Die Zahl der Stellenangebote und -gesuche im Bereich Personalmanagement wird in Russland 2013 in etwa auf dem Niveau des Vorjahres verbleiben. So die Schlussfolgerung des Personaldienstleisters Antal Russia aus einer aktuellen Erhebung. Zahlreiche HR-Experten würden derzeit eher passiv nach neuen Jobofferten Ausschau halten, da die Boni für Leistungen des Vorjahres zumeist noch nicht ausgezahlt wurden. Nach dem «warmen Boni-Regen» für 2012 ist jedoch damit zu rechnen, dass sich Personalmanager wieder aktiver auf dem Arbeitsmarkt umsehen.

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Foto von Alex Knight

Manager und Spezialisten für das Personalwesen stehen auf dem russischen Arbeitsmarkt hoch im Kurs. Qualifizierte und engagierte Leute können i.d.R. gleichzeitig unter mehreren Jobangeboten wählen und scheuen sich daher in Einstellungs- und Gehaltsverhandlungen nicht, ihre Vorstellungen durchzuboxen. Im Gegenzug zu steigenden Vergütungswünschen von Bewerbern und Mitarbeitern schrauben Arbeitgeber ihre Anforderungen an HR-Manager hoch. Neben profunder Fachkompetenz sind IT-Fertigkeiten (z.B. SAP), Fremdsprachenkenntnisse (insbesondere Englisch) sowie zunehmend Managementqualitäten (Strategie, Planung, Kontrolle) gefragt. Deren Mangel bzw. Fehlen wurde Personalern bislang weitgehend nachgesehen – nicht zuletzt deshalb, weil diese auch nicht sonderlich vorausgesetzt wurden.

Neben den gestiegenen Ansprüchen der Arbeitgeber an überfachliche Kompetenzen ihrer HR-Manager ist gleichzeitig ein Nachfragetrend in Richtung fachliche Spezialisierung erkennbar. Denn mit zunehmender Professionalisierung des HR-Managements in russischen Unternehmen geht eine Differenzierung von HR-Funktionen, -Positionen und -Rollen einher. So werden statt HR-Allrounder zunehmend Recruiter, Personalentwickler, Talent Manager, Vergütungsspezialisten, Experten für Arbeitgeberimage und Personalmarketing oder Manager für interne Kommunikation gesucht – allerdings mit einem breiteren Eignungsprofil in Bezug auf betriebswirtschaftliche oder juristische Kenntnisse, Soft Skills und Leistungsstil sowie auf persönliche Qualitäten wie Resilienz, Stressresistenz, Innovationspotenzial und Eigenmotivation. Da solche Top-Performer in Russland nicht leicht zu finden sind bzw. längst nicht jedes Unternehmen solche Spitzenleute binden kann, müssen viele Firmen im HR-Bereich, der immerhin für Personalstabilität und -qualität mit zu sorgen hat, beträchtliche Fluktuation oder fragile Personalkompromisse in Kauf nehmen.

Westliche Unternehmen halten derzeit sowohl für ihre russischen Headquarter, als auch für regionale Niederlassungen besonders eifrig nach Personaldirektoren Ausschau. Vor allem in den Regionen ringt die Besetzung vakanter Schlüsselstellen Zeit und Mühen ab: Qualifizierte Manager sind vor Ort nicht so einfach zu bekommen – und verdiente Mitarbeiter aus der Zentrale oder etablierten Niederlassungen in Ballungsgebieten sind alles andere als mobil, wenn es von Metropolen in entferntere Landesteile gehen soll. Ihre Zustimmung zu einem Umzug lassen sich die meisten HR-Manager mit einem dicken Plus an Gehalt und Zusatzleistungen sowie verheißungsvollen Karriereaussichten belohnen. Tätigkeiten in Produktionsbetrieben oder in neu aufgebauten Firmenniederlassungen außerhalb der Zentrale fordern zudem bestimmte persönliche Qualitäten, wie versierter Umgang mit Stress, unternehmerisches Denken und mitunter gar Pioniergeist, Selbständigkeit, Commitment und Loyalität, so dass Führen auf Distanz möglich und erfolgswirksam wird.

Auf Abteilungsleiter- und Bereichsleiterebene erscheinen immer häufiger Gesuche nach «HR-Business-Partnern», die eine stärkere Einbindung der Personalmanager in die strategische Geschäftsplanung nahe legen. Allerdings sind weder die meisten Führungskräfte mit ihrem oft noch diffusen bzw. auf operative Tätigkeiten begrenzten HR-Verständnis, noch die Personaler mit ihrem zu bescheidenen Selbstbild zu einer Realisierung des HR-Business-Konzeptes in ihren Unternehmen derzeit wirklich bereit.

Die Gehaltsvorstellungen von Personalmanagern sind meistens höher angesiedelt als die Summen, die Unternehmen für ihre Personaler zahlen wollen. Die Vergütungsdynamik hat in den vergangenen Jahren dennoch deutlich nach oben gezeigt. Personaldirektoren können nach Angaben von Antal Russia je nach Unternehmenstyp, Branche und Anforderungsprofil mit einem monatlichen Grundgehalt vor Steuern von 200.000 bis 600.000 Rbl (umgerechnet 5.000 bis 15.000 Euro) rechnen. Allerdings dürften sich die Gehälter am oberen Ende dieser Spanne vor allem auf westliche und russische Konzerne beziehen.

In kleineren russischen Firmen und westlichen Niederlassungen bewegen sich die Vergütungen eher am unteren Ende dieser Bandbreite. Personalmanager bringen es nach den Angaben von Antal Russia auf 120.000 bis 250.000 Rbl. Unter den spezialisierten Personalern werden leitende Verantwortliche für Personalentwicklung, Vergütungsmanagement und interne Kommunikation am besten entlohnt. Ihre Vergütungsspanne reicht von 150.000 bis 300.000 Rbl monatlich.