Das Leben ist in Geschichten geschrieben. Geschichten erzählen persönliche Erlebnisse, sind interessant und unterhaltsam, spannend und packend. Sie beziehen sich auf Erfahrungen und nicht auf Tatsachen. Geschichten schaffen Bilder im Kopf, die stärker sind als Zahlen, Tabellen und Statistiken. Reine Behauptungen, austauschbare Phrasen und bloße Fakten sind in Zeiten des globalen Wettbewerbs und kritischer Verbraucher nicht mehr ausreichend.

So hat sich beispielsweise die berühmte Parabel im Zusammenhang mit der Finanzkrise wie ein Lauffeuer über das Internet verbreitet: „Der junge Bill will mit einer eigenen Ranch reich werden. Also kauft er einem Farmer ein Pferd ab. Dem Farmer zahlt er dafür 100 Dollar, der wiederum verspricht das Pferd am nächsten Tag zu liefern. Doch es kommt anders: Am darauf folgenden Tag überbringt der Farmer Bill nur eine schlechte Nachricht: Das arme Tier sei in der Nacht gestorben. Daraufhin sagt Bill: “Kein Problem. Gib mir einfach mein Geld zurück!” Doch der Farmer verneint: “Das Geld habe ich gestern bereits für Dünger ausgegeben.” Da überlegt Bill kurz und meint dann nur noch: “Dann gib mir wenigstens das tote Pferd zurück. Ich will es verlosen!”Der Farmer ist völlig verwirrt: “Du kannst doch kein totes Pferd verlosen!”,wundert er sich. “Doch, doch”, sagt Bill, “ich erzähle einfach keinem, dass es schon tot ist…”

Monate später laufen sich Bill und der Farmer über den Weg. Der Farmer bemerkt sofort die feinen Kleider und den offensichtlichen Reichtum an Bill. “Und?!”, fragt er neugierig, “Wie ist es mit der Verlosung des Kadavers gelaufen?” Bill grinst: “Spitze! Ich habe über 500 Lose zu je 2 Dollar verkauft und damit nahezu 1000 Dollar Profit gemacht.” Der Farmer schüttelt den Kopf: “Aber gab es denn keine Reklamationen wegen des toten Pferdes?” Bill grinst noch breiter: “Doch, der Gewinner hat sich beschwert”, sagt Bill. “Aber dem habe ich einfach seine 2 Dollar zurückgegeben.”

Wer lauscht nicht gerne  Anekdoten, Parabeln, Seemannsgarn oder Kurzgeschichten und  freut sich an der bildhaften Sprache. Simpel erzählt, ziehen solche Geschichten leichter bei uns ein, werden von uns ebenso leicht weiter erzählt und schon macht eine Botschaft ihre Runde.

Die Autoren Karolina Frenzel, Michael Müller und Hermann Sotton schlagen in ihrem Buch „Storytelling“ vor, dem „Erzählen und Zuhören wieder mehr Raum zu geben und dadurch erfolgreich und effizient zu werden, den Mitarbeitern die optimalen Rahmenbedingungen für motiviertes und zielorientiertes Arbeiten zu geben“ und nennen das Management nach dem Harun-al-Raschid-Prinzip. Spannend erzählte Geschichten berühren nämlich nicht nur Herz und Seele von Kindern, sondern auch Erwachsene sind dem Storytelling zugetan. Ein Prinzip, dass sich gut auf die Unternehmenskommunikation anwenden lässt. Ein neuer Vorgesetzter gewinnt mit seiner privaten Lebensgeschichte in seiner Begrüßungsansprache mehr Sympathie als mit einer nüchtern abgespulten Ansprache über Werdegang und Ziele. Wer die Methode „Storytelling“ als Kommunikationsinstrument bewusst einsetzt, kann Mut und Leidenschaft kommunizieren und  darüber hinaus Mitarbeiter motivieren und begeistern. Mitarbeiter erfahren nicht nur mehr persönliches über den Vorgesetzten, sie können auch mehr über die Kultur des Unternehmens lernen. Wer in spannenden Geschichten lebt, ist einfach interessanter.

Und wer jetzt nach einer passenden Geschichte zur Botschaft sucht, dem empfehle ich folgende Lektüre:

„Der Philosoph und der Straßenfeger" von Gerhard Reichel, Reichelverlag 2006, 25 Euro
„Das Märchenbuch für Manager“ von Jürgen Fuchs, Frankfurter Allgemeine Buch, 8,90 Euro

man sitting on chair beside laptop computer and teacup
Foto von Icons8 Team