Liebe Leser,

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Foto von Headway

in meiner Sparte, Suchterkrankung von Führungskräfte (siehe www.klarsinn.de), beobachte ich folgendes: Obwohl Alkoholabhängigkeit und -missbrauch in Krankenhäusern die meist gestellte Diagnose ist -zumindest in der Schweiz, bleiben viele Patienten unbehandelt in Bezug auf die psychosoziale Dimension der Sucht. Und dort, wo öffentliche Beratungsstellen vor Ort wirken, sind Privatversicherte und Manager nicht zu motivieren, sich von ihnen helfen zu lassen. Zu gross ist das Status- und Hierarchiegefälle den Sozialarbeitern gegenüber. Die Angst, man könne bei ihnen nicht inkognito bleiben kommt hinzu. Das gilt spätestens dann, wenn nach Klinikaustritt ansteht, das öffentliche Wartezimmer aufzusuchen und die Türschwelle mit dem entlarvenden Schild “Alkoholberatung” zu überwinden (… wenn überhaupt ein Termin vereinbart werden konnte für das Wochenende oder um 6.00 Uhr morgens).

Eine Grundregel in der Psychotherapie und auch im Akquisitions-Business lautet, es dem Kunden bzw. Hilfsbedürftigen leicht zu machen, sich einzulassen. Warum bieten dann die Krankenhäuser dem Selbstzahler nicht an, ein diskret agierender (privater) Suchtspezialist könne vor Ort Motivation, Beratung und Weiterleitung leisten?

Die Behandlung des Suchtverhaltens muss im Krankenhaus beginnen, wenn die Änderungsbereitschaft am grössten ist. Ich rufe dazu auf, in diesem Sinne für Suchtkranke generell und diese Patientengruppe im besonderen neue Wege zu suchen. Das lohnt sich für alle. Der Trend insgesamt scheint jedenfalls in die richtige Richtung zu gehen: Das Gesundheitswirtschaftsmagazin „kma” schreibt in seiner Ausgabe 0309, Seite 14: “Es ist offensichtlich, die (Kranken-)Häuser drängen in die ambulante Versorgung und haben auch die Bedeutung von Kundenzufriedenheit erkannt.”