendung oder Zuneigung zu finden und zu geben. Wenn keine Chance auf Zuwendung besteht, schalten alle Motivationssysteme ab. Nicht zuletzt im Job ist das von erheblicher Bedeutung. Anerkennende Worte oder Gesten sind Balsam für die Seele – das ist mittlerweile unumstritten. 

 

Paul Jiménez vom Institut für Psychologie, Arbeits-, Organisations- und Umweltpsychologie der Kar-Franzens-Universität Graz meint, dass Geld nur ein kurzfristiger Zufriedenheitsmacher ist. Wirkliche Zufriedenheit entstehe nur dann, wenn man mit seiner Aufgabe wachsen könne, so Jiménez. Die meiste Wertschätzung erfahre man, wenn man mit seiner Aufgabe wachsen könne. Als Führungskraft wie als Mitarbeiter.

 

Aus der Forschung weiß Jiménez, dass die erlebte Wertschätzung das Befinden eines Menschen vorhersehen kann – und zwar bis hin zu Krankheitsfällen.

 

Die neue Führungskraft ist kein „Seelentröster“

 

Wenn man von der Definition ausgeht, dass es unter anderen zu den Aufgaben einer Führungskraft gehört, Rahmenbedingungen für die Mitarbeiter zu schaffen, um eine optimale Leistung zu erbringen, so könnte der Einsatz eines Betriebscoaches zu einer sehr sinnvollen und hilfreichen Unterstützung für beide Seiten beitragen. Denn nur wenige Führungskräfte sehen ihre Aufgabe darin, Seelentröster oder Bewusstseinsentwickler für ihre Mitarbeiter zu sein. Und nur wenige Führungskräfte haben die Zeit, die Fähigkeiten und Kompetenzen und letztendlich auch keine neutrale Stellung oder neutrale Haltung, um ihre Mitarbeiter nachhaltig zu coachen.

 

Und selbstverständlich ist es auch nachvollziehbar, dass kaum ein Mitarbeiter bereit ist, offen und ehrlich das eigene Denken, Fühlen und Handeln gegenüber seinem Vorgesetzten zu reflektieren oder seine Bedenken und Zweifel offen und ehrlich zu äußern und somit sein eigenes  Innenleben zu öffnen.

 

Mit dem Einsatz eines Betriebscoaches werden daher sowohl die Führungskraft als auch der Mitarbeiter entlastet und unterstützt.

 

Welche Aufgaben hat ein „ganzheitlicher Betriebscoach“?

 

Während sich der „Betriebsarzt“ vorwiegend um die körperlichen Belange aller Mitarbeiter kümmert, so kümmert sich der „ganzheitliche Betriebscoach“ um das Wohlbefinden, die Zufriedenheit und um die geistigen Belange der Mitarbeiter. Das Thema Gesundheit wird hier etwas weiter gefasst, denn auch der Geist und die Seele möchten gut ernährt werden. Und gerade weil dieses Bewusstsein in unserem Bildungs- und Gesundheitssystem noch immer kaum geschult wird, gibt es hier noch enormes Wachstums- und Entwicklungspotenzial für jeden einzelnen.

 

Letztendlich geht es darum, zu einer gesunden Lebensweise zu movieren und konkret darum, das Bewusstsein zu öffnen für die Faktoren, die zu einer gesunden Lebensweise beitragen. Jeder Mensch ist einzigartig und daher hat auch jeder Mensch Schwachstellen auf verschiedenen Ebenen. Diese zu erkennen und zu stärken, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen, sind wichtige Themen. Auch die uralte Erkenntnis „Jeder ist seines Glückes Schmied“, die ein wenig aus dem Blickwinkel geraten ist, wird hier wieder ins Leben gerufen.

 

Der Betriebscoach agiert wie jeder Coach als Impulsgeber, bringt einen Prozess in Bewegung, regt zu Veränderungen im Denken, Fühlen und Handeln, macht Zusammenhänge zwischen Körper, Geist und Seele bewusst und motiviert letztendlich den Mitarbeiter dazu, das eigene Potenzial zu erkennen und zu leben.

 

Der Betriebscoach ist Ansprechpartner für alle Mitarbeiter. Mitarbeiter haben die Möglichkeit - auf freiwilliger Basis - sich einer neutralen, unabhängigen und zur Verschwiegenheit verpflichteten Person anzuvertrauen und dabei vom Unternehmen Unterstützung zu erhalten.

 

Eine Persönlichkeitsanalyse als Standortbestimmung

 

Ein gutes Coaching-Instrument ist der Myers Briggs Typenindikator (MBTI), eine international anerkannte und wissenschaftlich fundierte Persönlichkeitsanalyse. Hier geht es darum, die persönlichen Präferenzen, Fähigkeiten und Talente zu erkennen und zu überprüfen, ob die beruflichen Aufgaben mit den persönlichen Präferenzen harmonieren. Auch entstehen viele zwischenmenschliche Konflikte eher durch die Unfähigkeit, Unterschiede im Persönlichkeitstypus  wahrzunehmen, zu verstehen und damit umzugehen, als aufgrund sachlicher Ursachen.

 

Wie wäre es, wenn…

 

  • …wir mit Meinungsverschiedenheiten so umgehen, dass sie nicht eskalieren?
  • …wir in der Lage sind, Beschwerden als hilfreiche Kritik anzunehmen?
  • …wir eine Atmosphäre schaffen, in der Vielfalt nicht einer Ursache von Reibungen ist,   
       sondern geschätzt wird?
  • …wir eine fehlerfreundliche Unternehmenskultur schaffen, in der nicht mehr Energie
       aufgewendet wird, um Fehler zu vertuschen als sie zu korrigieren?
  • …Arbeit Spaß macht?

Wachstum durch Qualität

Für langfristig erfolgreiche Unternehmen sind die Mitarbeiter das wichtigstes Kapital, die gefordert und gefördert werden. Ein Unternehmen, in dem Mitarbeiter gerne arbeiten, unterscheidet sich meist von anderen Unternehmen durch Authentizität, die Nutzung des innovativen Potenzials, die Beteiligung und Mitbestimmung der Mitarbeiter, die Übernahme von Selbstverantwortung jedes einzelnen, einer gesunden Einstellung zu Wachstum und zur Natur, einer ethischen Sichtweise sowie einer zukunftsweisenden Unternehmenskultur.

Zur Unternehmenskultur gehört z.B. die „Pausenkultur“. Wer Pause macht, wird in unserer Gesellschaft eher als faul angesehen. Jedoch weiß jeder, dass auch die „Pause zur Musik“ gehört und dass gerade in den Pausen unglaublich viel Kreativität und Innovation frei wird.

Unsere bisherige Denk-, Glaubensmuster und Verhaltensweisen haben zwar zu mehr Umsatz, mehr Gewinn, mehr Effizienz und zu mehr Ausbeutung geführt, haben aber nicht unbedingt die Lebensqualität des einzelnen erhöht! JETZT ist es an der Zeit, unsere Lebensqualität zu verbessern!

Autorin:
Mag. Irene Galler
www.ganzheitscoaching.at