Die Lerche punktet bis heute vor der Eule

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Foto von Oli Dale

Den eigenen Biorythmus kann niemand wesentlich beeinflussen. Der eine ist eine „Eule“, ein Abendarbeiter, der andere eine „Lerche“ mit Leistungshoch schon früh am Tage. Natürlich gibt es auch „Mischtypen“. Das ist Veranlagung. Kleine Kinder im Haushalt, Schichtarbeit oder lange Fahrzeiten erfordern natürlich Anpassungen und Umstellungen des eigenen Rhythmus: So kann man azyklisches Arbeiten trainieren – wirkliche Höchstleistungen erbringt, bei allem guten Willen, jedoch in solch einer Konstellation niemand.

Dennoch werden ausgerechnet im digitalen Zeitalter Lerchen aufgrund ihrer Fähigkeit zum Frühaufstehen immer noch vorteilhafter bewertet: Früh aufstehen, hart arbeiten von früh bis spät, nicht die Hände in den Schoß legen, beizeiten ins Bett gehen – diesen Wertekodex hat das christliche Abendland für den “Werktätigen, Bauern und Bürger” hervorgebracht.

Spielt dies am Ende sogar bis heute eine Rolle, warum sich der Mittagsschlaf in Unternehmen, der sogenannte „Powernap”, nicht durchsetzen konnte – obwohl seine wohltuende, leistungssteigernde und Kaffeekonsum-reduzierende Wirkung erwiesen ist?

Wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Anthropologie, Gedächtnisforschung, Psychologie und Strafforschung

Prof. Vicki Culpin ist Fakultätsmitglied der Business School „Ashridge Executive Education“ und auf Wirtschaftspsychologie spezialisiert, insbesondere auf das Thema Gesundheit. Als Psychologin – und Gerichtspychologin – hat sie mehr als 17 Jahre u.a. zum Thema Gedächtnis bei Erwachsenen, Kindern und Straftätern geforscht. Diese Erkenntnisse und Erfahrungen fließen in ihre aktuelle Arbeit in der Schlafforschung mit ein:

Das Ziel: Ausgeschlafene Mitarbeiter

In jüngster Zeit beschäftigt sie sich mit den Zusammenhängen von Schlaf, Wohlbefinden und der Belastbarkeit in Management-Positionen. Ihre Studie mit mehr als 1.000 Berufstätigen ergab: Arbeitnehmer schlafen durchschnittlich sechseinhalb Stunden – also ca.1-3 Stunden Schlaf pro Nacht weniger als gemäß der American Sleep Association ein gesunder Erwachsener zwischen 20-60 Jahren durchschnittlich benötigt, um gesund zu bleiben.

Die Folgen von Schlafmangel

Je nach persönlicher physischer wie psychischer Disposition machen sich die Folgen infolge Schlafmangels individuell unterschiedlich – und in unterschiedlicher Stärke – bemerkbar. Allen Betroffenen gemeinsam sind jedoch folgende Symptome:

  • Erhöhte Unfall- und Fehlerhäufigkeit infolge von Konzentrationsstörungen (inklusive entsprechend hoher Versicherungsverpflichtungen und Zahlungen, wenn ein Unfall eintritt)
  • Im Extremfall Anfälle von Sekundenschlaf (unbemerkte Vorfälle von kurzzeitigem „Wegkippen“) – mit entsprechender Unfallgefahr gerade in Gefahrenberufen
  • In leichteren Fällen auch „lediglich“ ein Abbau der Fähigkeit, Fakten zu erinnern, Daten zu verarbeiten, mit Kollegen zu interagieren oder sich in Meetings zu konzentrieren.

BGM-Thema: Gesundheitsfaktor Schlaf

Desweiteren: Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel (inkl. entsprechender Symptome), Einfluss auf bekannte Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Wortfindungsstörungen, verlangsamte Reaktionsfähigkeit und herabgesetzte soziale Fähigkeiten inklusive einer u.U. erhöhten Aggressivität oder Abstumpfung „runden“ das  Thema ab. Nicht umsonst wird Schlafentzug – in geringem Maße und unter kontrollierten Bedingungen im Rahmen therapeutischer Maßnahmen eingesetzt (Depressionsforschung) – und unter ebenso „kontrollierten Bedingungen“ bei Folter und gesetzeswidrigem Strafvollzug. In jedem Fall kann Schlafentzug jedoch „unkontrollierte“ Folgen haben.

