Aufbau des Buches

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Das Buch lässt sich in zwei große Abschnitte unterteilen: Im ersten Teil des Buches (Kapitel 1- 4) legt die Autorin die theoretischen und faktischen Grundlagen für das Verständnis psychischer Störungen. Dazu stellt sie zunächst ein Identitätsmodell sowie Belastungsmodelle vor, um anschließend näher auf ausgewählte psychische Störungen einzugehen.

Im zweiten Teil des Buches geht es um Prävention und Unterstützung Betroffener: Reichert stellt dazu konkrete Informationen und Leitfäden für den Führungsalltag bereit. Verhaltensänderungen bei betroffenen Mitarbeitern, die Rolle der Führungskraft, das Mitarbeitergespräch, Hilfsmöglichkeiten, betriebliche Handlungsmöglichkeiten und die Prävention gehören zu den ausgeführten Themen. Abschließend geht die Autorin auf die Führungskraft selbst ein und gibt Ratschläge für die Selbstfürsorge und Selbstreflexion.

Verständlichkeit

Das Buch ist insgesamt in einer leicht lesbaren Art und Weise geschrieben. Fachbegriffe erklärt die Autorin kurz und knapp, aber einleuchtend. Außerdem geht Riechert gesondert auf unterschiedliche Bezeichnungen zum Thema psychische Störungen ein. Die vorgestellten Identitäts- und Belastungsmodelle sind leicht verständlich und Grafiken, konkrete Fallbeispiele und gedankliche Übungen veranschaulichen diese zusätzlich.

Der Start über diese Modelle erscheint zunächst langatmig oder sogar überflüssig, wenn der Leser sich lediglich über verschiedene psychische Erkrankungen informieren möchte. Allerdings sind psychische Störungen anhand der gewählten Modelle gut zu erklären und somit Laien leichter zugänglich. Sie kommen auch dann wieder zur Sprache, wenn es um konkrete Unterstützungsangebote der Führungskräfte geht und machen so Handlungsanweisungen und Hilfestellungen leichter verständlich. Zusammen mit den vielen gedanklichen Übungen am Anfang befähigen sie den Leser, in gewissem Umfang eigenständig mit dem Thema psychische Störungen umzugehen. Damit ist das Buch ein Stück weit Hilfe zur Selbsthilfe.

Auch bei der Beschreibung von psychischen Störungen bleibt die Autorin pragmatisch: Sie stellt nicht alle Störungen vor, sondern lediglich jene, die am häufigsten vorkommen oder im Arbeitsleben eine konkrete Rolle spielen können. Auch das Konzept des „Burn-Out“, das keine psychische Störung darstellt, umreißt Riechert, da es im Arbeitsalltag eine zunehmend wichtige Rolle spielt.

Grafiken

Die Grafiken des Buches sind zum Teil hilfreich, um den theoretischen Hintergrund besser zu verstehen. So veranschaulicht beispielsweise Abb. 2.1 (Seite 10) die fünf Säulen der Identität aus dem im Text beschriebenen Identitätsmodell. Häufiger jedoch verwirren die Grafiken, da sie kaum den Text verdeutlichen, sondern eher als Überschriften zu Kapiteln oder Abschnitten dienen. Hier wären Cartoons oder gar keine Bilder passender gewesen.

Fazit

Gerade Führungskräfte ohne Vorkenntnisse reagieren ohne fachliche Unterstützung manchmal sehr unsicher und unpassend auf psychische Erkrankungen ihrer Mitarbeitet. Der Spagat zwischen menschlichem Mitgefühl und Verantwortlichkeit für Umsatz und Firmenerfolg gepaart mit der eigenen Unsicherheit in Bezug auf psychische Störungen verhindert oft, dass Führungskräfte souverän und hilfreich auf psychisch erkrankte Mitarbeiter reagieren. Unangemessene Strenge oder Milde sind dann die Folge.

Nach der Lektüre des Buches sind Führungskräfte umfassend über die wichtigsten psychischen Störungen informiert, kennen Warnzeichen und Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit betroffenen Mitarbeitern und haben zudem einen Überblick darüber, welche präventiven Maßnahmen sie ergreifen können. Auch die Chancen und Risiken von Führung hinsichtlich psychischer Fehlbelastungen und die Grenzen der Möglichkeiten einer Führungskraft im Umgang mit psychischen Erkrankungen oder Störungen werden thematisiert. Hinweise auf Leitfäden, Checklisten und Fragebögen, die sich die Leser online herunterladen können, runden das aus meiner Sicht sehr gelungene Buch sinnvoll ab. Das Versprechen, verständliches Grundwissen zu psychischen Störungen, Früherkennung von Fehlbelastungen sowie Tipps zum Umgang mit Mitarbeitern, zur Prävention und Wiedereingliederung zu vermitteln, hält die Autorin ein.

Praktischer Nutzwert * * * **
Lesbarkeit/Schreibstil * * * **
Verständlichkeit * * * * *
Gliederung/Übersichtlichkeit * * * * *
Meine persönliche Empfehlung für Personalverantwortliche * * * * *

 

Psychische Störungen bei Mitarbeitern – erkennen und handeln

Von Ina Riechert

Springer Medizin 2011

257 Seiten, 39,95 Euro

ISBN: 978-3642169793