„Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte.“ Dieses Zitat des griechischen Philosophen Sokrates zeigt, dass Missverständnisse und Differenzen zwischen den Generationen bereits in der Antike ein Thema waren.

Beitragsbild zum Blogbeitrag von Frank Hasenöhrl zum Thema Generation Alpha
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Im 20. und 21. Jahrhundert sorgen der schnelle technische Fortschritt und ständiger gesellschaftlicher Wandel dafür, dass diese Kluft so groß wie nie zuvor ist. Als Recruiter*innen und Verantwortliche im Bereich HR ist es aber natürlich Ihre Aufgabe, für eine gute generationsübergreifende Zusammenarbeit zu sorgen. Anders als viele Ältere können Sie sich nicht einfach mit einem Kopfschütteln gegenüber den Jüngeren begnügen. Vielmehr gilt es, die nachfolgende Generation an Arbeitnehmer*innen zu verstehen und ihr dadurch auf Augenhöhe empathisch begegnen zu können.

Die Generation Alpha – das sagen Forscher voraus

Die Generation Alpha steckt noch in den Kinderschuhen. Trotzdem können Generationenforscher und Soziologen bereits einige Kerneigenschaften dieser neuen Bevölkerungsgruppe voraussagen. Geboren zwischen den Jahren 2010 und 2025 wächst die Generation Alpha erstmals komplett im digitalen 21. Jahrhundert auf. Sie kennt keine Welt ohne ständige Verfügbarkeit und Vernetzung. Beides ist für sie daher vollkommen selbstverständlich Teil ihres Alltags – auch bei der Jobsuche und später bei der Arbeit.

Viele Kinder können heute Handys und Tablets intuitiv bedienen, bevor sie erste vollständige Sätze bilden. Als Early Adopter integrieren sie neue Technologien nahtlos in ihren Alltag. Dieser ist geprägt von der zunehmenden Automatisierung: Künstliche Intelligenzen, Chatbots und Deep Learning-Algorithmen sind für die Generation Alpha ebenso selbstverständlich wie die enge Verflechtung von realem Leben und virtueller Onlinewelt.

Durch die ständige Verfügbarkeit von Medienangeboten aller Art und der beinahe gewohnheitsmäßigen Reizüberflutung werden heutige Kinder später wahrscheinlich ganz genau filtern können, was ihre Aufmerksamkeit erregt. Für Recruiter*innen wird es daher umso schwerer werden, das Interesse potenzieller Talente auf sich zu ziehen. Das richtige Employer Branding und ein gut vernetzter Auftritt mit aussagekräftigen Alleinstellungsmerkmalen wird in Zukunft daher noch wichtiger werden, um passende Bewerber zu erreichen. 

Das sind die prägendsten Einflüsse der Generation Alpha

Jugend und Aufwachsen unterscheiden sich heute grundlegend von den Erfahrungen, die wir in unseren Jugendjahren gemacht haben. Die Veränderungen in der Sozialisierung sorgen auch für einen Wertewandel der künftigen Generation Alpha. Aufgrund der derzeitigen Lage schätzen Experten, dass vor allem folgende Aspekte die Kinder der letzten und kommenden Jahre stark prägen werden:

  1. Digitalisierung und Vernetzung
    Das Leben findet in immer größerem Maße digital statt. Gleichzeitig werden immer mehr Prozesse in der realen Welt digitalisiert und durch Vernetzung automatisiert. Dadurch könnte es für die Generation Alpha schwieriger werden, im Alltag ihre Selbstwirksamkeit zu entwickeln und auszuleben. Forscher*innen prognostizieren, dass dadurch Sinnfragen in dieser Generation besonders laut und häufig werden könnten.

  2. Sozialer Zusammenhalt
    Lokales Engagement vor Ort und in traditionellen Formen wie Vereinen oder Jugendzentren nehmen immer mehr ab. An ihre Stelle treten über das Internet organisierte Gemeinschaften. Der Wohnort als Voraussetzung für die Vernetzung fällt weg und Randgruppen bekommen eine höhere Reichweite. Dadurch nimmt aber auch die Distanz und Verbundenheit im unmittelbaren Lebensumfeld ab. Der Gen Alpha könnte es schwerfallen, soziale Kontakte abseits gemeinsamer Interessen oder Einstellungen aufrecht zu erhalten.

