Da ordert der Chef etwas an wie „agile Transformation“ – und alle schauen weg, sind gespannt, war¬ten ab, ob das Schreckgespenst einmal mehr vorübergeht, wie so viele vor ihm. Und die Führungskräfte wundern sich, dass die Umsetzung nicht gelingt, dass sie scheitern, dass sie ihre Mitarbeiter einfach nicht motiviert bekommen. Und schon sind wir mitten im S.A.U.-Prozess – der übrigens nicht mehr unmittelbar etwas mit der durchs Dorf getriebenen Sau zu tun hat, aber genauso „stinkt“ – denn er beschreibt das „Scheitern An Umsetzung“.
Die erste S.A.U.-Falle ist die fehlende Positionierung. Oftmals fehlt die intensive Beschäftigung mit der wichti¬gen Ausgangsfrage: „Wo stehen wir heute und warum?“. Die zweite S.A.U.-Falle ist die Perspektive. Eine klare Vision sowie genaue Zukunftsideen für Unternehmenswachstum, Projekt und Fortschritt fehlen. Die wichtige Klärungsfrage „Wo wollen wir hin?“ wird nicht ausreichend diskutiert. Die dritte S.A.U.-Falle ist das Personal. Hier geht es um das Verharren in der Komfortzone und die mangelnde Motivation für Umsetzung. Der Grund? Immer weniger Mitarbeiter sind emotional an das Unternehmen gebunden. Die vierte S.A.U.-Falle ist der Plan. Es fehlt die Orientierung. Zu viele oder nicht messbare Ziele, keine Priorisierung und Auf¬tragsklärung führen zur Verunsicherung, sodass die Umsetzung erst gar nicht in Gang kommt. Die fünfte S.A.U.-Falle ist der Prozess. Hier geht es um die zu geringe oder fehlende Transparenz hinsichtlich der Verantwort¬lichkeit und um die erforderlichen Kompetenzen. Wie ist der Prozess genau definiert und welche Teilschritte – das Was – sind konkret zu tun? Die sechste S.A.U.-Falle ist das Potenzial. Aufgrund schwacher Analysen werden Zukunftspotenziale nicht erkannt, es fehlt Kreativität und kein Innovationsprozess kommt in Gang. Mangelnde Selbstkritik sowie eine schlechte Fehlerkultur im Unter¬nehmen führen zusätzlich zu einer grundlegenden und weitreichenden Stagnation.
Scheitern wird als Misserfolg definiert. Das Nichterreichen eines Ziels. Etwas hat nicht den angestrebten Erfolg. Versagen. Logisch, dass man so etwas nicht will und es deshalb möglichst mit allen Mitteln zu vermeiden sucht. Dabei wusste schon Winston Churchill: „Erfolg ist die Fähigkeit, von Misserfolg zu Misserfolg zu schreiten, ohne die Begeisterung zu verlieren.“ So gesehen wäre das Scheitern eine Kunst. Die Kunst näm¬lich, das Scheitern nur als einen notwendigen Schritt auf dem Weg zum Erfolg zu sehen. Schließlich kann nur scheitern, wer überhaupt aktiv wird und einen oder gar mehrere Versuche wagt. Ohne wäre Stillstand vorpro¬grammiert, ein Vorwärtskommen als Mensch und Unternehmen unmöglich. Ein erster Weg raus aus dem S.A.U.-Prozess würde also bedeuten, Scheitern nicht län¬ger negativ zu bewerten, wie beispielsweise Thomas Alva Edison, Erfinder u.a. der Glühbirne, der einmal sagte: „Ich bin nicht gescheitert. Ich habe 10.000 Wege gefunden, wie es nicht funktioniert.“
Was hinlänglich als Kausalität bezeichnet wird, findet auch zum Thema Umsetzung seine Bestätigung. Die Auswirkungen des S.A.U.-Prozess sind ohne Frage dramatisch. Schaffen es Unternehmen nicht, den S.A.U.-Fallen zu entkommen, ist der wirtschaftliche Erfolg in Gefahr. Tappen einzelne Führungskräfte in die S.A.U.-Fallen, hat dies schädliche Auswirkungen sowohl auf deren Leben als auch auf das ihrer Mitarbeiter. Eines allerdings wollen wir an dieser Stelle betonen: Kausalität hin oder her – jeder hat immer die Möglichkeit, Bedingungen zu verändern! Wie dies gelingt? Mit der 8A-Umsetzungsmethode – nachzulesen im Buch „Umsetzen statt Scheitern“ (ISBN 978-3-648-12270-9).
Wollen wir etwas erreichen – noch dazu etwas Neues –, brauchen wir Umsetzungskompetenz. Wir haben einen Wunsch, eine Vision, ein Ziel – und eine Strategie soll uns dahinführen. Manchmal gelingt dies mit relativ geringem Aufwand, manchmal müssen wir uns deutlich mehr anstrengen. Denn um in die Umsetzung zu kommen, bleibt uns oft nichts anderes übrig, als unser Verhal¬ten zu ändern. Eine große Herausforderung für uns Menschen. Auch weil Veränderung mit einem hohen Maß an Selbstdisziplin ein-hergeht. Diese und der Wille, das Ziel zu erreichen, führen dann aber fast automa¬tisch zu einer konsequenten Selbststeuerung. Wichtig im Zusammenhang mit Umsetzung in Unternehmen: Haben Menschen diese Selbststeuerung, brauchen sie weniger Motivation von außen, weil sie diese praktisch in sich haben. Was es für Führungskräfte wesentlich leichter macht. Führung heißt dann nämlich, den natürlichen Prozess einfach nur zu begleiten und von Fall zu Fall punktuell einzugreifen, wenn es notwendig ist.

hallway between glass-panel doors
Foto von Nastuh Abootalebi