Rezession, Gehälterdebatte, Schadenersatzklagen – der Job als Vorstand wird immer härter. Viele Jungtalente und Manager streben das Ziel an, einmal ganz oben zu sein, denn da winkt die Freiheit. Doch der Schein trügt: Der Vorstandsposten ist umgeben von Neidern, Widrigkeiten und immer enger werdenden Spielräumen. Für Fehlentscheidungen gelten höhere Haftungsnormen und das Risiko deutscher Manager mit ihrem  Privatvermögen einzustehen steigt. Öffentlich wird erbarmungslos gestritten, wie jüngst in der Siemens-Schmiergeldaffäre. Elf frühere Zentralvorstände einschließlich der Ex-Konzernchefs Heinrich v.Pierer und Klaus Kleinfeld müssen wegen der Affären um weltweite Schmiergeldzahlungen Schadenersatz an Siemens leisten. Ebenso hatte die DeutscheTelekom  seinerzeit in der Bespitzelungsaffäre von dem früheren Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel Schadenersatz in sechsstelliger Höhe gefordert. Und schon Ende der90er machte die HypoVereinsbank Schadenersatzansprüche gegen den ehemaligenUnternehmenschef Eberhard Martini geltend. Die Liste gestrauchelter Manageroder Vorstände ließe sich noch weiter fortführen. Schützenhilfe vom Aufsichtsrat können sich in Verruf geratene Vorstände oder Manager nicht erhoffen. Fehlverhalten führt in der Regel zu Schadenersatz. Interne Machtkämpfe, persönliche Überforderung und Leistungsdruck verleiden vielen Vorständen die Spitzenposition. Studien der Unternehmensberatung Bain & Company bestätigen, dass sich die Haltezeit der CEOs in Deutschland und der Schweiz in den vergangenen zehn Jahren um durchschnittlich 20 Prozent auf 5,5 Jahre gekürzt haben. Viele Vorstände bleiben weniger als zwei Jahren auf ihrem Posten. Kürzere Amtszeiten und daraus resultierender Branchenwechsel erhöhen den Leistungsdruck auf Manager.

In einer Studie des internationalen Beratungsunternehmens Mercer im Mai 2009 wurden über 2.000 Unternehmen aus mehr als 90 Ländern danach befragt, welchen Herausforderungen sie sich angesichts der aktuellen Wirtschaftslage im Personalmanagement gegenüber sehen. Dabei kam unter anderem heraus, dass  über die Hälfte aller Unternehmen die Gehälter von Teilen ihrer Belegschaft aus dem letzten Jahr eingefroren haben und deutlich über die Hälfte der Unternehmen haben 2009 im Vergleich zum Vorjahr niedrigere Boni an ihre Mitarbeiter ausgezahlt. Laut einer Studie von Ernst & Young kürzen 42 Prozent der Unternehmen Boni und andere Zusatzleistungen an die Mitarbeiter. „Eine neue Runde der Kostensenkungen ist in vollem Gange“, stellt Gerd Stürz, Mitglied des Vorstandsbei Ernst & Young fest. Deutsche Vorstandschefs müssen in Krisenzeiten also nicht nur mit rechtlichen Risiken, härteren Macht- und Positionskämpfen rechnen, sondern auch mit schrumpfenden Gagen. Denn  Bonuszahlungen machen laut einer Untersuchung von Ernst &Young immerhin 43 Prozent  derVergütung aus.

Doch die Faszination einer Spitzenposition wiegt höher, als die verschärften derzeitigen Arbeitsbedingungen. Für das Hochgefühl Macht nehmen viele Manager Druck, Stress und Haftungsrisiken letztendlich in Kauf. 


Mehr dazu ist auch im Artikel "Wie Führungskräfte sich selbst zerstören" von Eva Buchholz, Klaus Werle und Michael Machatschke nachzulesen unter:

www.cio.de/strategien/methoden/893717/index.html

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