Wenn das Risiko zur Regel wird

Schlafentzug kann langfristige Entscheidungen beeinflussen – mit schwerwiegenden Folgen. So hat Culpin festgestellt: „Bei manchen Menschen verlangsamt sich die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen“. Das kann vielerlei Gründe haben: zum einen können einfach Geduld und Kraft fehlen, um aufmerksam zuzuhören, oder um sich noch ausreichend mit einem Thema zu befassen.

Zum anderen könnte es sein, dass Leute unter Schlafmangel „nicht alle Informationen rational aufnähmen – und damit riskantere  Entscheidungen fällten.“ Interessanterweise beträfe das Personen, die ohnehin schon risikofreudiger seien – jedoch auch jene, die sonst eher das Risiko scheuten. Zusätzlich vertrauten die „Unausgeschlafenen“ gerade diesen riskanteren Entscheidungen mehr – egal, ob sie sich als richtig oder falsch erwiesen. Welche Auswirkungen dies gerade bei langfristig wichtigen Unternehmensentscheidungen haben kann – vor allem, wenn keine entsprechend nachgeschalteten Kontrollfunktionen mehr greifen, kann man dann nur vermuten.

Effektive Maßnahmen für das BGM nicht verschlafen

Arbeitsverdichtung, Grenzverwischungen zwischen Arbeits- und Freizeit, Druck- und Tempoerhöhung im Arbeitsalltag betrachten Personalverantwortliche heute daher zunehmend mit Sorge – und wissen, dass – im Prinzip „Schlaf als Thema ihrer Corporate-Health-Agenda“ nicht mehr fehlen dürfte. Doch kostenloses Mineralwasser und Gleitzeit sind leichter durchzusetzen, als das Tabu zu brechen, dass „Mitarbeiter ihr Geld im Schlaf“ verdienen könnten…und so arbeiten die Mitarbeiter – allen BGM-Ideen zum Trotz – mit Kaffee, Koffein, Nitkotin & Co. gegen das Mittagstief an.

Überzeugungsarbeit in alle Richtungen nötig

Umgekehrt hat sich aufgrund unterschiedlicher Faktoren (Betreuungs- und Kindergartenzeiten, Fahrzeiten etc.) bei einer Reihe von Mitarbeitern herauskristallisiert, dass sie lieber früher Feierabend machen – als eine längere Mittagspause mit evtl. Powernap. Dass man einen “Powernap” trainieren kann – und eine Investition in die “Mittagszeit” sich durchaus lohnen kann, zeigt jedoch unser “Best Practice”-Bericht zum Thema Rückengesundheit.

Home Office & Co. – Arbeitszeiten individuell anpassen

Immerhin stellen eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten, die Möglichkeiten individuell gestaltbarer Arbeitszeiten, eine Änderung in der Anforderung einer „Präsenzzeit“ – inklusive einer verbesserten Zeit- und Leistungserfassung Schritte in die richtige Richtung dar. Besonders die Möglichkeiten, flexibel im Home Office arbeiten zu können, könnten hier weiterhelfen. Denn der Schlafmangel stellt sich ja nicht allein durch mangelnden „Mittagsschlaf“ ein – er entsteht aus den Zwangssituationen einer herausfordernden Lebens- und Arbeitsführung heraus.

Wobei leider die arbeitsrechtliche Gesetzgebung bezüglich Versicherungsumfang etc. hier den Anforderungen hinterherhinkt. Zahlreiche Rundum-Dienstleister helfen jedoch Personalern, Mitarbeitern zu helfen, Betreuungsdienste zu finden oder sogar betriebsseitig –  für Kinder, die aufgrund schlechter Kindergartenzeiten oder Fahrzeiten betreut werden müssen – sowie für ältere Angehörige. Gemeinsam plant man Hausaufgabenbetreuungen. Betriebseigene Kinderhorte ermöglichen Kindern bis drei einen Mittagsschlaf – vielleicht gibt es dann auch irgendwann nebenan einen Raum für die Eltern und Erwachsenen?

Ein Ruheraum – warum eigentlich nicht?

Der Server hat einen. Die Ablage. Das Kopierpapier und Büromaterial. Wir sprechen von einem eigenen Raum. Meistens auch einem sehr ruhigen Raum. Ok, im Keller, häufig. Jedoch manchmal auch wertvollen Büroraum in „Toplage“ verschleißend. Welche Ruheräume haben die Menschen in Ihrem Unternehmen?

