500 000-Millionen Euro zur Stabilisierung des Finanzmarktes in europäischer Einmütigkeit und im internationalen Schulterschluss. Eine beachtliche Leistung der Politik. Das brauchen wir dringend, weil die Probleme eben politisch und global gelöst werden müssen. Sicher auch inhaltlich im Prinzip vernünftig, bedenkt man die Alternativen. Und persönlich erleichternd, wenn die Alterssicherung nicht futsch ist.

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Foto von Domenico Loia

Da nicken auch die Vertreter der Gewerkschaften und Herr Lafontaine. Die Risiken müssen abgefangen werden. Denn es schlägt auf die Realwirtschaft durch. Eine Depression nimmt Spielräume und ohne Spielräume keine Entwicklung, auch nicht zum Guten. Die Menschen müssen wieder Vertrauen fassen, dann konsumieren sie wieder, denn ohne Konsum kein Wachstum. Aber kaufen sie dann nicht wieder Autos, auch wenn diese noch unnötig schwer sind und viel Sprit saufen? Aber leisten sie sich nicht wieder viele Dinge, die sie nicht wirklich brauchen, und sparen sie nicht weiterhin z.B. an gesunden und fair erzeugten und gehandelten Lebensmitteln? Ist Geldmangel wirklich der Hauptgrund für Konsummäßigung? Vielleicht sind viele Bürger auch dieses Konsums überdrüssig geworden und verzichten nicht nur aus Angst, sondern aus Unbehagen an unserer Wirtschaftskultur.

Aber Lehren müssen gezogen werden, sagen einige prominente Fachleute. Wir müssen weg von einem Finanzkapitalismus und wieder hin zu einem Realwirtschaftskapitalismus. Müssen wir? Müssten wir nicht viel mehr zu einer Weltwirtschaft finden, die alle versorgt ohne die Ressourcen zu plündern? Wo sind in den öffentlichen Diskussionen dieser Tage Themen wie Umwelt, sozialer Ausgleich, nachhaltiges Wirtschaften etc.? Keine Zeit? Wenn der Hof brennt, ist keine Kraft für Überlegungen zu nachhaltigem Ackerbau!? Kommt das dann noch? Oder müsste das System nicht noch mehr erschüttert werden, dass Chancen auf eine andere Wirtschaftslogik entstehen? Kann man das wünschen? Könnte man das verantworten?

Halt das war doch eine Stimme: Ernesto Cardenal. Als er gefragt wurde, wie er die Bemühungen um eine sozialistische Revolution in Nicaragua im Lichte der heutigen Entwicklung sieht, führte er Sinngemäß aus:

· Die Revolution wurde in 8-jährigem Krieg durch die US-Amerikaner unterdrückt.
· Sie scheiterte auch an der Korruption einiger Revolutionäre, die heute das Unterdrückungsregime mit betreiben.
· Der Sozialismus hat nicht funktioniert, weil er schlecht gemacht war. Was daraus wurde, war kein Sozialismus.
· Der Kapitalismus scheitert an seiner Logik.

Marktwirtschaftliche Prinzipien zur Steuerung von Milliarden von Entscheidungen scheinen auch mir unverzichtbar. Gibt es die auch ohne Kapitalismus?