Fons Trompenaars denkt in Gegensätzen. „Wir müssen weg von den Linien hin zu einem Koordinatensystem, das Gegensätze verbindet“, ist der Kulturforscher überzeugt. Dieser dialektische Ansatz ist sein Weg hin zu mehr Innovation, denn Ideen entstehen laut Trompenaars in einem Umfeld, in dem Unterschiede ihren Platz haben. Dafür hat der Kulturexperte sieben Gegensatzpaare entwickelt, die das Verhalten der Mitarbeiter und Führungskräfte beschreiben sollen. Beispielsweise umschreibt er das Gegensatzpaar Universalismus versus Partikularismus mit der Frage: „Was ist wichtiger – Regeln oder Beziehungen? In jedem Land tendiert laut Trompenaars eine solche Dimension in die eine oder andere Richtung. Diese kulturellen Unterschiede könnten Unternehmen nicht ignorieren, auch wenn sie es teilweise versuchten. Spätestens in Phasen starker Veränderung, wie sie Fusionen und Übernahmen hervorriefen, funktioniere dieses Vorgehen nicht mehr. „Am Anfang versuchen die Menschen, gleich zu werden, aber nach der „Honeymoon-Phase“ fangen sie wieder an in Stereotypen zu denken“, so Trompenaars.

three people sitting in front of table laughing together
Foto von Brooke Cagle

Unternehmen mit interkultureller Kompetenz sollten deshalb dem Kulturforscher zufolge ihre gemeinsamen Werte herausarbeiten. Die zentrale Frage dabei: Welche Werte helfen dem Unternehmen, Probleme zu lösen? Denn für den Managementexperten entstehen Werte nicht zufällig, sondern haben immer einen Sinn oder ein gemeinsames Ziel. Beispiel Holland: Da das Land unter dem Meeresspiegel liegt, ist es von jeher das gemeinsame Ziel der Niederländer gewesen, das Wasser abzuhalten und das Land urbar zu machen. Werte wie Kooperation haben der Nation das Überleben gesichert.

Trotz gemeinsamer Werte gelte es in Unternehmen aber auch Interpretationen zuzulassen. Um das zu veranschaulichen zieht er das Bild eines Pendulums heran. Oben sei der Nagel, der das Beständige und Gemeinsame repräsentiere. Der Ball, der an einem Seil schwingt, stelle dabei das Symbol für Diversity dar. Die Stärke des Seils symbolisiere das Management. „Gute Manager wissen genau, welche Gemeinsamkeiten die Organisation verbinden und welche Unterschiede sie zulassen können.“

Transkulturelle Kompetenz ließe sich nur bis zu einem bestimmten Grad trainieren – wie Kreativität auch. Deshalb empfiehlt Trompenaars eine Kultur zu schaffen, in der das Aussöhnen kultureller Unterschiede zur zweiten Natur wird. Wie das in der Praxis aussehen kann, verdeutlicht er am Beispiel von Shell: Das Unternehmen installierte ein Bonussystem, das Mitarbeiter belohnte, die sehr teamorientiert waren. Doch auch Teams, denen es besonders gut gelungen war, individuelle Kreativität zu fördern erhielten einen Bonus. „Co-opetition“ nennt er dieses Prinzip, das quer durch alle Kulturen funktioniere. „So motivierte Shell die Mitarbeiter zu kooperieren und die Teams, individuelle Kreativität zu fördern“, erklärt Trompenaars.

Über Fons Trompenaars

Als Sohn einer französischen Mutter und eines holländischen Vaters entdeckte der 1952 geborene Trompernaars schon früh, was Diversity bedeutet. An der Universität von Amsterdam absolvierte er ein Wirtschaftsstudium bevor er mithilfe seines Lehrers Geert Hofstede ein Stipendium für die Wirtschaftsakademie Wharton der University of Pennsylvania erhielt. Seine Promotion, die er 1983 abschloss, verdankt er dem Ölkonzern Shell. Anschließend arbeitete Trompenaars drei weitere Jahre für Shell, zunächst in der Personalabteilung in Rotterdam und später in der Personalentwicklung der Shell Forschungslaboratorien in Amsterdam.

Heute gilt Fons Tromenaars als einer der führenden Experten für interkulturelles Management. Gemeinsam mit Charles Hampden-Turner gründete er das auf interkulturelle Fragestellung spezialisierte Beratungs- und Trainingsunternehmen „Trompenaars Hampden-Turner“. Zusammen mit seinem Partner schrieb er den Bestseller „Riding The Waves of Culture“. Im vergangenen Jahr erschien sein neues Werk „Riding the Whirlwind – Connecting People and Organisations in a Culture of Innovation“.

Auf der Fachmesse Zukunft Personal verdeutlicht er seine Ideen, wie Unternehmen in der Praxis mehr Innovation und Kreativität schaffen, in einem Keynote-Vortrag am 9. September 2008, um 15.30, in Forum 5 der Halle 5.1.

Weitere Informationen: www.zukunft-personal.de