Recruiter auf Spurensuche

black framed eyeglasses and black pen
Foto von Trent Erwin

Namen zu googeln ist inzwischen mehr als ein Hobby. In vielen Personalabteilungen überprüfen Recruiter standardmäßig die Internetpräsenz der Kandidaten. 34 Prozent der 270 vom BDU befragten Führungskräfte aus Personalberatungsgesellschaften nutzen Google & Co. im Rahmen eines Such- und Auswahlprozesses. In der vorangegangenen Befragung, die der BDU im November 2006 durchgeführt hatte, teilten nur 28 Prozent der Personalberater mit, dass sie die Eignung von Bewerbern im Internet überprüfen.

Überraschend ist an der aktuellen Studie vor allem, dass die Nachforschungen der Recruiter viel häufiger als im Vorjahr dazu führten, dass die Kandidaten durch das Raster des Auswahlverfahrens fielen: 57 Prozent der Befragten gaben an, dass derartige Internetrecherchen sie dazu bewegt haben, die Bewerber nicht weiter zu berücksichtigen. Im Vorjahr lag dieser Wert bei 34 Prozent. Das ergibt ein Plus von 23 Prozent in einem Jahr – Tendenz steigend. Denn den Einfluss der Internetpräsenz auf die zukünftige Karriere schätzen die Personalexperten mit 54 Prozent als wichtig oder sehr wichtig ein. Für die oberen Managementebenen fällt die Schätzung mit 64 Prozent sogar noch höher aus. Das heißt: Insbesondere Führungskräfte müssen sich Gedanken um ihr Erscheinungsbild im Internet machen.

„Kandidaten sollten die positiven Möglichkeiten des Internets aktiv für ihre Karriereplanung nutzen und gleichzeitig darauf achten, keine unpassenden Meinungsäußerungen oder Fotos online zu stellen“, rät BDU-Vizepräsident und Personalberater Dr. Joachim Staude angesichts der Studienergebnisse. Dieser Meinung sind auch die befragten Personalberater: Gut 80 Prozent sind der Überzeugung, dass Manager ihre eigene Präsenz im Internet aktiv beeinflussen sollten.

Auch Führungskräfte müssen sich online vermarkten

Viele Manager überlassen ihre Online-Reputation deshalb bereits nicht mehr dem Zufall. 44 Prozent der 250 Führungskräfte, die im Oktober 2007 an der Befragung der Personalberatung Lacher Aden Beyer & Company (LAB) teilnahmen, wirken an ihrem Image im Internet aktiv mit – indem sie Blogs erstellen oder kommentieren, Webseiten pflegen oder etwas in Online-Communitys eintragen. Laut des „LAB-Managerpanels“ beschäftigen sich schon 56 Prozent der Manager gelegentlich mit Ihrer Internetpräsenz, 26 Prozent tun es regelmäßig. Außerdem bezeichnen 76 Prozent der deutschen Top-Manager ihren Ruf im Internet als persönlich wichtig oder sehr wichtig.

Für LAB ist damit der Trend klar. „Top-Manager werden zunehmend zur Marke. Daher wäre es grob fahrlässig, die Markenführung in eigener Sache zu vernachlässigen“, ist Klaus Aden, Geschäftsführender Gesellschafter von LAB überzeugt und fügt hinzu: „Zur erfolgreichen Markenbildung gehört zunehmend eine Pflege der Online-Reputation.“ Das Fazit: Früher oder später wird jemand über eine Person schreiben – besser ist es immer, das selbst zu tun. Doch wie können Kandidaten ihre Suchmaschinentreffer beeinflussen?

Die eigene Reputation aktiv gestalten

Diejenigen Führungskräfte, die ihr „Internetschicksal“ in die Hand nehmen, beteiligen sich der BDU-Studie zufolge vor allem mit Fachbeiträgen in Online-Medien. 81 Prozent der befragten Personalberater sehen darin ein geeignetes Mittel. Mehr als Dreiviertel befürworten die aktive Teilnahme an Online-Netzwerken (zum Beispiel XING, HRM.de). Von eigenen Webseiten halten die befragten Personalberater nicht sehr viel: 83 Prozent sehen hierin nicht die ideale Form, sich selbst darzustellen. Auch Manager-Blogs lassen 90 Prozent der Führungskräfte bislang links liegen.

Das könnte ein Fehler sein, denn: Ein Eintrag in einem Social Network ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem guten Internetleumund. Allerdings müssen Mitglieder von Social Networks darauf achten, dass sie ihr Profil öffentlich machen und auf andere Seiten verlinken. Mithilfe von fachlichen Blogs lässt sich jedoch viel leichter in Suchmaschinen punkten. „Suchmaschinen lieben Blogs“, kommentiert Jochen Mai diese Tatsache in einem Artikel der Wirtschaftwoche zum Thema Internetreputation. Da Blogs sehr aktuell sind und vor allem viele Verlinkungen zu anderen Webseiten aufweisen, stehen sie oftmals sehr schnell ganz oben in den Trefferlisten.

Neben klassischen Suchmaschinen haben sich auch einige Internetdienste auf die Suche nach Personen spezialisiert. Teilweise erlauben es diese Internetseiten, selbst Einträge vorzunehmen, die im Ranking weiter oben stehen als andere Treffer aus dem Netz. Einer dieser „Online-Detektive“ ist Spock.com. Ähnlich wie Google hat dieser Suchdienst allerdings den Nachteil, dass Inhalte zu Personen mit dem gleichen Vor- und Nachnamen aufgelistet werden. Deshalb bietet beispielsweise pipl.com eine Suche nach Vorname, Nachname, Wohnort und Land an. Andere Dienste wie yasni.de arbeiten mit Verweisen zu anderen Netzwerken. Nutzer können dort andere Nutzer bewerten und mit dem eigenen Profil verbinden. Vorteile sollen die User dabei in zweierlei Hinsicht haben: Sie können bestimmen, wer oder was zu ihnen passt und außerdem im Optimalfall ihr Ranking in Google verbessern.

Fazit für Personalmanager

Die Möglichkeiten, die eigene Reputation im Internet zu beeinflussen, kennt kaum Grenzen. Es ist für alle Internetanwender ein Muss sich damit zu beschäftigen, denn keiner kann die beschriebenen Mechanismen umgehen. Führungskräfte, die nicht über entsprechende Internetkenntnisse verfügen, sind deshalb gut beraten, wenn sie sich diese aneignen oder auf Dienstleister zurückgreifen, die sie bei der Positionierung im Internet unterstützen.

Für Personalmanager ist jedoch noch ein ganz anderer Aspekt von Interesse: Hilft die Internetrecherche bei der Kandidatensuche tatsächlich weiter, wenn die Bewerber ihr Onlineabbild immer gezielter zu platzieren und zu manipulieren wissen? Welche Aussagekraft über die Kompetenz eines potenziellen Mitarbeiters haben Internetinformationen in Zukunft? Das Problem, mit einem Namensvetter verwechselt zu werden, besteht in allen Suchmaschinen, wenn es in der gleichen Stadt mehrere Personen gleichen Namens gibt. Auch gefälschte Einträge und bewusste Manipulation anderer Personen sind keine Seltenheit. Vor diesem Hintergrund kann Personalverantwortlichen eine gesunde Portion Skepsis angesichts des schönen Scheins nicht schaden.