Grundsätzlich gliedert Rock sein Werk in der Form eines Theaterstückes. Vier Akte mit ihren jeweiligen Szenen und einer Pause sowie der klassischen Zugabe am Ende machen dies deutlich. Das Gehirn fungiert als Bühne, mit Informationen als Schauspieler und einem Regisseur, der diese bewerten und sortieren muss, um dem Stück die richtige Richtung zu geben. Hier wird der Leser bereits vor die erste Herausforderung gestellt: Er muss sich gedanklich auf dieses eher „unwissenschaftliche“ Szenario einlassen. Gelingt dies nicht, wirkt der gewählte Kontext durchgängig störend.

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Foto von cetteup

Die Hauptpersonen der Geschichte sind Emily und Paul, die als Paar mit ihren Kindern in einer Stadt leben. Emily arbeitet als Führungskraft in einer Firma und Paul als selbstständiger IT-Berater. Beide haben den Anspruch nicht nur erfolgreich in ihren Berufen zu agieren, sondern auch ein intaktes Familienleben zu führen. So gibt es täglich eine Vielzahl von Aufgaben, Entscheidungen, Informationen und Problemen, mit denen Emily und Paul zu kämpfen haben. Nicht nur beruflich, sondern auch privat sehen sich beide häufig Zeitdruck, Stress oder Konflikten gegenüber.

Auf der Grundlage neurowissenschaftlicher Erkenntnisse erläutert Rock, warum unser Gehirn gerade in kritischen Situationen überfordert ist. Je besser Emily und Paul ihr Gehirn kennen lernen, desto gezielter können sie die Mechanismen steuern und effektiv nutzen, um den beschriebenen Situationen vorzubeugen bzw. gewohnte Schleifen zu durchbrechen.

Am Ende jeder Szene fasst der Autor noch einmal die wichtigsten neurowissenschaftlichen Erkenntnisse unter der Überschrift „Überraschendes zum Gehirn“ stichpunktartig zusammen. Die jeweils daran anschließende Aufforderung „Probieren Sie es aus“ gibt wertvolle Anregungen, das eigene Denken und Verhalten zu beobachten und die zahlreichen Ratschläge Rocks einmal selbst auszuprobieren.

Leider nutzt der Autor kaum visuelle Gestaltungsmöglichkeiten. Die von ihm verwendeten Abbildungen verdeutlichen in erster Linie, wo etwas im Gehirn passiert. Rock untermauert seine Ausführungen mit Ergebnissen statistischer Untersuchungen und wissenschaftlichen Modellen, die ebenfalls nur selten als Abbildung veranschaulicht werden.

Mein Fazit: Eine gute und leicht lesbare Lektüre, die unser tägliches Handeln einmal aus einer anderen Perspektive betrachtet. Leider hat der Klappentext bei mir Erwartungen an das Buch geweckt, die es letztlich nur zum Teil erfüllen konnte. Wer sich, wie ich, ein Nachschlagewerk mit direkt umsetzbarem Handwerkszeug für den beruflichen Alltag wünscht, wird nur eingeschränkt fündig. Vielmehr untermauert das Werk bereits Bekanntes aus dem Selbst-, Zeit- oder Konfliktmanagement durch neurowissenschaftliche Aspekte. Nichtsdestotrotz gelingt es David Rock, ein komplexes Thema gut nachvollziehbar darzustellen und das Interesse an weiteren Erkenntnissen der Neurowissenschaft zu wecken.

Praktischer Nutzwert * * * **
Lesbarkeit/Schreibstil * * * **
Verständlichkeit * * * * *
Gliederung/Übersichtlichkeit * * * * *
Meine persönliche Empfehlung für Personalverantwortliche * * * **

Brain at Work

 

Intelligenter arbeiten, mehr erreichen

Von David Rock

 

Campus Verlag 

1. Auflage 2011

330 Seiten, EUR 24,90

ISBN 978-3-593-39340-7