Am Dienstag hat es mich für einen Tag nach München verschlagen: zur Handelsblatt Jahrestagung. Große Namen wie Günther Fleig, Personalvorstand der Daimler AG oder Brigitte Hirl-Höfer, Direktorin Human Resources bei Microsoft Deutschland lockten. Doch leider gaben die Personalvorstände keine Details aus ihrem Unternehmensalltag preis, sondern lieferten lediglich einen groben Überblick über diverse HR Instrumente, die nicht gerade mit Originalität bestachen.

Glücklicherweise boten hingegen andere Referenten den rund 200 Besuchern mehr Tiefe. Für mich ging der Tenor dahin zu fragen: Wie können wir die Mitarbeiter beteiligen, um sie an das Unternehmen zu binden? Einige aktuelle Studien haben einmal mehr besorgniserregende Werte für Unternehmen geliefert. Außerdem erkennen immer mehr HR-Experten, dass die Dynamik des Internets auch vor dem Personalmanagement nicht halt macht.

Diese beiden Trends brachte Prof. Dr. Peter Kruse, Geschäftsführender Gesellschafter von nextpractice, auf eine ganz neue Weise zusammen: Viele Menschen reagieren laut Kruse auf komplexe Systeme wie sie im Internetzeitalter vorherrschen mit einer intuitiven, emotionalen Bewertung. Um Employer of Choice zu werden, müssten Unternehmen genau hier ansetzen: Es gelte diese emotionalen Wertmaßstäbe zu analysieren und sich dabei an das zu halten, was die Menschen wirklich wollen.

Dafür gibt er in seinen Umfragen kein fertiges Sprachsystem vor, sondern lässt die Befragten Personen oder Unternehmen selbst beschreiben und mit Adjektiven belegen. Nach dieser Methode befragte er aktuell rund 100 Personen und baute daraus ein semantisches Netz, das eine Landkarte der heutigen Wertmaßstäbe in Bezug auf das Corporate Branding abbilden soll. Sein Ergebnis: Nachhaltigkeit und soziale Verantwortungen landen noch vor
Innovationskraft, den eigenen persönlichen Karrierechancen oder dem Einkommen. In einer klassischen Befragung würde natürlich kein Mitarbeiter so etwas behaupten. Die Neuentdeckung des Sozialen in Zeiten des Internets also? Sicherlich ein Thema, das wir in HRM.de noch vertiefen sollten.

Personalmanager müssten sich jedenfalls stärker mit der Hirnforschung auseinanderzusetzen, ist auch Prof. Dr. Leif Edvinson von der Lund University in Schweden überzeugt. Die Zukunft der Personalarbeit liege darin, das Gehirn des heutigen Menschenschlags, des Homo Zappiens, anzusprechen und zu befriedigen. Der Kenner des Intellectual Capital zeigte anschaulich, warum wir bereits längst in einer Wissensgesellschaft leben und unsere Wissenlandkarten dringend ein Update benötigen. Er plädiert jedoch für allem dafür, sich nicht nur auf das eigene Unternehmen zu konzentrieren, denn das meiste Wissen liege immer außerhalb. Sein Motto: Wir müssen Brücken schaffen zwischen internem und externem Wissen von Organisationen.

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Foto von Thought Catalog