Frau Schlennstedt, wie ist damals die Idee entstanden, eine Fachmesse für Personalmanagement zu veranstalten?

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Foto von Austin Distel

Miriam Schlennstedt (MS): Wir hatten ausgiebig recherchiert und uns lange auf den Start der ersten Zukunft Personal im November 2000 vorbereitet. Damals gab es kein vergleichbares Angebot. Die DGFP richtete zwar alle zwei Jahre eine kleine Fachmesse aus. Aber schon damals war die Ausstellung im Vergleich zum Kongress eher nebensächlich. Sicherlich wurde HR-Dienstleitern auch auf großen Leitmessen – wie der Cebit zum Beispiel – immer ein Sonderbereich ausgewiesen. Doch uns kam es darauf an, Anbietern und Personalern eine eigene Plattform zu bieten. So wurde die Idee zur Zukunft Personal geboren.

Sie sind also als relative Neulinge in den Markt gestartet. War das ein Nachteil?

MS: Nun ja, das hat bei einigen Akteuren in der HR-Szene zunächst schon eher herablassende Verwunderung ausgelöst. Doch auch in unserem eigenen Team waren nicht alle siegessicher. Denn das Thema Personalmanagement war zu der Zeit noch ganz neu in Deutschland – in den Medien war es bis dato kaum präsent. Die erste Zukunft Personal fiel dann mit rund 60 Ausstellern zwar noch relativ klein aus, aber vom Start weg hatten wir zufriedene Aussteller und interessierte Fachbesucher. Mit diesem Erfolg war klar, dass die Messe noch viel Potenzial hat.

Welche Themen haben die Personaler zu der Zeit beschäftigt?

MS: Personalarbeit verbanden viele damals noch ausschließlich mit Personalverwaltung. Außerdem gehörten die klassische Personalentwicklung und die Rekrutierung zu den Kernaufgaben. Auf der ersten Zukunft Personal in Karlsruhe war Online-Rekrutierung noch für viele eine Entdeckung. Nachdem sich bis dahin nur IT-Spezialisten über das Internet Stellen gesucht hatten, entdeckte der HR-Markt das Instrument nun für alle Berufszweige. In dieser Zeit entstanden die ersten Karriereportale.

Wie hat sich der HR-Markt seither entwickelt?

MS: Der HR-Markt war vor zehn Jahren noch etwas kleiner und überschaubarer. In den vergangen Jahren sind eine ganze Reihe neuer HR-Dienstleister hinzugekommen. Das Angebot für Personaler ist viel größer geworden. Diese Entwicklung können Sie auch auf der Zukunft Personal beobachten: Die Aussteller- und Besucherzahlen sind stetig gestiegen.

Stellt ein Wechsel in der Projektleitung der Messe da nicht einen schwierigen Bruch dar?

Tina Engelhard (TE): Ich hatte das große Glück, noch von Frau Schlennstedt direkt zu lernen, bevor ich die Messe Anfang 2004 übernahm. Das halbe Jahr Übergabezeit war enorm hilfreich.

MS: Mir war es sehr wichtig, die Zukunft Personal in kompetente Hände zu legen. Das ist uns mit Tina Engelhard absolut gelungen.

Wie entwickeln Sie die Messe weiter, Frau Engelhard?

TE: Im Messegeschäft müssen Sie schon sehr weit im Voraus planen. Deshalb setzen wir uns immer Ziele für die kommenden drei Jahre. Vieles von dem, was wir uns vorgenommen haben, ist bereits erreicht: Zu Beginn hatten wir das Ziel, die größte HR-Messe in Deutschland zu werden. Mittlerweile sind wir die größte in Europa und auf Platz 2 weltweit. Aber auch thematisch versuchen wir immer wieder Trends zu entdecken und zu etablieren. Gerade waren wir in den USA auf der Messe der Society for Human Resource Management (SHRM), um uns inspirieren zu lassen. Manche US-Trends kommen hier vielleicht noch etwas zu früh, werden aber sicher auch irgendwann relevant sein. Unabhängig davon arbeiten wir daran, unsere Ausstellungsbereiche zu erweitern. Gelungen ist uns das etwa beim Thema Zeitarbeit, das lange Zeit unterrepräsentiert war. Mittlerweile sind nahezu alle großen Anbieter auf der Zukunft Personal vertreten – Trenkwalder ist sogar Hauptsponsor.

