Job Future – Future Jobs
Wie wir von der neuen Arbeitswelt profitieren
Von Lynda Gratton

two woman looking at laptop screen
Foto von CoWomen

368 Seiten, 24,90 Euro
Carl Hanser Verlag 2012
ISBN-10: 3-446-43009-1
ISBN-13: 978-3-446-43009-9

Pragmatisch und Stück für Stück setzt Lynda Gratton ihr Buch diesbezüglich zusammen. Wie bei einer Patchwork-Decke sammelt sie zunächst die einzelnen Aspekte, gliedert sie dann und setzt sie zu einem Entwurf zusammen. Damit will sie die aufmerksamen Leser unterstützen, ein eigenes Bild der beruflichen Möglichkeiten zu entwerfen. Sie formuliert auf Basis umfangreicher Forschungen fünf zukunftsbestimmende Faktoren. Jederzeit aber überlässt sie dem Leser die Freiheit, eine eigene Zukunftsperspektive zu entwickeln. 

Gratton clustert 32 Faktoren und fasst sie zu den fünf folgenden Megatrends zusammen:
•    Technik
•    Globalisierung
•    Demografie
•    Gesellschaft
•    Energie
 
Jeden Faktor stellt sie kurz dar und fügt ihn zu dem Zukunftsszenario hinzu. Bis hierher bleibt das Buch sachlich und nachvollziehbar.  

Teil zwei und Teil drei des Buches verflüchtigen sich teilweise ins Spekulative und in wenig erkenntnisfördernde personalisierte Beschreibungen des möglichen zukünftigen Alltags. Dabei bleibt die Autorin der Struktur entlang der fünf Megatrends treu, erläutert die Szenarien jedoch anhand von fiktiven Personen und deren vorgezeichneter Zukunft.

Im vierten und meines Erachtens interessantesten Teil des Buches führt Gratton Neuorientierungen anhand von drei Polaritäten zur Bewältigung der zukünftigen Herausforderungen an:

1. Das erste Entwicklungsfeld führt laut Gratton von einer oberflächlichen, generalistischen Haltung hin zu serienweisem, meisterhaftem und gründlichem Können. Anschaulich und detailliert begründet sie die Entwicklungsmöglichkeiten in unterschiedlichen Kompetenzbereichen und verweist, für manche möglicherweise irritierend, zurück auf die Kultur des Handwerks. Hauptargument: Um etwas richtig gut zu können, seien 10.000 Stunden an Ausübung und Tun nötig. Zukünftig werde es jeder nötig haben, sehr gut zu sein, wolle er beruflich bestehen und sich gegen weltweite Konkurrenz durchsetzen.

2. Als die nächsten beiden Pole zeichnet sie den Einzelkämpfer und den innovativen Brückenbauer. Gratton stellt fest, dass es aufgrund der technischen Entwicklung noch nie so einfach war, Unterstützung zu erhalten, wenn man offen und offensiv kommuniziert. In Zukunft werde es paradoxerweise nötig, gute und enge Freundschaften zu pflegen und ein weites, lockeres  Netzwerk an Unterstützern zu entwickeln. Den Einzelkämpfern sagt die Autorin wenig Erfolg voraus.

3. Die dritte Polarität sieht Gratton in der Entwicklung vom Konsument hin zum begeisterten Produzent. Der traditionelle Deal um die Arbeit werde zerbrechen.  Zukünftig gehe es mehr um produktive Erfahrungen anstelle von Status und Geld. Wahlfreiheit als grundlegende menschliche Fähigkeit werde wichtiger.  Es gehe um eine fruchtbare Dynamik zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und sozialem Frieden. Dazu müsse jeder die eigene Zukunft erfinden.

Im fünften Teil des  Buches gibt die Autorin Hinweise in Briefform an Kinder, Wirtschaftsführer und Regierungen. Dieses Kapitel soll zusammenfassen und motivieren, sich auf verschiedenen Ebenen dem Wandel zu stellen.

Der Schreibstil ist einfach, meist in der relativierenden Sprachform des Konjunktivs gehalten. Das ist meines Erachtens  schade. Die Informationen und Thesen, die Gratton aufstellt, sind klar genug. Die Daten, Schlussfolgerungen und Zukunftsvorstellungen hätten mehr Kraft und Wirkung im Indikativ.
Die Struktur des Buches wird konsequent von Beginn bis Ende durchgehalten, ist sehr übersichtlich und einleuchtend.

Ihrem Anspruch, den Leser bei der persönlichen beruflichen Planung zu unterstützen, wird Gratton aus einem pädagogischen Blickwinkel heraus durchaus gerecht. Sie stellt ihre Erfahrungen aus drei Jahrzehnten Beratungs- und Forschungstätigkeit zur Verfügung und gibt Anleitungen, was für die Zukunft sinnvoll wäre. Sie legt dem Leser die ausgewählten Teile einer Patchworkdecke vor, damit er sich die für ihn passende gestalte. Das setzt Willen zur Gestaltung und Reife voraus.

Praktischer Nutzwert * * * * *
Lesbarkeit/Schreibstil * * * * *
Verständlichkeit * * * * *
Gliederung/Übersichtlichkeit * * * * *
Meine persönliche Empfehlung für Personalverantwortliche * * * * *