Überall und jederzeit stehen uns Informationen zur Verfügung. Leicht kommen wir deshalb zur Annahme, nahezu alles entscheiden zu können. Sobald man uns mehr Zeit gäbe, wir mehr Informationen sammeln können, würden wir jedes noch so komplexe Problem lösen. Doch so leicht geht es nun doch nicht. Allzu viele Dinge bleiben unvorhersehbar. Und in solchen Situationen können mehr Zeit und mehr Information auch nicht mehr helfen. Entscheidungsexperten, wie Prof. Gerd Gigerenzer, Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin, raten dazu, mutig auf den Bauch zu hören und der Intuition eine Chance zu geben. Komplexe Probleme brauchen manchmal einfache, heuristische Zugänge zur Lösung. Der Bauch, das gefühlte Wissen, ist dann gefragt, nicht die Logik.

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Foto von Austin Distel

1. Die Krankheit im Denken

Unsere Grenze der Logik erschwert es uns, die richtige Entscheidung zu fällen. Es ist das Denken des Abendlandes, von vielen leider als das „einzig richtige“ Denken etikettiert, das uns mit drei Axiomen (= Grundannahmen) von Kind auf geprägt hat, wie das der Wiener Professor, Herbert Pietschmann, ausführt. Erstens muss, nach dem Satz der Identität, die Eindeutigkeit aller Begriffe gegeben sein. Beispielsweise: „Ich bin evangelisch“ meint, dass ich ausschließlich dieser Religion angehöre und keiner anderen. Als zweites Axiom begleitet uns der Satz vom Widerspruch. Er besagt, im Falle zweier einander widersprechender Aussagen, wäre mindestens eine falsch. Niemals könnten beide richtig sein. Daraus leitet sich eine „Krankheit im Denken“ ab, die wir den „Richtig-Falsch-Wahn“ nennen können. Schließlich kennen wir als drittes Axiom den Satz vom ausgeschlossenen Dritten. Bei einem Widerspruch hat eine Seite recht und eine unrecht. Etwas ist schwarz oder eben nicht schwarz. Eine der beiden Möglichkeiten muss richtig sein und eine dritte Möglichkeit ist ausgeschlossen. Diese Axiome der Logik sind zu unseren Denkgewohnheiten geworden. Obwohl das Leben uns mit vielen Situationen konfrontiert, die nicht in dieses logische Korsett passen, halten wir gewohnheitsbedingt daran fest. Der einzige Ausweg aus dieser Form des Widerspruchs ist der „Weg nach oben“, die Suche nach einer Synthese, in der sich beide harmonisch vereinen. Herbert Pietschmann nennt diesen Widerspruch eine Aporie. Unser Leben steckt, wenn wir genau hinsehen, voller Aporien. Daraus können wir schließen, dass jeder ernsthafte Widerspruch in unserem Leben eine Quelle der Entwicklung ist, weil in ihm die Lösung auf höherer Ebene schon angelegt ist.

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