Abgesehen von den für alle einsichtigen und frequentierten Besuchersitzen vor dem Front-Office, den ausgebuchten Besprechungsräumen, der Büroküche, u.U. der lauten Kantine, den Toilettenräumen. Stop. Das sind Funktionsräume. Keine Ruheräume. Auch wenn Ruhe -–wir kommen auf unser Ausgangsthema zurück – eine hochwichtige Funktion hat und das biologische  Gegengewicht zur tätigen Leistung darstellt. Wir wissen: Viele Firmen sind froh, ihre Büros schon einigermaßen gut einteilen zu können. Wo soll da noch eine Ruhezone hin?

Kreativ den Mangel verwalten?

Aber vielleicht gibt es ja doch eine Möglichkeit: Vielleicht gibt es schon einen Sport- oder Fitnessraum, der eine zusätzliche Funktion erhalten könnte. Yogamatten könnten in der Mittagspause zu „Schlafmatten“ umfunktioniert werden. Vielleicht könnten sich Firmen eine Ruheraum-Anmietung teilen. Sicher ist: Ein guter Powernap gelingt nicht unbedingt mit dem Kopf auf den Armen vor dem Computer, während sich leise der Kaffee aus der umgestürzten Tasse auf dem Hemd verteilt.

“Einfach” einmal zurücklehnen – und die Lösung kommen lassen

 Auch zurückgelehnt auf dem Sessel entspannt ein Mensch nicht wirklich. Es müsste möglich sein, dass Mitarbeiter sich kurz hinlegen, ausstrecken, entspannen können. Gerade, wenn man sehr intensiv an einer Aufgabe arbeitet, ist ein wenig Abstand für Lösungsfindungen sehr effektiv. Gelesenes setzt sich. Schlafbrillen verleihen Wohltuendes Dunkel, Ohropax verhilft zur Ruhe vor der naheliegenden Bushaltestelle… Vielleicht kann man auch ein selten genutztes Büro mit einem Paravent „umfunktionieren“. Oder die (hoffentlich selten besetzte) Krankenstation „aufrüsten“ mit einer weiteren Liege…

Psychische Entlastungen anbieten – gegen das “Gedankenkarussell” im Kopf, das vom Schlafen abhält

Sorgen können echte Schlafkiller darstellen. Innere Achtsamkeit gegenüber dem eigenen Körper und der eigenen Psyche helfen, auf wichtige Warn-Signale zu achten. Bei Stress benötigt der Körper Schlaf und Ruhe, doch nicht allein: Vor allem auch die Möglichkeit zum aktiven Abarbeiten beim Sport kann helfen, Stress abzubauen. Soziale und existenzielle Ängste können durch gezielte Gesprächsangebote seitens der Personalabteilung und u.U. mithilfe eines Coaches adressiert werden. Auch Yoga, Achtsamkeits- und Entspannungsübungen helfen, wieder “ins Lot zu kommen” – das Gedankenkarussell im Kopf besser abschalten zu können – und nachts besser durchzuschlafen

Wach bleiben gegenüber dem Schlaf

Nicht vergessen: Es geht uns bei dem Plädoyer für den vernachlässigten (Büro)Schlaf um das Wachsein-Können. Um Leistungssteigerung – und Leistungserhalt. Das können Sie auch mit anderen Regelungen zur Mittagspause, mit Aktivierung anstelle Beruhigung und Schlaf – jeder Mensch hat andere Bedürfnisse und benötigt andere Impulse, um über ein „Mittagstief“ hinwegzukommen – oder auf seine zumindest sieben bis acht Stunden Schlaf zu kommen.

Schlaf oder doch besser Yoga?

„Aktivierende Turnübungen vor dem Computer“ – oder noch besser – ein Spaziergang an der frischen Luft, bringen unseren Kreislauf in Form und lassen das Gehirn Sauerstoff tanken. Gähnübungen, wie sie Schauspieler zur Lockerung ihrer Kiefer- und Gesichtsmuskeln verwenden, helfen ebenfalls. Der Möglichkeiten sind viele.
Weitere kreative Lösungen sind daher willkommen – auch an unsere Redaktion. Lassen Sie uns einfach einmal darüber schlafen.

