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Foto von Mimi Thian

Jan Roy Edlund ist Top-Management-Trainer, ausgebildet in St. Gallen und Harvard. Laut einer Verlagsinfo gehören Coca-Cola, FIFA, Credit Suisse, EADS und andere zu seinen Kunden. Lehraufträge nimmt er an der Harvard University und der European Business School wahr. Und er hat sich auf ein Führungsproblem spezialisiert, das von zwei Managern erstmals 1974 in einem Aufsatz thematisiert wurde, mit dem Titel: Wer hat den Affen? Es geht im Kern um die Verteilung von Aufgaben.

Edlund forscht auf der Grundlage des Aufsatzes im ersten Teil seines Buches die Bäume der Affen aus. Er beginnt dort, wo diese niedrig und licht stehen: Neue Chefs begeben sich in ihrer Einarbeitungszeit gern in diese Lichtung. Weswegen sie mit dem in Kontakt kommen, was Edlund in den Satz „Der Chef kümmert sich um alles“ fasst: Mitarbeiter testen den Neuen aus und erscheinen mit ihren Aufgaben in dessen Büro; was dieser nutzt, um seine Leute besser kennenzulernen und sein Image zu stärken. Bis – bei mangelndem Bewusstsein für Delegation – irgendwann der Manager die Jobs seiner Teammitglieder macht. Der Affe ist angekommen. Das verführt Mitarbeiter dazu, ihre Eigeninitiative samt ihrer Aufgaben in der Chefgarderobe abzugeben, müßiger zu werden und ganz eigene Delegationsstrategien zu entwickeln. Edlund nimmt bei der Benennung von Bäumen und Affen kein Blatt vor den Mund und diagnostiziert im weiteren Verlauf seiner Argumentation eine aufkommende Fremdsteuerung von Vorgesetzten sowie Zeitverluste, die dem Manager Coaching und Delegation unmöglich machen. In der Folge meint er, von lauter Unfähigen umgeben zu sein und schraubt den Druck auf Team oder Einzelne ordentlich nach oben. Mitarbeiter wiederum kontern mit noch mehr Rückdelegation, womit Überlastung und Erschöpfung für den Manager unausweichlich werden.

Ist der Wald einmal abgesteckt, nennt Jan Roy Edlund seine Baumbewohner beim Namen. Der Autor unterscheidet elf Affenarten, zum Beispiel das Harmonie-Äffchen vom Forscher-Affen oder Kapazitäts-Gorilla. Wer wer ist, wird an Sprüchen kenntlich, die jeder Leser schon einmal im Büro gehört haben dürfte – zum Beispiel „Das Thema muss doch auf Ihrer Hierarchiestufe geklärt werden“ oder „Chef, die Leute fangen an, sich die Köpfe einzuschlagen“. Deren Natur dürfte nach der Lektüre noch offensichtlicher werden.  

Edlunds Buch wäre nur informativ-unterhaltsame Lesestoff, wenn er nicht im zweiten Teil von „Monkey Management“ auch Gelegenheit zum Aufarbeiten gäbe. Hier schreibt einer, der den Trainer nicht nur im Titel stehen hat. Kleine Lehreinheiten, Übersichten und Checklisten helfen dem geneigten Leser, das Affen-Domptieren zu lernen. Die Sprache ist entsprechen einfach und bildreich gehalten, der Autor blendet im Stoff und seinen Lehrgeschichten vor und zurück, wodurch ein echter Lerneffekt bei bloßer einmaliger Lektüre garantiert ist.

Inhaltlich sticht am zweiten Teil heraus, dass Edlund Coaching-Techniken verwendet, um Monkeys zu bändigen. Dabei setzt er unter anderem am Selbstverständnis von Führungskräften an. Er bespricht dazu unter anderem fünf Kapital-Illusionen im Management: „Wer nicht Bescheid weiß, fragt“. Das ist falsch. “Der Chef kennt das Problem sowieso, und wenn nicht dann rasch“ –  eine gefährliche Einstellung. „Der Chef ist allwissend.“ Wer ist das schon? „Der Chef muss Mitarbeiter nur gut überzeugen, damit sie etwas tun.“ Das ist in der Praxis genauso irreal wie anzunehmen, dass ein Mitarbeiter immer auch umsetzt, was er als Lösung für ein, vielleicht sein Problem begreift.     

Monkey Management ist frischer Fachstoff, weil oft bemühte Tipps zur Führungslehre hier ausbleiben. Kein Bild wirkt abgegriffen. Und das zeigt: Der Autor bleibt am Ball seines Themas und schreibt aus der Perspektive seiner Erfahrung, statt artig Fachliteratur zu repetieren oder zusammen zu kopieren. Übrigens: Das Buch funktioniert als kleiner Lehrgang – gelesen von Seite 1 bis 320 – genauso wie beim sporadischen Reinlesen in einzelne Kapitel. Wirklich kluge Bücher bauen ein paar spannenden Kernthesen keine langatmigen Rutschen, sondern jeder Satz auf jeder Seite sitzt. Fazit: Lektüre empfohlen.