ottomans and chairs inside the room
Foto von yann maignan

Das UKSH ist mit über 10.000 Beschäftigten an den Standorten Kiel und Lübeck der größte Arbeitgeber in Schleswig-Holstein. Dort hat man den sich abzeichnenden Fachkräftemangel fest im Blick. Die Suche nach qualifizierten Krankenschwestern und -pflegern für den Operationsbereich und für die Intensivmedizin beschäftigt die Einrichtung sehr. Aber auch in der grundständigen Pflege sind schon jetzt Engpässe spürbar. Gleichzeitig gibt es eine nicht unerhebliche Zahl an nicht aktiv Beschäftigten, da diese unter anderem das Angebot des Sonderurlaubs im Anschluss an ihre Elternzeit nutzen. Diese Sonderurlauber zurückzugewinnen, ist dem Universitätsklinikum ein besonderes Anliegen, da die Mitarbeiter dem Haus verbundenund mit den Abläufen im komplexen Unternehmen vertraut sind. Würde das Klinikum extern Kräfte anwerben, benötigten diese mindestens ein halbes Jahr, um sich zurechtzufinden.Die Einrichtung möchte  aber nicht nur die Zahl der Sonderurlauber senken, sondern auch die beruflichen Auszeiten während der Elternzeit verringern. „Ideal wäre es, wenn die Mitarbeiter bereits nach dem Elterngeldbezug wieder am Arbeitsplatz wären. Außerdem werben wir für Teilzeitarbeit in der Elternzeit.“ sagt Ariane Weigelt, UKSH-Gleichstellungsbeauftragte.

Hier setzt nun die Initiative in Kooperation mit dem Frauennetzwerk zur Arbeitssituation e.V. an. Sie bietet Frauen und Männern, die nach einer längeren Erwerbsunterbrechung wieder berufstätig werden wollen, Beratung und Coaching an. Jeder wird zunächst eingehend beraten. Durch anschließende Seminare wird eine gute Voraussetzung geschaffen, damit ehemalige Mitarbeiter wieder voll im Berufsleben einsteigen können. Der Aufbau der Projekteinheiten ist modular, so dass sich die Teilnehmer genau die Seminarbausteine zusammenstellen können, die für sie passen. Neu sind Angebote, die die Familien der Wiedereinsteiger einbeziehen. „Wir erleben, dass der Spaßfaktor als Einstiegsmotivation und Anreiz zum Mitmachen eine große Rolle spielt. Daher bieten wir Familiencoachings im Klettergarten an. Die Teilnehmer erfahren so auf spannende Weise, dass sie im Team viel erreichen können. Ein beruflicher Wiedereinstieg ist schließlich genauso ein Familienprojekt, bei dem es darauf ankommt, dass alle an einem Strang ziehen.“ berichtet Hilke Oltmanns vom Frauennetzwerk zur Arbeitssituation e.V.

Nach einem ersten Infotag 2009 zeigte sich, dass weitere Maßnahmen sinnvoll waren, um Frauen und Männer erfolgreich für einen beruflichen Wiedereinstieg zu mobilisieren. Der Kontakt zum Unternehmen war bei vielen nach fünf, sechs oder mehr Jahren, die sie rein in der Familienarbeit tätig waren, völlig abgebrochen. Den ehemaligen Mitarbeitern fehlten einfach die Ideen, wie sie wieder an ihre frühere berufliche Tätigkeit anknüpfen könnten. Zudem spricht die Initiative die Führungskräfte im UKSH an. Für diesebietet die Initiative ein Fortbildungsmodul zur professionellen Begleitung von Ausstieg, Familienphase und Wiedereinstieg permanent an. Es gehört mittlerweileauch zum Standardlehrplan bei der Ausbildung von Leiterinnen und Leitern von Pflegeeinheiten.Eine Handreichung für Führungskräfte, die den Wiedereinstiegsprozess idealtypisch beschreibt, ist in Arbeit und wird im kommenden Jahr erscheinen.

Dass die bisherigen Maßnahmen erfolgreich sind, kann man bereits ablesen. So haben zwischen 25 und 30 Prozent der Sonderurlauber die Angebote aktiv genutzt und die Zahl der Beurlaubten konnte spürbar gesenkt werden. Auch die Klinik hat die Rahmenbedingungen verbessert um den Wiedereinstieg zu erleichtern. So wurde eine zentrale Organisationseinheit geschaffen, die über das Personal verfügt. Die Fachkräfte, die dort beschäftigt sind, haben keine „Heimatstation“ mehr und werden überall im Haus für Einsätze eingeplant. Sie haben als Gegenwert für diese Flexibilität verlässliche feststehende Arbeitszeiten, die ihrem Familienleben Rechnung tragen.