Das dargestellte Modell der Beratergruppe Neuwaldegg geht davon aus, dass ein Unternehmen ein lebendiges System ist, das sich grundsätzlich selbst steuert – weil es leben will! Ein Unternehmen ist mit einem Biotop vergleichbar: Es ist ein lebendes, in sich geschlossenes und dennoch durchlässiges System, das auf Basis seiner inneren Strukturen und Muster entscheidet, ob und wie es auf Einfl üsse von außen (inklusive der Interventionen von Managerinnen) reagiert.

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Foto von Priscilla Du Preez

Sich selbst nicht als „Steuerzentrale“ des Unternehmens, sondern als eine – wenn auch sehr relevante – Unternehmensumwelt von vielen zu sehen, die auf das System einwirkt, ist die Denkweise, auf die sich die Managerin einlassen muss.

Wenn die Führungskraft diese – sehr respektvolle – Sicht auf das Thema Unternehmenssteuerung annimmt, gibt ihr das Buch hilfreiche Anregungen für die eigene Unternehmensanalyse und Priorisierung von Themen. Die Autoren erläutern anhand von Praxisbeispielen, wie Entscheiderinnen die Selbststeuerung des Unternehmens effektiv und effi zient planen und den gewünschten Zustand stabilisieren können.

Als Erweiterung widmen die Autoren ein eigenes Kapitel der Frage, wie sich das Neuwaldegger Konzept in einem besonders kritischen Umfeld anwenden lässt. Spätestens hier sollte meiner Meinung nach ein Querverweis zur Fragestellung „In welcher Phase befi ndet sich das Unternehmen?“ zu fi nden sein – ein Thema, das ich schon im Analyseteil des Buches vermisst habe.

Besonders ansprechend und leicht zu lesen ist das Buch durch seine übersichtliche Struktur und Gestaltung: Eine 20-seitige „Executive Summary“ fasst die wesentlichen Aussagen zusammen, Icons am Textrand verweisen auf besonders wichtige Leitsätze, Theorie- Input oder Leitfragen. Die zahlreichen Illustrationen wirken aufl ockernd, die Abbildung von Original Flip-Charts in den Praxisbeispielen sind anschaulich, wenn auch mitunter etwas zu klein geraten und damit schwer lesbar.

Neben den ausführlichen, aktuellen Praxisbeispielen profi tiert dieser Ratgeber besonders von der Toolbox, die alle vorgestellten Werkzeuge in ihrer Handhabung Schritt für Schritt nochmals erklärt.

Die angeregte Selbstrefl exion der Managerin-Identität („Wie ticke ich als Managerin und wie beeinfl usse ich dadurch die Organisation?“) empfi nde ich als gute Idee. Naturgemäß ist sie mir als Personalentwicklerin etwas zu oberfl ächlich betrachtet. Einen Fragebogen im Anhang, um die Verteilung der sechs dargestellten Persönlichkeitsstile in meiner Person im Verhältnis zueinander zu erkennen, halte ich für wünschenswert.

Mir persönlich hat diese Lektüre einige Denkanstöße für mein Aufgabengebiet „Management Development“ gegeben und wird sich sicherlich in meiner Beratungsarbeit gut anwenden lassen.

Zusammengefasst: Ein äußerst empfehlenswertes Handbuch für alle, die sich mit Management und Organisationsentwicklung beschäftigen und dabei „schnell ins Tun kommen wollen“.

Leseprobe

Selbststeuerung von Unternehmen
Ein Handbuch für Manager und Führungskräfte

Von Alexander Exner, Hella Exner, Gerhard Hochreiter
Campus Verlag 2009
252 Seiten, 38,90 Euro
EAN 9783593388250
www.campus.de

Perfekt ausgestattet und in individuellem Besitz übertrifft das menschliche Gehirn die traditionellen Produktionsmittel wie Rohstoffe, harte Arbeit und Kapital. Versuchen Sie einmal, ein modernes Unternehmen zu nennen, dessen Erfolg auf körperlicher Arbeit beruht. Ein Autohersteller? Nein. Im neuen Jahrtausend wird eine Autofi rma dann konkurrenzfähig produzieren können, wenn sie geeignete Technologien für das logistische Management einsetzt, überzeugende Produkte entwickelt und herstellt, einen zuverlässigen Kundendienst anbietet und intern ebenso kommunizieren kann wie mit den Netzwerken der Zulieferer und Händler. Die Wertschöpfung liegt nicht mehr im Metall oder im Motor, sondern in immateriellen Dingen. Das Immaterielle macht etwa 70 Prozent vom Wert eines Autos aus. Das bedeutet, wer auf Muskelkraft setzt, ist schon morgen ein bankrotter Autohersteller. Die Autorproduktion besteht nicht mehr aus stumpfsinnigen Arbeitsschritten am Fließband. Henry Ford ist schon lange tot und seine Methoden auch. Ford beklagte einst: „Ich will nur ein paar Hände, aber jedes Mal bekomme ich auch einen Menschen dazu.“

Praktischer Nutzwert * * * * *
Lesbarkeit/Schreibstil * * * * *
Verständlichkeit * * * * *
Gliederung/Übersichtlichkeit * * * * *
Meine persönliche Empfehlung für Personalverantwortliche * * * * *

Quelle: personal manager 3/2009