Die entscheidende Frage: Wo und wie sind diese Manager ausgebildet worden? Was haben sie gelernt? Bei der Vorbereitung für ein General Management Programm der Akademie Schloss Krickenbeck musste sich der Autor mit dieser Frage und den bestehenden Angeboten beschäftigen. Das Ergebnis war weitgehend ernüchternd!

person sitting near table holding newspaper
Foto von Adeolu Eletu

Im Vordergrund der meisten Programme steht ein eher triviales Denken in Business Cases, angereichert um eine bunte Palette an Key Performance Indicators. Dann wird mal schnell der ROI, der Return on Investment einer Maßnahme berechnet und eine Economic Value Analysis durchgeführt, die besonders deshalb wichtig ist, weil an dieser (theoretisch kaum haltbaren) Zauberzahl EVA nicht selten Bonus- Zahlungen festgemacht werden. Hinzu kommen einige Praktiker, die einen (natürlich erfolgreichen) Turnaround oder noch besser eine absolute Success- Story zum Besten geben.

Auch wenn diese Bestandsaufnahme etwas extrem ausfällt und es durchaus Ausnahmen gibt, erklärt diese Weiterbildungsideologie die aktuelle Wirtschaftskrise. Noch fataler: Mit dieser mechanistisch-finanzorientierten Denkhaltung ist die Wirtschaftskrise weder zu verstehen noch zu lösen. Denn was wir brauchen, das ist vor allem die Fähigkeit zu multiperspektivischem Denken:

    • Manager müssen die Marktperspektive in all ihren Facetten verstehen. Was genau bedeutet „Marktsteuerung“? Neben Finanzmärkten gibt es auch Produkt- und Arbeitsmärkte. Markt aber bedeutet fundamentales Marktversagen, konstruierbare Marktmacht und kontraintuitive Marktdynamik.

 

  • (Angehende) Manager müssen eine komplexe Systemperspektive einnehmen können. Das Bild ineinander greifender Zahnräder ist durch betriebskybernetische Denkmuster zu ergänzen. Zudem kann man viel von neurologischen Prozessen lernen und kommt – wenn man Unternehmen als lebende Organismen ansieht – zu völlig neuen Erklärungs- und Gestaltungsmodellen.

 

 

  • (Angehende) Manager müssen lernen, dass Erfolg nicht nur etwas mit der Bilanz zu tun hat. Vielmehr regiert die Politik die Welt – ganz zu schweigen von der Realität, die durch die Medien geschaffen wird. In der aktuellen Krise kann man beobachten, dass letztlich gerade die politische Perspektive des Handelns wichtig ist.

 

Ob sich Unternehmen auf einen derartig schwierigen Weg einlassen oder doch weiterhin lieber ihre Führungskräfte in der fatal-bekannten Mischung aus Management-Seminar (mit trivialer Case-Logik) und Motivations- Großveranstaltung (mit mindestens einem charismatischen Redner) qualifizieren, wird die Zukunft zeigen.

Quelle: PERSONAL · 04/2009