Eigentlich ist es ganz einfach: Wer die passenden Bewerberinnen und Bewerber für sein Unternehmen finden will, muss dorthin gehen, wo sie sind. Er muss ihre Sprache sprechen – und sie vor allem aktiv ansprechen. Genau das, was auch Streetart-Künstler machen – vielleicht nicht ganz so provozierend, wie es auf manchem Bild an Wänden geschieht. Gar nicht so einfach in einer Welt, die immer mehr digitale Nischen bietet, in der sich Zielgruppen tummeln können. Und in der Personalmarketing-Verantwortliche immer mehr über Kanäle, Kandidaten und Kommunikation wissen müssen, um eben mit interessanten Bewerbern ins Gespräch zu kommen. Dafür können Personaler einiges von Marketern und Kommunikatoren im eigenen Unternehmen lernen – oder gleich alle an einen Tisch holen, wie auch der Round Table ergeben hat. Das gilt auch für die Agenturen, die zunehmend Spezial-Know-how aufbauen müssen. Am Ende gilt aber genau das, was der Fachbeitrag zum Thema Digitalisierung sagt: Nicht ins Bockshorn jagen lassen von Daten, Algorithmen und neuen Anwendungen, sondern den Menschen im Blick behalten und dann – einfach machen.

Treffer – So finden Sie passende Bewerber
Treffer – So finden Sie passende Bewerber – Personalmarketing – Streetart

Wo ist der Mensch?

Streetart bringt Kunst zu den Menschen. Sie nutzt den öffentlichen Raum, um zu kommunizieren, herauszufordern, zu provozieren. Der Künstler Oguz Sen ist kein Streetart-Künstler im eigentlichen Sinn – aber er nutzt das Medium gezielt für politische Botschaften. Wer mit ihm darüber spricht, merkt schnell: Personalmarketing kann von Streetart lernen.

Das Bild ging um die Welt. Das Bild des dreijährigen Syrers Alan Kurdi an einem türkischen Strand, der auf der Flucht ertrunken war. Mit rotem T-Shirt und blauer Hose liegt er da, das Gesicht im Sand. Schockierend. Im März 2016 malt Oguz Sen gemeinsam mit Justus Becker das Bild riesengroß auf eine Fläche am Frankfurter Osthafen. Ein Aufschrei.

So aufwühlend und herausfordernd ist die Streetart von Oguz Sen nicht immer. Aber provozierend in jedem Fall. Und genau das will der Künstler auch. Streetart, das sind verschiedene Formen der Kunst im öffentlichen Raum. Manchmal legal, oft auch illegal werden Fassaden, Wände, Winkel oder Beton-Wüsten für Bilder genutzt. Bekannt sind Namen wie Keith Haring, Banksy oder Blek Le Rat. Oguz Sen ist noch nicht so bekannt – und versteht sich auch eher als Maler, der Streetart gezielt einsetzt.

„Streetart zu machen, war für mich eine politische Entscheidung“, sagt er. Kunst bleibe oft auf Museen oder Galerien beschränkt – elitär, für eine überschaubare Gruppe. Das macht Sen dann gerne auch mal abstrakter. Aber er möchte Kunst in die Öffentlichkeit tragen, zu den Menschen gehen, ihnen eine Botschaft vermitteln. Das ist seine Mission – und darum stellt er sich mit Spraydosen vor Wände, unter Brücken und in Unterführungen und gestaltet dort Bilder. „Eine künstlerische Idee habe ich dabei nicht“, sagt er. „Es geht um eine konkrete Idee, darum einen Impuls zu setzen.“

Oguz Sen hat in Offenbach an der HfG Offenbach, der Hochschule für Gestaltung, studiert. Stark geprägt hat ihn aber auch seine Zeit in Istanbul. Eine Zeit, die ihn inspiriert und motiviert hat. „Die Türken sind unkomplizierter“, sagt er rückblickend. In Deutschland war der Sohn einer Familie aus Aserbaidschan oft traurig, in Istanbul hat er die Lust an der Provokation, an der Auseinandersetzung wiedergewonnen.

Und so macht sich Oguz Sen nach seiner Rückkehr aus Istanbul daran, öffentlichen Raum in Frankfurt zu gestalten. So malt er zum Beispiel nackte Männer in Bewegung an eine Hauswand. Es wirkt wie ein Ballett von Pina Bausch, der großen Choreografin. Und es provoziert: Zustimmung, homophobe Kommentare, Beschimpfung – alles ist dabei. Das ist das, was ihn an Streetart begeistert. „Es passiert draußen, in der Öffentlichkeit und hat dadurch eine andere Wahrnehmung“, sagt Sen. Streetart provoziert sofort Reaktionen – von Begeisterung und Zustimmung bis totale Ablehnung ist alles dabei. Es sind diese Auseinandersetzungen, die er sucht.

„Streetart erfordert eine andere Sprache“, sagt Oguz Sen. „Sie muss dorthin gehen, wo die Menschen sind. Sie muss allen einen Zugang schaffen – und herausfordern: im positiven wie im negativen Sinn.“ Und damit formuliert er einen Anspruch, der sich auch an das Personalmarketing richtet. Wer Bewerber sucht – besonders für schwer zu besetzende Jobs – muss dorthin gehen, wo er potenzielle Bewerber treffen kann, muss sie in einer Sprache ansprechen, die sie verstehen und die ihnen vertraut ist und – nicht zuletzt – herausfordern. Allerdings vorzugsweise positiv und nicht negativ.

Autor: Raoul Fischer