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Foto von Glenn Carstens-Peters

Für politische Beobachter ist die Sache klar: Hatte die SPD in 2012 noch auf einem Parteitag beschlossen, den Einstieg in die Erhöhung der Altersgrenzen unter bestimmten Voraussetzungen auszusetzen, so vollzieht sie jetzt eine Kehrtwende und geht damit auch auf Konfrontationskurs mit den Gewerkschaften. Tatsächlich hat sich die Lage von über 60Jährigen in Deutschland seit den letzten neun Jahren drastisch verändert. Wie aus dem Bericht der Regierung hervorgeht, sind heute 49,9 Prozent aller Männer und Frauen – Selbstständige wie Angestellte – im Alter von 60 bis 64 Jahren erwerbstätig. In 2005 waren es noch 28,2 Prozent. Sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind aktuell 32,4 Prozent. Auch hier ist die Quote ordentlich gestiegen, in 2005 lag sie bei 14,7 Prozent.

Wie diese Entwicklung zu beurteilen ist, darüber scheiden sich die Geister von Parteien, Regierung und Sozialverbänden. Der Regierungsbericht bewertet die aktuell hohe Anzahl älterer Beschäftigter am Arbeitsmarkt positiv. Anders dagegen die Einschätzung des Grünen-Rentenexperte Markus Kurth. Er sagte der dpa, dass die Situation der Betroffenen im Erwerbsleben nicht gut sei. Ver.di zeigt sich überzeugt davon, dass es für die Rente ab 67 Jahre zu wenig Arbeitsplätze und zu wenig gute Arbeit gibt. Viele Ältere fänden meist nur noch Minijobs oder andere prekäre Beschäftigungsmöglichkeiten, schreibt die Gewerkschaft auf ihrer Website.

Die Betroffenen selbst sowie die Bevölkerung hat offenbar eine andere Sicht auf das Thema: Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Versicherers Gothaer Versicherung im September 2014 befürworten 88 Prozent der 1.513 Befragten eine flexible Renteneintrittsgrenze. Sie antworteten mit Ja auf die Frage: “Sollte es für Erwerbstätige grundsätzlich die Möglichkeit geben, auch über die gesetzliche Rentenaltersgrenze hinaus weiter zu arbeiten, wenn sie das möchten, oder sollte es wie bisher eine für alle verbindliche Rentenaltersgrenze geben?“.

Derweil ist die neue abschlagsfreie Rente mit 63 ein Kassenschlager. Nach einer Meldung der Zeitung „Mannheimer Morgen“ wurden von 163 000 bislang gestellten Anträgen rund 110.000 nahezu ausnahmelos bewilligt, wie ein Sprecher der Deutschen Rentenversicherung Bund in Berlin bestätigte.

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