Potenzialbeurteilung. Diagnostische Kompetenz entwickeln – die Personalauswahl optimierenPotenzialbeurteilung
Diagnostische Kompetenz entwickeln – die Personalauswahl optimieren

two men facing each other while shake hands and smiling
Foto von Sebastian Herrmann

Von Thomas Lang-von Wins, Claas Triebel, Ursula Gisela Buchner und Andrea Sandor

Springer Verlag 2008
196 Seiten
34,95 Euro
ISBN: 978-3-540-23717-4
www.springer.com

Das Buch ist sehr übersichtlich gegliedert und gut strukturiert. Randüberschriften erleichtern die Orientierung. Thomas Lang-von Wins und seine Co-Autoren nähern sich dem Thema Potenzialbeurteilung über einen wissenschaftlichen Zugang. Sie regen Personalverantwortliche an, das Zustandekommen von Urteilen kritisch zu hinterfragen, damit sie die diagnostischen Aufgaben, die sich bei der Personalauswahl und -beurteilung stellen, kompetent bewältigen können.

Die Annäherung an das Thema folgt dem Postulat, dass Kriterien der Wissenschaft in Personalauswahlprozesse Einzug halten. Für den Praktiker mögen die Beschreibungen abgehoben wirken und zu wenig Bezug zum Alltagsgeschäft aufweisen. Beliebte Merkmale von Handbüchern wie Fallbeispiele, Checklisten oder Best-Practice-Modelle fehlen weitgehend.

Inhaltlich orientiert sich das Buch an der Recruitingprozesskette: Es beschreibt zunächst die Aufgaben- und Anforderungsanalyse, anschließend die Suche über Zeitungsanzeigen und Recruitingmessen. E-Recruiting oder Headhunting erwähnt der Band nicht. Auch die Kapitel „Umgang mit Bewerbungen“ und „Bewerbungsgespräch“ folgen einem streng wissenschaftlichen Zugang. Der Abschnitt „Auswertung von Bewerbungsunterlagen“ beschreibt sehr ausführlich das Modell von Heinz Schuler, einem Wissenschaftler und Kollegen von Lang-von Wins. Hier wäre ein Beispiel über den praktischen Einsatz des Modells wünschenswert. Das Kapitel „Bewerbungsgespräch“ skizziert zwar Interviewmethoden wie das Behavior Description Interview, das Situative Interview oder das Multimodale Interview. Leider erfährt der Leser nichts über die Einzelheiten und kann deshalb auch nicht überprüfen, ob diese Methoden praxistauglich sind. Abschließend behandeln die Autoren die Frage der kritischen Überprüfung der eigenen Entscheidung und postulieren dabei eine Art „Qualitätsmanagement eigener Entscheidungen und des eigenen Handelns.“

Der Klappentext beschreibt das Buch als „nah an den Anforderungen der Praxis und doch objektiv und wissenschaftlich fundiert“. Aus meiner Sicht überwiegt der wissenschaftliche Zugang – somit präsentiert sich der Band auch mehr als nützliche Quelle aktueller Forschungsergebnisse aus dem Bereich der Potenzialbeurteilung – und weniger als Praxishandbuch.

Bewertung (maximal 5 Sterne):

Praktischer Nutzwert * * * * *
Lesbarkeit/Schreibstil * * * * *
Verständlichkeit * * * * *
Gliederung/Übersichtlichkeit * * * * *
Meine persönliche Empfehlung für Personalverantwortliche * * * * *

Quelle: personal manager 6/2008