Kann Arbeit glücklich machen? Unter bestimmten Voraussetzungen ja, meint Dr. Florian Langenscheidt: Wenn Beschäftigte eine Tätigkeit als sinnvoll empfänden, sei selbst ein hohes Arbeitspensum unkritisch, ist der Keynote-Speaker der Zukunft Personal überzeugt. „Ich glaube, wenn Arbeit eine Leidenschaft ist und wenn ich diese wunderschönen Momente des Flows dabei erlebe, wirkt sich selbst viel Arbeit eher lebensverlängernd und glückserhöhend aus“, meint der 57-jährige. Nur Routinearbeit, die einen langweile und anöde, sei nicht dazu geeignet, Glück zu produzieren – „jene raren und wertvollen Momente, in denen wir uns eins fühlen mit uns selbst, mit unseren Erwartungen, mit unserer Arbeit, mit unserer Umwelt.“
Arbeitsbegriff revisionsbedürftig
Während einige Parameter in Glücksmomenten übereinstimmten, so zum Beispiel, dass Sinnfrage und Zeitbegriff aufgehoben schienen, sei eine inhaltliche Definition unmöglich. „Die Auslegung des Glücksbegriffs ist total individuell“, betont Langenscheidt. Der eine empfinde Glück im Fußball-Stadion, der andere bei Wagner in Bayreuth. Völlig subjektiv fielen auch die Meinungen dazu aus, welche Beschäftigung sinnstiftend sei.
Aus diesem Grund plädiert der Keynote-Speaker auch für eine Revision des Arbeitsbegriffs. „Ich würde ihn weiter fassen, denn ich betrachte das Management eines Haushalts auch als Arbeit.“ Die Glücksfrage stelle sich dabei ganz genauso wie bei einer Tätigkeit im Büro oder in der Fabrik. „Auch unter Hausfrauen und Hausmännern gibt es solche, die nur frustriert sind, und andere, die das mit innerer Begeisterung machen – die objektiv gleichen Tätigkeiten“, gibt Langenscheidt zu bedenken.
„Glücklich ist, wer das sein will, was er ist“
Von Extremsituationen einmal abgesehen, könnten Menschen aus allen Lebensumständen Glück schöpfen, ist Langenscheidt überzeugt. „Die Umstände bilden nur den Rahmen. Wie ich die Ausmalvorlage des Lebens gestalte, mit bunten Farben oder eher düster gehalten, bleibt mir selbst überlassen.“ Doch was können Arbeitgeber für das Glück ihrer Mitarbeiter tun? „Menschen ernst nehmen, sie fair behandeln und ihnen größtmögliche Freiheit geben im Rahmen der Ziele, die sich die Organisation oder das Unternehmen gesetzt haben“, empfiehlt Langenscheidt.
Viel hänge zudem von der Berufswahl ab. „Es gibt ja den schönen Satz: Glücklich ist, wer das sein will, was er ist“, verdeutlicht der Experte. Doch genau das müssten Jugendliche erst einmal für sich herausfinden. Eltern und Erzieher könnten ihnen dabei helfen, indem sie Zuversicht und Entscheidungsfreude vorlebten und vermittelten. Eine Reihe von Schulen hätte Optimismus bereits in den Lehrplan aufgenommen – nicht in Form eines Schulfachs wie Mathematik oder Deutsch, sondern mit bestimmten Modulen, in denen es um Selbstvertrauen, Freundschaft oder Ziele setzen gehe. „Die begleitende Forschung hat gezeigt, dass Kinder, die in dieser Hinsicht unterrichtet wurden, optimistischer und mit mehr Selbstvertrauen an ihre Aufgaben herangehen“, so der bekennende Optimist Langenscheidt.
„Einfach glücklich leben. Unerbetene aber vielleicht lebensverändernde Ratschläge“
Donnerstag, 27. September, 15.30 bis 16.30 Uhr,
im Anschluss Public Interview,
Koelnmesse, Halle 11.2, Forum 1
Über Dr. Florian Langenscheidt
Dr. Florian Langenscheidt, geboren 1955 in Berlin, ist ein vielseitig interessierter Publizist, Unternehmer und Autor. Der Ururenkel des Verlagsgründers Gustav Langenscheidt studierte zunächst Germanistik, Journalismus und Philosophie in München und promovierte „summa cum laude“ zum Thema „Werbung für Gegenwartsliteratur“. Zum Studium des Verlagswesens ging er an die Harvard University in Cambridge, arbeitete für einen Verlag in New York und erwarb an der internationalen Business School INSEAD in Fontainebleau seinen Master of Business Administration. Von 1973 bis 1981 machte sich Florian Langenscheidt zudem als Regisseur und Interpret um das zeitgenössische Musiktheater verdient. In der familiengeführten Verlagsgruppe, in die er 1985 eintrat, übernahm er bis 1994 diverse verlegerische und geschäftsführende Funktionen. Nach seinem Rückzug aus dem operativen Geschäft ist Dr. Florian Langenscheidt heute vor allem als Buchautor, Herausgeber, Moderator, Business Angel und Redner tätig. In verschiedenen gemeinnützigen Organisationen engagiert er sich stark für Kinder (so in dem von ihm gegründeten Kinderhilfswerk „Children For A Better World”).
Mit dem Thema Glück beschäftigt sich Dr. Florian Langenscheidt seit mehr als 30 Jahren – schon seit seinem Philosophiestudium. Er dozierte darüber an der Harvard University und verfasste dazu bereits mehrere Bücher wie „1000 Glücksmomente“ oder „Glück mit Kindern“. Sein Opus Magnum „Langenscheidts Handbuch zum Glück“ erschien im August 2012 im Heyne Verlag.
Das komplette Programm der Zukunft Personal ist unter www.zukunft-personal.de verfügbar.