Quellen:

(bitte beachten Sie, dass manche Links nach einer Weile durch Aktualisierungen der Medien, Archivierungen etc. bestimmte Artikel u.U. nicht mehr unter dem angegebenen Link abrufbar sein könnten – in dringenden Fällen fragen Sie in der HRM.de-Redaktion, wir halten diese Artikel in unseren Materialsammlungen vor.)

http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.herzinfarkt-wie-schuetze-ich-mich-ein-herz-und-eine-seele.9302c9d0-dcd9-4353-8998-7e0ce1b16262.html
Herzinfarkt – Wie schütze ich mich? Ein Herz und eine Seele,
Von Regine Warth 24. August 2015 – 15:15 Uhr

http://www.focus.de/gesundheit/experten/miriamgoos/zwischen-anregung-und-ueberlastung-trotz-stress-gesund-bleiben_id_3283781.html

Deutschen Herzstiftung: www.herzstiftung.de

Pressmitteilung 25.08.16,  Corporate Health, Wie Schlaf die Arbeitswelt beeinflusst, der Zukunft Personal 2016, Stefanie Hornung zur Keynote Prof. Vicki Culpin

http://www.spiegel.de/karriere/schweden-sechs-stunden-tag-ist-eine-maer-a-1055996.html

http://www.augsburger-allgemeine.de/wissenschaft/Studie-Stress-erhoeht-das-Herzinfarkt-Risiko-id40212572.html

http://thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(16)31714-7/abstract

https://www.ashridge.org.uk/faculty-research/faculty/vicki-culpin/

https://www.ashridge.org.uk/faculty-research/research/publications/a-wake-up-call-for-sleepy-managers/

https://crosswater-job-guide.com/archives/tag/google

http://industrie.de/allgemein/wie-schlaf-die-arbeitswelt-beeinflusst/

http://www.lto.de/recht/nachrichten/n/bsg-b2u515r-unfall-essen-trinken-im-homeoffice-nicht-unfallversichert/

Soziologische Beurteilung von Schlafentzug

Unter Führungskräften und bestimmten Mitarbeitern kommt es immer wieder fast zu „Wettbewerben“, mit wie wenig Schlaf sie auskommen – und dennoch tolle Leistungen erbringen. Prominente Vertreter hierfür, die darüber berichteten, wären Marissa Mayer von Yahoo oder Tesla-CEO Elon Musk, wie auch US-Präsident Donald Trump.

Tatsächlich ist jedoch erwiesen, dass:

  1. sich selbst bei 50-60 Stunden-Wochen rein nominell sehr viel Leerlauf und ineffektives Arbeiten einschleicht.
  2. Diese Phasen der „dauernden“ Höchstleistung nur in bestimmten Lebensphasen – und dann auch nur phasenweise bewältigt werden können.
  3. Diese Bewältigung sehr vom Umfeld abhängt – denn entsprechende Folgen, sowie personelle, geschäftliche, psychische, physische und familiäre „Kollateralschäden“ treten erst später auf – oder werden von Funktionsträgern aus der Umgebung – mit mehr oder minder schweren Folgen für deren Gesundheit –  „aufgefangen“.

Abhängig arbeitend oder selbst entscheidend

Für Mitarbeiter, die abhängig arbeiten – und in niedrigeren Hierarchien, scheint es leichter zu sein, über Schlafmangel zu sprechen, vielleicht „weil es für sie kein Karrierekiller ist“, so Culpin. So schienen in der Untersuchung Mitarbeiter der unteren Hierarchieebenen von stärkeren Beeinträchtigungen durch Schlafmangel berichtet zu haben als die Mitarbeiter der höheren Führungspositionen.

Möglicherweise könnte in Chefetagen eine Art unausgesprochenes Tabu herrschen, über Müdigkeit oder die „Auswirkungen von schlechtem Schlaf“ zu sprechen. Entweder sie seien geschickter darin, „die Auswirkungen zu verschleiern oder sie schämten sich einfach dafür“.
Da Führungssessel bis heute häufig überwiegend mit Männern besetzt sind, mag auch ein entsprechender Ehrenkodex herrschen, über solche u.U. als „Schwäche“ empfundenen Empfindungen nicht offen zu berichten – und sich damit im Konkurrenzkampf an der Spitze nicht einem Angriff auf die eigene Leistungsfähigkeit auszusetzen.

Tatsächlich ist jedoch eines festzuhalten: „Schlafmangel betrifft nicht nur die Beschäftigen, die den höchsten Verantwortungsdruck und entsprechenden Stress haben. Das ist ein unternehmensweites Problem – vom Mitarbeiter bis zum CEO“, so Culpin.

