Betriebliches Weiterbildungscontrolling (BC)
Aufgrund des Kostendrucks in den Unternehmen, versuchen diese ihre Ressourcen im Sektor Weiterbildung optimal einzusetzen. BC ist ihr Versuch, Kennzahlen für Bildungsmanagement & -evaluation zu entwickeln. Die Meinungen dazu, wie gut dies gelingt, gehen auseinander. Während die einen Experten wissenschaftliche Methoden vorlegen, setzen die anderen darauf, Ressourcen optimal zu verwalten und Abläufe zu dokumentieren. In jedem Fall ist es jedoch nicht möglich, den Nutzen von Weiterbildung in harten Cent auszurechnen. Faulstich und Zeuner merken an,. Dass die Qualitätsprüfung von Weiterbildung unter dem Vorzeichen der Kostenoptimierung eine verzerrte Sicht auf die Bildungsauswahl ergibt. Wichtige langfristige Prozesse werden missachtet: Es bestünde die Gefahr, dass Controlling eine Kurzfrist-Ökonomie unterstützt, bei der nur noch finanziert wird, was schon nach kurzer Zeit monetären Nutzen abwirft. Und eben dies sei bei der Weiterbildung schwer nachweisbar.
Qualitätsmanagement
z.B. European Foundation for
Quality Management:
EFQM-Modell
Der umfassendste Ansatz dazu ist das Managementsystem „Total Quality Management“ (TQM). Es wurde entwickelt, um die Qualität des Unternehmensmanagements voranzutreiben und das Ineinandergreifen von Geschäfts- und Arbeitsprozessen zu optimieren. Es ist nicht rein auf Weiterbildungsanbieter zugeschnitten.
Folgende Punkte berücksichtigt das TQM unter anderem: Personalarbeit, Kundenzufriedenheit, Kontinuierliche Verbesserung.
Dies sind die vier TQM-Prinzipien:
– Jede nachgelagerte Phase in der Wertschöpfungskette wird als Kunde angesehen.
– Eigene Anforderungen und Anforderungen nachgelagerter Wertschöpfungsketten definieren die Qualität der eigenen Leistung.
– Jede Wertschöpfungsphase optimiert die Leistung nach den Kriterien „Qualität-Zeit-Kosten“
– Jeder ist für die Qualität seiner Arbeit selbst verantwortlich.
Qualitätswettbewerbe
z.B. Thüringer Staats- European Quality Qualitätspreis
Preis für Qualität Award Nordrhein-Westfalen
Aus dem Qualitätsmanagement haben sich Wettbewerbe zwischen Unternehmen entwickelt, wie zum Beispiel der European Quality Award. Dies ist möglich, weil für diesen Kennzahlen und Leistungsvergleiche als Spezifikationen des TQM entwickelt wurden. Diese Kriterienbereiche werden mit verschiedener Gewichtung bewertet:
Leitung & Führung (10%)
Politik & Strategie (8%)
Mitarbeiterführung (9%)
Ressourcenverwaltung (9%)
Prozesse, betriebliche Abläufe (14%)
Kundenzufriedenheit (20%)
Mitarbeiterzufriedenheit (9%)
Auswirkungen auf die Gesellschaft (6%)
Geschäftsergebnisse (15%)
Beurteilt wird durch interne und externe Assessments. Die Schwachstellen werden bearbeitet und der Prozess nach zwei Jahren wiederholt.
