Ehrenamt hieß es früher und galt als Privatangelegenheit des Mitarbeiters. Heute ist Corporate Volunteering ein Trend. Doch die meisten Unternehmen wissen noch nicht so recht, wie sie es nutzen sollen, schreibt Karin Seeber, Redakteurin und Autorin, im Februar-Heft von wirtschaft & weiterbildung. Und sieht sich einmal um: Da überfällt plötzlich eine Trupp Mitarbeiter eines Unternehmens einen Kindergarten und spendiert sowie montiert denen eine neue Schaukel. Cool!! Bravo! Nett. – Und?
Sollte man solche mäzenatischen Aktionen als Teil des bürgerschaftlichen Engagements (Corporate Citizenship) von Unternehmen betrachten? Oder geht es dabei um mehr? Beispielsweise um Strategie? Wäre es dann enger als Corporate Social Responsibility (CSR) zu bezeichnen? Nach dem Motto: Spenden ist gut – aber nur, wenn es zur Strategie passt. Und dazu passt natürlich eine gewisse Öffentlichkeitswirksamkeit nebst Stärkung des Markenimages.
Doch: Warum nur Geld geben? Warum die Aktion nicht auch noch mit personalpolitischen Zielen verbinden? Schon kommt die Personalentwicklung mit ins Spiel: Erfahrungslernen, Teambuilding, Outdoor, Seitenwechsel, Volunteering… die ganze Palette. Schicke Sache: Zwei Fliegen auf einen Streich! Marketing- und Personalabteilung sind glücklich.
Dass hierbei Zielkonflikte entstehen können, daran denkt erst einmal niemand. „In Unternehmen in Deutschland ist Corporate Volunteering (CV) kein Fremdwort mehr. Über 70 Prozent aller befragten Unternehmen fördern bereits das bestehende freiwillige Engagement ihrer Mitarbeiter und/oder bieten Mitarbeitern Projekte gemeinnütziger Art an“, zitiert die wuw-Autorin die Bremer Unternehmensberatung Brands&Values. Die Agentur sieht beim CV ein Triple-Win – nur Gewinner.
Insbesondere scheint man sich vom CV einiges für die Personalrekrutierung zu versprechen. Denn heutige Absolventen mögen soziales Engagement ihres potenziellen Arbeitgebers (und sicher auch den Abenteuerfaktor, nicht wahr?). Doch auch personalentwicklerische Ziele werden gerne mit CV verbunden: Es sollen die Entwicklung sozialer Fähigkeiten durch den Einsatz gefördert werden. Bravo!
Fragt man dann genauer nach, und die Autorin hat sich einmal etwas umgeschaut, schmilzt dann das Pathos schnell dahin. Die hehren Ziele werden offensichtlich nicht wirklich operationalisiert und evaluiert: Aktionistische Strohfeueraktionen ohne professionelles Handling. Die Leiterin einer Freiwilligenzentrale drückt es so aus: „Im Moment sind das Zufallsprodukte – schöne Zufallsprodukte.“
Martin Blumberg von Brands&Values: „Grundsätzlich sind wir in Deutschland bei der ganzen CSR-Debatte immer noch auf der Ebene der PR. Unternehmen realisieren erst langsam, wie Corporate Social Responsibility mit ihrem eigenen Geschäft zusammenhängt.“
Abschließend wird der Umgang mit CV bei der Henkel KGaA als erstes positives Beispiel für einen reflektierten Umgang mit dem Konzept vorgestellt. Allerdings erfährt man auch hier nichts über eine professionelle Konzeptionierung oder Evaluationskriterien. Fachbuchautorin und Henkel-HR-Managerin Christa Büchler: „Ein Mitarbeiter, der ehrenamtlich tätig ist (…) – ich glaube nicht, dass der bei Henkel schläft.“
Womit der Beitrag endet.
Wie bitte?! Eigentlich erwartet man von Mitarbeitern auf der Arbeit deutlich mehr – und vor allem einen spezifischeren Einsatz. Sechs! Setzen. Nachsitzen. – Oder CV ab sofort als „Folklore“ bezeichnen.

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Foto von HIVAN ARVIZU @soyhivan