Schlafmangel und Stress – eine Unternehmens- und BGM-feindliche Kombination

Allerdings muss ein Lebensstil ohne Schlaf nicht zwangsläufig mit einem erhöhten Herzinfarktrisiko einhergehen. Um als „Gesundheitskiller“ zuschlagen zu können,  müssen zum Schlafmangel noch individuelle Risikofaktoren wie dauerhaft erhöhter Stress und eine schlechte Ernährung, Bewegungsmangel, Mangel an Autonomie etc. hinzukommen. Auch eine höhere Entscheidungsmacht und –autonomie der Führungswelt stellt einen starken Resilienzfaktor. Abhängig  Arbeitenden und Mitarbeitern in prekärer Erwerbslage mit täglich erlebter Existenznot geht dieser Faktor ab – mit einem Ergebnis, das von Vielen mit Überraschung zur Kenntnis genommenen wird: Herzinfarkt kommt in allen Schichten vor – und gilt schon länger nicht mehr als reine „Managerkrankheit”.

Herzinfarkt nicht mehr Managerkrankheit Nr. 1

So Kardiologe Michael Linden vom Herzzentrum Stuttgart bei „Herzinfarkt – Wie schütze ich mich? Ein Herz und eine Seele, von Regine Warth in den Stuttgarter Nachrichten: „Früher, da sprach man bei Herzinfarkten von der Managerkrankheit.“ Heute ist kein gehobener Posten mehr notwendig, um wegen massiver Herzprobleme vorstellig zu werden.

Zahlreiche Studien der letzten Jahre wiesen ebenfalls in diese Richtung. So scheinen gerade die Arbeitnehmer, die „immer bereit“ sind – und sein müssen, da in bestimmten Zeiten Personalabbau ein Zauberwort zu sein scheint – sowie sehr leistungswillige (und initial leistungsfähige) Mitarbeiter sehr gefährdet zu sein. Dabei sind nicht immer Übergewicht oder Blutfette entscheidend. Entscheidend sind insbesondere eine Zunahme an Stress, Existenzangst, Nikotinkonsum – und psychischen Belastungen.

Gegenbewegungen aus der Führungsetage

Wer es jedoch geschafft hat, als Führungskraft Sport in seine Work-Life-Balance zu integrieren, hat damit schon einen großen Schritt in die richtige Richtung getan. Nur sollte sie auch hier weider aufpassen, den Leistungsgedanken nicht nahtlos auf das Privatleben auszuweiten. Der Leistungsgedanke scheint ein von vielen Faktoren losgelöster und eigenständiger „roter Faden“ im Leben bestimmter Personentypen zu sein – und kann, im Übermaß gelebt – damit auch ein Gesundheitsrisiko darstellen.

Ohnehin gibt es Manager wie Arianna Huffington, die Schlaf als neues Erfolgsrezept anpreisen.

Fazit – ein Plädoyer für den Mittagsschlaf und flexible Arbeitszeiten?

Schlaf ist kein Allheilmittel – wirkt aber häufig so. Jede/r von uns hat sicher schon einmal festgestellt, dass er/sie eine sich schon anbahnende Erkältung abwenden kann, wenn er/sie sich rechtzeitig ins Bett legt – und lange durchschläft. Vielen kreativen Köpfen, kommt eine Lösung „wie im Schlaf“: eben weil! unser Gehirn im Schlaf – auf sehr reinigende und kreative Weise für uns „weiterarbeitet“, Dinge ordnet, neue Dinge vorbereitet und speichert.

Wir nehmen im Urlaub deswegen häufig leichter ab, weil wir zu Bett gehen, weil wir müde sind, nur dann esse, wenn wir wirklich Hunger haben – und unseren Rhythmus besser respektieren. Wir sind ausgeglichen und ausgeruht – und auch manche Konflikte lösen sich damit „über Nacht“. Blutdruck, Werte für Blutfette und Cortisol im Blut sinken.

Dass wir das nicht 1:1 auf das Erwerbsleben übertragen können, ist einleuchtend. Und jedes Unternehmen bietet andere Herausforderungen und Möglichkeiten. Doch Schlaf, Ausgeschlafensein, Mittagspausengestaltung, Ruheraum-Möglichkeiten, Aktivierungen etc. sind Themen, die in ein effektives und umfassendes wie nachhaltiges BGM gehören, und nicht gänzlich ausgeklammert werden dürfen.

Krankheiten infolge Schlafmangels und Stess

Schlafmangel macht uns anfälliger für Infektionskrankheiten und psychische Belastungsfaktoren. In Kombination mit Stress erhöht sich dieses Risiko noch. Das für die Furchtkonditionierung verantwortliche Zentrum sendet unter Stress Signale aus, die für erhöhte Entzündungswerte im Körper sorgen. Bei chronischem Stress können so Entzündungen ganz ohne Keime oder Infektionen entstehen. Dadurch verdicken auf Dauer die Arterien – das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall steigt.