  3. Klima- und Umweltschutz
    Da sie bereits in jungem Alter mit der Realität der Umweltverschmutzung und -zerstörung konfrontiert werden, entwickeln Angehörige der Generation Alpha ein feines Gespür für Klima- und Umweltbewusstsein. Viele von ihnen werden bereits von klein auf umweltschädigende Hobbies und Verhaltensweisen verzichten – einerseits freiwillig, andererseits auch durch sozialen und politischen Druck.

  4. Unsicherheit bezüglich Wohlstand
    Wirtschaftskrisen und die weltweite COVID-19 Pandemie sorgen dafür, dass die Generation in einer von Unsicherheit und Existenzängsten geprägten Welt aufwächst. Sie erlebt damit am eigenen Leib, dass Wohlstand in Deutschland keine Selbstverständlichkeit mehr ist und man für Erfolg hart arbeiten muss.

  5. Ressourcenknappheit
    Während für vorangegangene Generationen vor allem die immer drängender werdende Ölknappheit von Bedeutung war, weitet sich diese Problematik für die Generation Z auf immer mehr Bereiche aus. Gleichzeitig erlebt sie, wie die Menschheit diesen Problemen mit neuen technischen Errungenschaften begegnen und sie überwinden kann.

Die Generation Alpha für Recruiter*innen und HR Verantwortliche

Prognosen gehen derzeit davon aus, dass zwischen 2010 und 2025 insgesamt etwa 2,2 Milliarden Menschen auf die Welt kommen werden. Damit überholt die Generation Alpha voraussichtlich die Babyboomer als bevölkerungsstärkste Generation überhaupt. Es liegt daher nicht nur im Interesse von Firmen, sich auf die Bedürfnisse dieser Menschen als Kunden einzustellen. Wer langfristig erfolgreich sein will, muss die neue Generation auch als begeisterte und engagierte Mitarbeiter*innen für sich gewinnen. Dabei zeichnen sich drei Bereiche als besonders bedeutend ab:

  1. Modernes Recruiting und HR Management
    Schon heute zeichnen sich einige Recruiting-Trends ab, die sich im Laufe der nächsten Jahre noch verstärken werden. Wer die Generation Alpha erreichen will, wird sie in ihrem natürlichen Umfeld abholen müssen. Mobile Recruiting und schnelle digitale Angebote sind der Stellenmarkt der Zukunft.

  2. Aktuelle Technik und Arbeitsmöglichkeiten
    Die Generation Alpha ist von Kindesbeinen an möglichst intuitiv bedienbare und reibungslos funktionierende Soft- und Hardware gewöhnt. Ihr Verständnis und ihre Geduld für Technikprobleme dürfte dementsprechend gering ausgeprägt sein. Das bedeutet für viele Unternehmen, dass es endlich Zeit ist, technisch aufzurüsten. Damit können Sie nicht nur die Produktivität steigern, sondern auch zukünftige Talente dank einfacherer Arbeitsprozesse für sich gewinnen.

  3. Gesellschaftliches und Umweltbewusstsein
    Die Generation Alpha wird sich voraussichtlich noch mehr mit der Sinnhaftigkeit ihrer Tätigkeit identifizieren wollen als ihre Vorgängerinnen. Unternehmen müssen ihnen daher als potentieller Arbeitgeber Antworten auf gesellschaftliche, soziale und umweltpolitische Fragen geben. Bewerberinnen werden wahrscheinlich gezielt nach solchen Firmen suchen und diese im Auswahl- und Bewerbungsprozess deutlich bevorzugen.

Fazit: Wer heute mit Employer Value Proposition startet, ist einen Schritt voraus

Indem Sie Trends bereits heute erkennen und Ihre Strategie dementsprechend ausrichten, können Sie einen entscheidenden Vorsprung gewinnen. Die Employee Value Proposition (EVP) wird in Zukunft immer wichtiger werden. Indem Sie Ihr Unternehmen schon jetzt als attraktiven Arbeitgeber positionieren, der soziale und ökologische Verantwortung übernimmt,  schaffen Sie beste Voraussetzungen für die Anwerbung neuer Talente der Generation Alpha.