„Die HR-Branche hat die vergangenen zwei Jahre sehr gut überstanden“, sagte Alexander Petsch, Geschäftsführer des Veranstalters spring Messe Management GmbH & Co. KG, am ersten Messetag auf der Pressekonferenz. Exemplarisch zu beobachten sei diese Entwicklung auf der Messe PERSONAL: Verbuchte die Veranstaltung 2008 noch 208 Aussteller, waren es im vergangenen Jahr schon rund 250. Am 27. und 28. April zeigten nun 280 Anbieter ihr Portfolio. Auch die Nachfrage der Personalverantwortlichen sei ungebrochen und lege sogar wieder zu. „Schon an unseren europäischen HR-Messen in diesem Frühjahr konnte man ablesen, dass sich der Markt belebt“, so Petsch.

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Foto von You X Ventures

Weiterbildung auf hohem Niveau hat Konjunktur

Ein wichtiger Frühindikator ist dabei die Weiterbildungsbranche. „Während der Krise hatten viele Unternehmen ihre Weiterbildungsbudgets eingefroren, da es sich um einen kurzfristig beeinflussbaren Kostenfaktor handelt“, hat Udo Geier, Leiter Key Account Management der Haufe Akademie GmbH & Co. KG, beobachtet. Der Markt habe sich entsprechend ausgedünnt. „Durch die Krise sind viele kleine Trainingsanbieter vom Markt verschwunden“, erklärte auch Messemacher Alexander Petsch. Die Ansprüche der Unternehmen stiegen. Außerdem erwarteten die meisten Unternehmen eine Verzahnung von verschiedenen Lernmethoden, die sich an ihrer Unternehmensstrategie ausrichte. „Da können manche nicht mehr mithalten“, so Petsch.

Nun geht es aber mit der Weiterbildungsbranche wieder aufwärts: Sie profitiert als eine der ersten vom nahenden Aufschwung. „Für uns verlief die Messe sehr erfolgreich, viel besser als im vergangenen Jahr“, erzählt Geier. Gerade aus der Achse Stuttgart-München seien sehr viele Bestandskunden vor Ort gewesen. Auch zahlreiche Neukunden aus namhaften Unternehmen wie Porsche, Bosch und IBM sowie aus mittelständischen Firmen habe die Haufe Akademie am Stand begrüßen können. „Wirklich herausragend war für uns insbesondere der zweite Tag“, sagt Raluca Philippi, Key Account Managerin der Haufe Akademie. „Da hatten wir nonstop gute Gespräche.“

„Die Gesamtstimmung habe ich durchweg als sehr positiv empfunden“, urteilt auch Barbara Ronach, Account Managerin und Leiterin Seminare der Know How! AG. „Die Anfragen der Besucher kamen aus ganz unterschiedlichen Bereichen, aber bei den Themen E-Learning und Web 2.0 war im Vergleich zur PERSONAL2008 vor zwei Jahren in Stuttgart eine deutliche Zunahme zu erkennen.“ Neue technische Themen bräuchten immer recht lange bis sie sich durchsetzen – gerade bei Personalern, die mit Menschen arbeiten möchten und eher sozial als technisch orientiert seien. „Deshalb haben wir auch immer noch viele Anfragen nach individueller Weiterbildung in Form von Präsenzseminaren“, sagt Ronach.

Social Media kommt in Unternehmen an

Moderne Technologien spielen in der Personalarbeit gleichwohl eine immer wichtigere Rolle. Zu beobachten war dieser Trend auf der PERSONAL2010 vor allem in punkto Social Media. Die Foren mit Vorträgen zu dem Thema zogen ein breites Publikum an und laut einer ersten Umfrage des Veranstalters war ein großer Teil der Besucher wegen dieses Themas zur Messe gekommen.

„Das Internet bietet für das Recruiting gigantische Möglichkeiten“, sagte Michael Picard, Direktor Personal der Otto GmbH & Co KG, auf der Pressekonferenz. Das Handelsunternehmen nutze Web-2.0-Anwendungen vor allem, um aktives Recruitment zu betreiben. In sozialen Netzwerken wie Xing und Facebook spreche die Personalabteilung gezielt potenzielle IT-Mitarbeiter und E-Commerce-Experten an. „Mittlerweile finden außerdem 80 Prozent der Erstgespräche mit Stellenbewerbern per Webcam am Computer statt“, berichtete der Personalleiter. Es habe sich gezeigt, dass Kandidaten aller Altersstufen, aller Hierarchien und aller Funktionen dazu bereit seien.