Sie treiben die Internationalität der Messe immer weiter voran. Welche Absicht verfolgen Sie damit?

TE: HR hört nicht an den Landesgrenzen auf. Sicherlich gibt es Themen, die in verschiedenen Ländern unterschiedlich gehandhabt werden. Aber auf Gebieten wie der Personalentwicklung oder dem Recruiting stoßen alle Personalmanager auf die gleichen Schwierigkeiten. Wir hatten im vergangenen Jahr Besucher aus China, Pakistan, Island und vielen weiteren Ländern. Deutsches Personalmanagement genießt einen guten Ruf im Ausland. Warum daher nicht von den Besten lernen und das Programm für Ausländer spannender gestalten?

Was sind aus Ihrer Sicht die größten Veränderungen in diesem Jahr?

TE: Die einschneidendste Veränderung ist sicherlich die Verlängerung auf drei Messetage. Unsere Befragungen im vergangenen Jahr haben ergeben, dass viele Personalmanager gerne die Messe besucht hätten, aber an beiden Tagen keine Zeit hatten. Andererseits waren im vergangenen Jahr mehr als 25 Prozent der Besucher an beiden Tagen auf der Messe, um sich so viele Vorträge und Anbieter wie nur möglich anzuschauen. Mit dem dritten Messetag haben wir nun auch die zeitlichen Kapazitäten, um eine weitere Themenreihe einzuführen: HR Career. Das lag uns am Herzen, denn wir glauben, dass gerade junge HR-Manager Tools zur Weiterentwicklung brauchen. Neu ist auch das Keynote-Forum, in dem rund 300 Sitzplätze vorhanden sind. Wir möchten damit mehr Besuchern die Möglichkeit geben, in Ruhe den Vorträgen unserer internationalen Experten zuzuhören.

Frau Schlennstedt, Sie arbeiten mittlerweile für das Netzwerkportal HRM.de. Wird es Ihrer Meinung nach in Zukunft überhaupt noch reale Messen geben?

MS: Ich glaube schon. Es ist notwendig und wichtig, dass sich die Akteure auf dem HR-Markt einmal im Jahr treffen, um sich über aktuelle Personalthemen zu informieren und sich mit anderen Experten auszutauschen. Ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht kann das Internet nicht ersetzen. Ich sehe deshalb unser Online-Angebot als eine Ergänzung.

Frau Engelhard, Sie nicken?

TE: Ja, denn Online-Netzwerke sind heute einfach ein weiteres Medium zur Kontaktpflege und zum Netzwerken. HRM.de hat den Vorteil, dass ich jederzeit an 365 Tagen im Jahr meinen Wissensdurst stillen, mich bei HR-Dienstleistern über Produkte informieren und Kontakte zu wichtigen Experten aufbauen kann. Zu einer guten Geschäftsbeziehung gehören aber auch persönliche Gespräche, wie sie nur auf der Zukunft Personal möglich sind.

Wie wird die Zukunft des Personalmanagements inhaltlich aussehen?

MS: Wirklich voraussehen kann das natürlich niemand, aber ich glaube, dass dem Personalmanagement vor allem bei dem Thema Führungskultur eine wichtigere Rolle zukommen wird. Die aktuelle Krise zeigt: Viele Führungskräfte waren nicht in der Lage, absehbares Unheil rechtzeitig zu stoppen. Personalmanager sind deshalb gefragt – zum einen haben sie selbst teilweise als Führungskräfte eine Vorbildfunktion, zum anderen können sie als eine Art Coach dazu beitragen, die Führungskräfte ihres Unternehmens für die Aufgaben der Zukunft fit zu machen.

TE: Ja, deshalb finden Sie auf unserer Messe auch immer mehr Vorträge und Podiumsdiskussionen, die sich mit Leadership-Themen beschäftigen. Personaler ringen außerdem seit Jahren um mehr Einfluss in den Managementetagen. Meiner Meinung nach ist nun der richtige Zeitpunkt, um diesen Einfluss geltend zu machen. Doch eine Voraussetzung dafür ist, dass Personaler sich ein breites HR-Wissen aufbauen. Auf der Zukunft Personal ist das möglich.

Interview: Stefanie Hornung