2015 schlossen sich 26 Unternehmen als Plattform HR-Startups zusammen. Einer der Initiatoren war Prof. Dr. Simon Werther. Dieser hatte einige Monate zuvor das Startup HRinstruments mit dem Schwerpunkt agile Feedbacktools gegründet und sich aus diesem Grund dem Bundesverband Deutsche Startups e.V. (BVDS) angeschlossen. Der Bundesverband repräsentiert und vertritt die Interessen der bundesweiten Startups gegenüber Gesetzgebung, Verwaltung und Öffentlichkeit. Zudem hilft der Verein bei der Vernetzung aller Startups in Deutschland.

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Foto von Austin Distel

„Mir ist aufgefallen, dass es für HR-Startups im Speziellen noch keine Plattform innerhalb des BVDS gab. Also wurde die Gründung auf den Weg gebracht. Seitdem sind wir stark gewachsen“, sagt Werther, der zum Vorsitzenden der Plattform gewählt wurde und dieses Amt mit seinen Stellvertretern Matthias Geis (Campusjäger) und Lea Böhm (AllesRoger) ehrenamtlich bekleidet.

Gute drei Jahre sind seit der Gründung der Plattform vergangen und mittlerweile sind bereits 74 Startups darin organisiert– Tendenz weiter steigend.

 

Neue Lösungen für die Arbeitswelt der Zukunft

Das Portfolio der Mitgliedsunternehmen ist vielfältig: Von Recruiting über Development und Gesundheitsmanagement bis hin zu Compensation und Benefits sowie Administration werden alle zentralen HR-Themen innerhalb der Fachgruppe abgedeckt. Drei Trends – Arbeit 4.0, Digitalisierung der Arbeitswelt sowie die zunehmende Internationalisierung – genießen dabei bei vielen oberste Prioritäten. Doch gleich, welchem Thema oder Problemfeld sich ihr Produkt auch widmet, alle eint das Anliegen, über die Plattform aktiv an der Gestaltung der Arbeitswelt der Zukunft mitzuwirken.

Jana Tepe vom Jobsharing-Startup Tandemploy beschreibt das Mindeset: „Unsere Gesellschaft und unsere Arbeitswelt verändern sich stark, aber viele Unternehmen bleiben gerade im HR auf der Stelle stehen. Dabei brauchen wir angesichts unserer alternden und sich dennoch immer schneller drehenden Welt neue Lösungen. Wir müssen es schaffen, Arbeit neu zu verteilen: über unsere länger werdende Lebenszeit hinweg – und auf alle Potentiale in der Gesellschaft!“

Mit der Plattform verfolgen die Startups drei Ziele:

1. Die Vernetzung untereinander. „Wir wollen HR-Startups miteinander in den Austausch bringen, denn sie landen oftmals an ähnlichen Problempunkten – da kann ein Erfahrungsaustausch hilfreich sein“, führt Werther aus.

2. Die Vernetzung in Richtung Corporates. Die Plattform soll als Basis dafür dienen, leichter mit potentiellen Kunden in Kontakt zu kommen.

3. Die Vernetzung mit Akteuren aus der HR-Szene. Man wolle das ganze HR-Ökosystem in Bewegung bringen und in Bewegung halten, sagt Werther.

An diesen Zielen hat sich in den drei Jahren seit der Gründung nichts geändert.

 

Die Plattform als Türenöffner

Gründe für den Austausch auf informeller Ebene gibt es viele und sie sind, wie jedes HR-Startup, individuell. Manche wollen wissen, wie sie sich bezüglich Finanzierungsrunden bestmöglich positionieren. Andere, wie sie Zugang zu Kundennetzwerken bekommen. Und wieder andere, in welchen Bereichen bestimmte Software-Service-Modelle im HR-Bereich funktionieren. Dementsprechend unterschiedlich gehen die verschiedenen Mitglieder der Plattform vor. Das liege letztlich in der individuellen Verantwortung, erklärt Werther. „Ich höre von vielen Stellen, dass die Plattform Türen geöffnet hat, dass man untereinander intensiver in Kontakt gekommen ist. Und das war ja auch eine der Intentionen, die bei der Gründung mitgespielt hat. Wir haben bei HRinstruments durch die Kooperation mit anderen Startups neue Kunden gewonnen. Netzwerke wurden getauscht und wir haben uns gegenseitig bei Veranstaltungen eingebracht. Beispielsweise haben wir mit HRForecast die ‚HR Expedition‘ schon mehrfach in München durchgeführt. Es entstehen neue Ideen, teilweise Weiterentwicklungen von Geschäftsmodellen, es entsteht eine Zusammenführung von Netzwerken und Kontakten. Es findet ein reger Austausch statt und eine kontinuierliche Beeinflussung.“

Das intensivste Austauschformat der Plattform ist derzeit die „HR Innovation Roadshow“, die seit 2016 gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP) veranstaltet wird. Die zahlreichen Roadshow-Stationen in ganz Deutschland bieten eine ganz neue Bühne der Begegnung und des Austauschs zwischen innovativen HR-Startups und erfahrenen Personalverantwortlichen. Dieses Jahr nahmen jeweils 18 bis 20 HR-Startups an jeder der über zehn Stationen in ganz Deutschland teil.

 

Zielgerichteter Austausch

Trotz der vielen Möglichkeiten hat jedes Startup seinen eigenen Fokus im Blick. Denn die Anforderungen sind hart. „Jedes Startup kann nur überleben, wenn es neue Kunden gewinnt, das Tempo aufrecht erhält und an den eigenen Themen dran bleibt. Das nimmt manchmal aus der Vernetzung etwas das Tempo raus“, sagt Werther.

In der Anfangszeit gab es mehrere explizite Treffen der Plattform, beispielsweise an Personalmessen gekoppelt, wo ohnehin viele Startups vor Ort waren. Allerdings war das Interesse, beziehungsweise die Teilnahmemöglichkeit für die einzelnen Startups gar nicht so gegeben, denn zu Messezeiten hatten viele mit Parallelterminen zu kämpfen. „Ich würde nicht sagen, dass sich das Netzwerken über die Jahre verändert hat, ich würde eher sagen, dass es sich an vielen Stellen auf einer bilateralen Ebene verfestigt hat. Das ist ja aber im Interesse der Plattform, denn ich kann ja nicht 70 bis 80 Startups kontinuierlich im Austausch halten. Eigentlich geht es ja darum, an der einen oder anderen Stelle Kontakte herzustellen, mit denen man sinnvollerweise mal sprechen sollte und auf dieser Basis dann den Austausch anzuregen“, führt Werther aus.

Es sind gerade dieser zielgerichtete Kontakt und der enge Fokus, welche die Plattform HR-Startups für junge Unternehmen wertvoll machen. Zuhören, unterstützen, sich einbringen und von Netzwerken und Sichtbarkeit profitieren.

„Mein Eindruck ist, dass die HR-Startup-Szene durch unsere Plattform im BVDS ein Stück weit sichtbarer geworden ist. Sie hat dazu beigetragen, dass die Startups untereinander einen besseren Überblick über den Markt bekommen haben – gerade, wenn man vielleicht nicht in Berlin sitzt, wo ohnehin schon viele Startups aus dem HR-Bereich verortet sind“, zieht Werther ein positives Fazit.