Wissens- und Kompetenzträger sind Mangelware in der Arbeitswelt, glaubt man der eLearning Benchmarking Studie 2018, die das eLearning Journal in Kooperation mit Cornerstone OnDemand und didacta durchgeführt hat.

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Foto von Kaleidico

Die Arbeitswelt steht vor Herausforderungen. Fachkräftemangel und wenig bis kaum motivierte Mitarbeiter fordern vermehrt ihren Tribut. Die jährlich durchgeführte eLearning Benchmarking Studie 2018 beschäftigt sich daher mit kritischen Herausforderungen für das Talent Management. Denn letzteres kann entscheidend sein, soll der Kampf um Fachkräfte gewonnen werden und Talente entwickelt und gebunden werden. Zum vierten Mal in Folge wurden in diesem Jahr 850 Unternehmen zu diesem Thema befragt. Die Studie identifizierte fünf zentrale Herausforderungen: Etwa 73 Prozent der Unternehmen halten Fachkräftemangel, 78 Prozent die Mitarbeitermotivation, weitere 78 Prozent die Identifikation und Erfassung von Wissens- und Kompetenzträgern und zu je 61 beziehungsweise 65 Prozent interne sowie externe Mobilität ihrer Mitarbeiter für kritisch im Bezug auf Talent Management-Maßnahmen. Dies ist insofern interessant, als bisher lediglich 27 Prozent und 21 Prozent der Maßnahmen auf die Akquise von unternehmenskritischen Kompetenzen und Wissens- und Kompetenzträgern abzielen. Mehr Beachtung findet hingegen derzeit das Führungskräftetraining mit 69 Prozent. Überraschenderweise bieten nur 21 Prozent der Unternehmen Maßnahmen für Fachkräfte an – und das in Zeiten des Fachkräftemangels.

Talent Management zur Gewinnung und Bindung von Talenten

Die meisten Unternehmen betreiben Talent Management heute mit Talent Management Systemen verschiedenster Anbieter. TMS können für die Rekrutierung, über die Identifizierung und Entwicklung von Talenten, Kompetenz-Management bis hin zur Optimierung der Abläufe in der Personalabteilung genutzt werden. Zugleich sind sie jedoch auch immer eine längerfristige Investition, was die Einführung vor allem für kleine bis mittleren Unternehmen mit weniger als 500 und zwischen 500 und 1000 Mitarbeitern zu einer Herausforderung machen kann. Rund ein Drittel der befragten Unternehmen hat bereits Talent Management Systeme im Einsatz, ein Viertel plant diesen. Dass dieses Segment große Wachstumschancen bietet, belegt die Tatsache, dass in kleineren Unternehmen erst rund 11 Prozent TMS nutzen, aber 50 Prozent der Befragten den Einsatzplanen. In mittleren Unternehmen liegen die Werte bei 18 Prozent Nutzung und 36 Prozent Planung. Insgesamt – so die Studie – wird sich die Verbreitung von TMS in den nächsten Jahren verdoppeln – wenn nicht gar verdreifachen.

Eine Ausnahme bilden insgesamt nur die Großunternehmen ab 25.000 Mitarbeitern, denn hier nutzen bereits 66 Prozent Talent Management Systeme. Allerdings planen die restlichen 36 Prozent keine Nutzung. Die Gründe liegen in fehlenden Ressourcen (52 Prozent), ausreichender Einsatz anderer Tools wie Excel (29 Prozent) und Widerstände durch Stakeholder (10 Prozent). Dies könnte zu dem Schluss führen, dass bei der Auswahl eines Systems vor allem der Preis ausschlaggebend ist. Doch das ist nicht ganz der Fall. Die Kompatibilität mit den Anforderungen steht mit 19 Prozent an erster Stelle, erst dann folgt das Verhältnis von Preis/Leistung mit 17 Prozent. Außerdem ist es für 16 Prozent der Unternehmen wichtig, dass der Anbieter etabliert und bekannt am Markt ist. Zu groß ist die Gefahr bei neuen Anbietern, erst in ein teures System zu investieren und dann den Support durch den Anbieter zu verlieren, weil er sich am Markt nicht behaupten konnte und verschwindet.

Fachmessen als Hauptumschlagplatz für Talent Management Systeme

Erworben werden TMS zum größten Teil auf Leitmessen der Branche wie der Learntec oder der Zukunft Personal (48 Prozent), Empfehlungen (42 Prozent), das Internet (41 Prozent) und im Abgleich mit dem eigenen Anforderungskatalog (41 Prozent). Interessant ist zudem, dass gut 37 Prozent unzufrieden mit ihrem TMS sind. Die Gründe dafür sind vielfältig. So decken die Systeme laut 72 Prozent der Befragten ihren Bedarf nur ungenügend. Außerdem sei die mangelhafte Benutzerfreundlichkeit in 65 Prozent der Unternehmen ein zusätzliches Problem. Dies erklärt auch, warum die Benutzerfreundlichkeit von über 80 Prozent der Befragten als signifikant für Erfolg oder Scheitern einer TMS-Einführung gehalten wird. Eine einfache intuitiv bedienbare Administration halten noch 59 Prozent für wichtig, gefolgt von der Anpassungsfähigkeit des Systems (48 Prozent) insgesamt.

Zusammengefasst sind gut zwei Drittel der Unternehmen mit ihren TMS zufrieden. Dies spricht für die gute Auswahl und die hohe Qualität der implementierten Systeme in der DACH-Region. Allerdings gibt es Verbesserungsbedarf in Bezug auf Funktionen und Usability. Bei näherer Betrachtung sollte es daher lohnenswert sein, die eigenen Angebote und Services entsprechend anzupassen, insbesondere im Hinblick auf Benutzerfreundlichkeit und Akquise von Wissensträgern und die Entwicklung beziehungsweise Erlangung von unternehmenskritischen Kompetenzen. In Anbetracht des hohen Wachstumspotenzials für die Verbreitung von TMS und der großen Zahl unzufriedener Kunden, könnten sich für Anbieter so entscheidende Vorteile ergeben.

Die vollständige Studie finden Sie hier.