Die Einführung der 4-Tage-Woche ist ein ambitioniertes und spannendes Projekt, das eine umfassende Planung und kluge Umsetzung erfordert. Um den Übergang so reibungslos wie möglich zu gestalten, gibt es einige bewährte Vorgehensweisen, die den Prozess, laut Martin Gaedt, unterstützen können.
1. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Anfang an einbeziehen
Die Umstellung auf eine 4-Tage-Woche ist nicht nur eine unternehmerische Entscheidung, sondern eine Veränderung, die das Leben und die Arbeitsweise Ihrer gesamten Belegschaft betrifft. Deshalb ist es wichtig, Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Anfang an aktiv in den Prozess einzubeziehen. Suchen Sie das Gespräch, bevor Sie konkrete Pläne schmieden.
Organisieren Sie Workshops oder Feedbackrunden, in denen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Wünsche, Befürchtungen und Ideen äußern können. Fragen Sie gezielt: Was erwarten sie von der 4-Tage-Woche? Was sind ihre größten Bedenken? Welche Unterstützung wünschen sie sich? Diese Informationen helfen Ihnen nicht nur, die Bedürfnisse Ihrer Mitarbeiter besser zu verstehen, sondern tragen auch dazu bei, dass sich Ihre Mitarbeiter wertgeschätzt und in den Entscheidungsprozess eingebunden fühlen. Wenn sie die Möglichkeit haben, ihre Perspektive einzubringen, stehen sie Veränderungen in der Regel offener und motivierter gegenüber.
2. Experimentierphase: Testen und anpassen, bevor es ernst wird
Bevor Sie die 4-Tage-Woche fest in Ihr Unternehmen integrieren, ist es sinnvoll, eine Testphase einzuplanen. Eine Experimentierphase von vier Wochen bis zu einem Jahr gibt Ihnen die Möglichkeit zu sehen, wie sich die kürzere Arbeitswoche auf die Produktivität, die Arbeitsabläufe und die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auswirkt.
Das Pilotprojekt sollte gut strukturiert sein: Definieren Sie klare Ziele und Indikatoren, an denen Sie den Erfolg messen können. Beobachten Sie, wie sich die Arbeitsabläufe verändern und welche Herausforderungen auftreten. Sind einzelne Abteilungen oder Teams überlastet? Müssen zusätzliche Ressourcen zur Verfügung gestellt werden? Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse können Sie Anpassungen vornehmen und das Modell schrittweise optimieren, bevor es vollständig in den Arbeitsalltag integriert wird.
3. Unterschiedliche Modelle – gleicher Grundsatz
Die Vier-Tage-Woche zeichnet sich dadurch aus, dass für weniger Arbeitszeit immer und für alle der gleiche Lohn zur Verfügung steht. Auch der Urlaub bleibt gleich. Hinsichtlich der Arbeitszeit und der Struktur der Wochenarbeitszeitverkürzung sind der Phantasie jedoch keine Grenzen gesetzt. So gibt es in der Praxis Betriebe mit einer 35- und einer 32-Stunden-Woche oder mit mehreren Schichten, die an unterschiedlichen Tagen arbeiten und mehrmals im Jahr rotieren.
4. Prozesse optimieren: Effizienz steigern und Arbeitsabläufe straffen
Eine der größten Herausforderungen der 4-Tage-Woche besteht darin, die gleiche Arbeit in kürzerer Zeit zu erledigen. Dies erfordert eine gezielte Optimierung der internen Prozesse, um die Effizienz zu maximieren, ohne die Qualität der Arbeit zu beeinträchtigen.
Ein Ansatz besteht darin, Routinen zu überdenken und zu vereinfachen. Überlegen Sie, wo Arbeitsabläufe standardisiert werden können, um unnötige Verzögerungen zu vermeiden. In Handwerksbetrieben könnte z. B. standardisiertes Einräumen der Werkstattwagen dafür sorgen, dass jedes Werkzeug immer an seinem Platz ist und Suchzeiten reduziert werden. In Büroumgebungen könnten „Ruhezeiten“ eingeführt werden, in denen das Telefon für einige Stunden am Tag nicht klingelt, um konzentrierteres Arbeiten zu ermöglichen. Ebenso können digitale Werkzeuge und Automatisierungslösungen helfen, zeitraubende manuelle Tätigkeiten zu reduzieren. Ziel ist es, die Arbeitszeit möglichst produktiv zu nutzen, ohne die Mitarbeitenden zu überfordern. Mit gezielten Prozessoptimierungen lässt sich oft mehr erreichen, als man auf den ersten Blick vermutet.
5. Offene Kommunikation mit dem Kunden: Transparenz schafft Vertrauen
Viele Unternehmen befürchten, dass die kürzere Arbeitswoche von den Kunden als negative Beeinträchtigung der Servicequalität wahrgenommen wird. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass dies in der Regel nicht der Fall ist – vorausgesetzt, Sie kommunizieren offen und ehrlich.
Erklären Sie Ihren Kunden, warum Sie die 4-Tage-Woche einführen und welche positiven Auswirkungen dies auf Ihre Mitarbeiter hat. Die meisten Menschen schätzen es, wenn sich Unternehmen für das Wohl ihrer Mitarbeiter einsetzen und reagieren verständnisvoll auf Veränderungen. Wenn Ihre Kundinnen und Kunden wissen, dass Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zufriedener und motivierter arbeiten, trägt dies oft sogar zur Stärkung der Kundenbeziehung bei.
6. Vollzeit neu definieren
Stichwort Geschlechtergerechtigkeit: Teilzeitarbeit ist in Deutschland weiblich geprägt.
Durch die Umstellung auf die 4-Tage-Woche ändert sich die Wochenarbeitszeit in Stunden – aus 40 Stunden werden 35, 32 oder 30. Dieses Modell bietet Frauen, die nicht auf volle 40 Stunden gehen können, die Möglichkeit, trotzdem Vollzeit zu arbeiten. Gleichzeitig ist dieses Modell auch für Männer familienfreundlich, da sie durch die reduzierte Arbeitszeit ihren Partnern bei familiären Verpflichtungen den Rücken freihalten können.
Für Mitarbeitende die dies jedoch nicht möchten, könnte ein Vollzeit+ Modell eingeführt werden. Wer mehr arbeiten möchte, kann weiterhin 40 Stunden arbeiten und bekommt dies auch entsprechend vergütet.
7. Einfach machen! Der Mut zur Veränderung
Der vielleicht wichtigste Hack lautet: Einfach machen! Der Weg zur 4-Tage-Woche kann mit Unsicherheiten und Herausforderungen verbunden sein, aber der Mut, den ersten Schritt zu gehen, ist entscheidend.
Warten Sie nicht auf die perfekte Gelegenheit oder die perfekte Lösung. Beginnen Sie mit kleinen Schritten, experimentieren Sie und lernen Sie aus den Ergebnissen. Perfektion ist nicht das Ziel – Fortschritt schon. Der Mut zur Veränderung kann Ihnen nicht nur zu einer höheren Produktivität, sondern auch zu zufriedeneren und motivierteren Mitarbeitern verhelfen. Manchmal muss man einfach den Sprung wagen, um zu sehen, welche großartigen Möglichkeiten sich auftun.