Zertifizierung
z.B. Zertifikat Qualitätsmanagement Lernerorientierte Qualität CERTQUA
DIN ISO 9001:2000 in der Weiterbildung
Der Begriff Zertifizierung wird von Faulstich und Zeuner auf bundesweite Normungsverfahren wie die DIN ISO 9000-9004 oder trägerübergreifende Qualitätsentwicklungs- und Testierungsverfahren wir die LQW (siehe weiter unten) bezogen. Speziell die Normenreihe DIN ISO 9000-9004 legt Anforderungen an Verfahren der Qualitätssicherung fest. In diesem rahmen gibt es Versuche, auch Bildungsprozesse zu zertifizieren. In zweifacher Weise: Anbieter legen selbst Prozesse fest. Und lassen sich zweitens bei einer Reihe von Institutionen Qualität bescheinigen. Eine dieser Institutionen ist die „Gesellschaft der Deutschen Wirtschaft zur Förderung und Zertifizierung von Qualitätssicherungssystemen in der beruflichen Weiterbildung“. Von ihr wurden 20 Kriterien definiert, die zur Prüfung eines Anbieters angewendet werden:
z.B.:
Ist die Verantwortung der Leitung für die Qualitätspolitik festgelegt?
Gibt es ein Gesamtverfahren als Qualitätsmanagementsystem?
Sind Vertrags- & Geschäftsbedingungen klar offen gelegt?
Wie wird der Prozess der Bildungs- & Beratungsdienstleistung gesteuert?
Welche Instrumente der Prüfung werden eingesetzt?
Wie werden Mängel im Angebot beseitigt?
Etc.
Die Lernerorientierte Qualitätstestierung (LQW), die im BLK-Modellversuch entwickelt wurde, enthält zwölf Qualitätsbereiche: z.B. Leitbild, Bedarfsanalyse, Qualität der Lehre, Evaluation des Bildungsprozesses etc. In diesen Bereichen werden Mindestanforderungen beschrieben und Nachweismöglichkeiten aufgeführt. Geprüft wird der Anbieter von zwei externen Gutachtern. Basis der Prüfung ist ein Selbstreport.
Qualitätsstandards der Bundesanstalt für Arbeit
Die Bundesanstalt für Arbeit stellt inhaltliche Anforderungen. Und evaluiert Anbieter sehr stark nach dem Grad ihrer Integrierbarkeit in Maßnahmen zur Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen beispielsweise. Kritisiert wird von Faulstich und Zeuner, dass dies zu kurzfristigen Leistungen zwingt und natürliche Bildungsprozesse stört. Es geht in erster Linie um eine unmittelbare Arbeitsmarktvermittlung. Daher wird in starkem Maße bewertet, wie der Anbieter mit den Agenturen kooperiert.
Öffentliche Regelungen
z.B. Siegel der Zentralstelle für
Fernunterricht
Der Staat übernimmt ebenfalls öffentliche Verantwortung, beim Zulassungsverfahren nach dem Fernunterrichtsgesetz. Die dazugehörige Institution ist die staatliche Zentralstelle für Fernunterricht (ZfU). Sie überprüft verbindlich die Qualität aller Fernlehrgänge, zumal diese zum Teil staatliche Abschlüsse wie das Abitur vermitteln. Das Verfahren regelt Anforderungen an Lehrkräfte, Lernerfolgskontrollen, Materialien und mehr. Die Wirkung der ZfU ist marktbereinigend.
Qualitätsverbünde
z.B. Siegel der Weiterbildung Hessen
Der Begriff Qualitätsverbünde wird von Faulstich und Zeuner auf privatrechtliche Institutionen bezogen, die zum teil als Interessen- & Berufsverbände eine kollegiale Binnenkontrolle durchführen, um das Image der Weiterbildung zu pflegen. Beispiele dafür sind der „Wuppertaler Kreis“ und die „Weiterbildung Hamburg e.V.“. Sie arbeiten verschieden bei der Qualitätsprüfung. Zum einen gehen sie von ihren eigenen Werten, Vorstellungen und fachlichen Kenntnissen aus, lassen Selbstverpflichtungen unterschreiben, prüfen diese teilweise durch den Vorstand oder durch ausgewählte Gutachter. Diesen Verbünde wird oft vorgeworfen, dass sie damit lediglich Branchenpolitik und Mitgliederwerbung betreiben und Geld in ihre Kassen spielen. Trägerübergreifende Konzepte sind bislang nicht bekannt.