Die Sprache ist ein bislang vernachlässigter Kernbestandteil der Kommunikation von Arbeitgebern. Ein Team von Sprachwissenschaftlern unter der Leitung von Prof. Dr. Markus Hundt hat nun erstmals ein Modell vorgelegt, mit dem sich die Sprache auf Karrierewebsites qualitativ analysieren lässt – und dieses Modell zur Analyse der Karrierewebsites von 20 großen deutschen Unternehmen eingesetzt. Auf der Grundlage des „Kieler Modells zur Analyse von Texten auf Karrierewebsites“ (KIMATEK) sollen weitere Studien entstehen. Professor Hundt leitet an der Universität Kiel den Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft, der sich unter anderem mit Fachsprachen in Industrie und Wirtschaft beschäftigt.

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Foto von Raphael Koh

Viel Information, schlecht formuliert

Karriereseiten bieten Bewerbern im Internet mittlerweile ein erhebliches Informationsvolumen: Für die Studie untersuchten die Kieler Wissenschaftler im Durchschnitt 24 Standarddruckseiten Text pro Unternehmen. Bei der Analyse verschiedener Kriterien wie Grammatik, Stil, Wortgebrauch sowie Adressatenorientierung und Authentizität zeigen sich erhebliche Mängel. Im Hinblick auf die grammatische Korrektheit etwa erreicht nicht einmal die Hälfte der Unternehmen die volle Punktzahl. Beim Stil empfehlen die Kieler Wissenschaftler 16 der 20 untersuchten Unternehmen eine Überarbeitung: Hier fallen neben Bandwurmsätzen und Substantivierungsreihen auch abgedroschene Phrasen wie „Unsere Mitarbeiter sind unser wertvollstes Gut“ negativ auf.

Einigen Unternehmen mangele es zudem an einer „schlüssigen Argumentation“, heißt es in der Studie: Leistungsversprechen an Bewerber kommunizieren sie ausschließlich auf der Behauptungsebene.

Bei dem aus den Studienergebnissen abgeleiteten Ranking belegte BMW mit 91 von 100 Punkten den ersten Platz, dicht gefolgt von Siemens (90 Punkte) und McKinsey (89 Punkte). Auffallend ist das schlechte Abschneiden von Banken, die meist auf den mittleren bis hinteren Rängen landeten: zum Beispiel Postbank (59 Punkte), UniCredit Group (51 Punkte) und als Schlusslicht die Sparkasse mit 39 Punkten.

Für die Pilotstudie haben die Autoren aus den vier Branchen Energiewirtschaft, Finanzdienstleister, Industrie und Unternehmensberatung jeweils fünf namhafte Unternehmen ausgesucht: BASF, BMW, Bosch, Boston Consulting Group, Commerzbank, Deloitte, Deutsche Bank, EnBW, E.ON, McKinsey, KPMG, Postbank, PricewaterhouseCoopers, RheinEnergie, RWE, Siemens, Sparkasse, UniCredit Group, Vattenfall und Volkswagen. Die Publikation der nächsten Auflage der KIMATEK-Studie ist für 2012 geplant. An der Untersuchung sollen sich künftig auch Unternehmen beteiligen können.

Sprache beeinflusst Employer Branding

„Einige der untersuchten Websites sind in sprachlicher Hinsicht nur als mangelhaft zu bezeichnen. Es ist davon auszugehen, dass die angesprochenen Kandidatinnen und Kandidaten diesen Zustand nicht länger als unbedingt nötig hinnehmen werden“, sagt der Leiter der Studie Professor Markus Hundt.

„Wie kommen Arbeitgeber in verschiedenen Kontaktsituationen bei potenziellen Bewerbern an? Auch die Sprache bestimmt entscheidend über diese Erfahrungen („Candidate Experience“) und damit über das Image von Arbeitgebern mit. Die Bedeutung des Faktors „Sprache“ für die Kommunikation von Arbeitgebern nimmt allein wegen der weitgehend textbasierten Social Media stark zu. Auch vor diesem Hintergrund sollten sich Arbeitgeber stärker damit auseinandersetzen“, sagt Michael Eger, Projektleiter bei der Promerit AG.

„Sprache ist ein konstitutives Element für das Entstehen von Arbeitgebermarken. Die Ergebnisse der Studie bestätigen meinen Eindruck aus der Praxis, dass es hier noch sehr viele Verbesserungs- und Differenzierungsmöglichkeiten gibt. Als Herzstück des Employer Branding müssen Karrierewebsites auch in sprachlicher Hinsicht kontinuierlich optimiert werden. Das viel zitierte „Bauchgefühl“ der Personalmarketingverantwortlichen und die spontane Bewertung der „Tonality“ reichen für die gebotene Professionalität bei dieser Aufgabe nicht aus“, sagt Bernhard Schelenz, Geschäftsführer der Personalkommunikation Schelenz GmbH.

Interessierte können die 75 Seiten umfassende Studie bei einem der Herausgeber Promerit AG oder Personalkommunikation Schelenz GmbH für 220 Euro als gebundene Print-Ausgabe bestellen.

Kontakt

Promerit AG

Michael Eger

Torhaus Westhafen, Speicherstraße 57-59

60327 Frankfurt am Main

Telefon: 069 505008 615

E-Mail: Michael.Eger@promerit.com

www.promerit.com

Personalkommunikation Schelenz GmbH

Bernhard Schelenz

Holzhofstraße 7

55116 Mainz

Telefon: 06131 97265 0

E-Mail: schelenz@personalkommunikation.de

www.personalkommunikation.de

Quelle: Pressemitteilung vom 30.03.2011