„Social Media schafft neue Channels, um Bewerber zu erreichen, die bereits vorhandenen bleiben aber weiter ein wichtiger Teil im Recuitingmix“, beobachtete Alexander Petsch von spring Messe Management. Im Bezug auf Social Media und ihre Nutzungsmöglichkeiten bestehe aber noch großer Informationsbedarf. Inzwischen hätten auch viele Online-Jobbörsen den Trend erkannt und böten ein entsprechendes Beratungsangebot an.

„Wir haben vor allem im Bereich Social Media in letzter Zeit viele Neuerungen eingeführt, die auf großes Interesse gestoßen sind“, berichtet Margit Engelhart, Marketing Managerin von Stellenanzeigen.de. Wer eine Stellenanzeige der Online-Jobbörse buche, sei außerdem auf vielen Web-2.0-Kanälen wie Facebook oder Twitter zielgruppenfokussiert präsent. Bewerber könnten beispielsweise über „Jobalerts“ bei Twitter wie in einer richtigen Jobbörse Kategorien und Regionen eingrenzen.

Softwareanbieter und Zeitarbeitsunternehmen

können punkten

Obwohl die Nachfrage nach Recruiting mit Social Media eindeutig zunimmt, gibt es laut Margit Engelhart immer noch viele Personaler, die sich erst einmal ganz allgemein über die Möglichkeiten im E-Recruiting informieren und kaum Web-2.0-Erfahrungen mitbringen.

Auch auf anderen Gebieten der Personalarbeit ließe sich noch viel bewegen, meint Elke Jäger, zuständig für Marketing und Public Relations bei der Atoss Software AG. Gemeinsam mit acht weiteren Softwareanbietern hat das Unternehmen auf der Messe PERSONAL2010 eine Interessensgemeinschaft gegründet: die Zukunftsinitiative Personal (ZiP). Geplant ist zunächst eine gemeinsame Website, die über innovative Unternehmensbeispiele informiert. „Wir möchten mit ZiP das Bewusstsein dafür schaffen, dass es rund um die Personalarbeit noch viel Potenzial gibt und die Erfahrung aus unseren Projekten einbringen“, so Jäger.

Die Nachfrage nach Softwareprodukten für die Personalarbeit ist im Krisenjahr 2009 den Ausstellern zufolge nur leicht zurückgegangen. Einerseits hätten die Unternehmen Projekte auf Eis gelegt, die sie nun aber nicht mehr länger aufschieben könnten. Andererseits habe gerade die schlechte Konjunktur gezeigt, dass eine passende Software Prozesse optimieren und die richtigen Zahlen dafür liefern könne – und damit Kosten sparen helfe. „Wir haben viele interessante Gespräche und das macht natürlich Spaß“, sagte Elke Jäger am zweiten Messetag.

Auch die Zeitarbeitsbranche kann sich über die gute Entwicklung freuen. „Wir waren mit den Kontaktzahlen rund um unseren Stand sehr zufrieden“, erzählt Björn Vogt, verantwortlich für PR und Marketing der Trenkwalder Personaldienste GmbH. „Seit einigen Monaten steigt bei uns die Zahl der Zeitarbeiter wieder – vor allem seit Beginn des Jahres.“ Mit den wirtschaftlichen Turbulenzen habe die Zeitarbeit ein besseres Image bekommen und viele Unternehmen hätten sie als Instrument für die Flexibilisierung neu entdeckt. Branchenbeobachter gehen sogar davon aus, dass die derzeitige Entwicklung der Nachfrage dazu führen könnte, dass schon Ende des Jahres die Zahl der Zeitarbeiter vor der Krise wieder erreicht wird.

Neuer Standort im Norden

Ob diese Trends anhalten, können Experten für Personalmanagement im kommenden Jahr auf der Messe PERSONAL2011 gleich an zwei Standorten beobachten: Süddeutschlands größter HR-Gipfel erstreckt sich ab 2011 auch auf Deutschlands Norden. Vom 6. bis 7. April feiert die nördliche Ausgabe der PERSONAL2011 in Hamburg ihre Premiere.

Eine Woche später geht die PERSONAL2011 in München vom 13. bis 14. April in die 12. Runde. Den Trend Betriebliches Gesundheitsmanagement greift der Veranstalter dabei erstmals mit einer eigenen, parallelen Messe auf: der Corporate Health Convention.

Weitere Informationen: www.personal-sued.de