Nutzeneffekte betrieblicher Kinderbetreuung

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Foto von Tim van der Kuip

Der Fachkräftemangel zwingt die Unternehmen zu einem Wettbewerb um die besten Köpfe. Betriebliche Kinderbetreuung kann für Bewerber als Anreiz  fungieren, sich für ein Unternehmen zu entscheiden.

Nahezu jedes Berufsfeld  ist vom Fachkräftemangel betroffen, das Ausmaß ist branchenabhängig und variiert regional.  42 Prozent aller deutschen Unternehmen haben Schwierigkeiten bei der Suche nach geeigneten Fachkräften. Das sind acht Prozent mehr als im weltweiten Durchschnitt. Durchschnittliche Vakanzzeiten von 55 Tagen über alle Positionen hinweg bedeuten jährlich Milliardenverluste für die deutsche Wirtschaft.

Verschleudertes Potenzial

Unternehmen sehen sich nicht zuletzt mit einem akuten Fachkräftemangel konfrontiert, weil hoch qualifizierte Frauen dem Arbeitsmarkt (vorübergehend) fernbleiben. Denn viele Arbeitnehmerinnen sind mit dem Problem der Vereinbarkeit von Familie und Beruf konfrontiert. Haben Eltern keinen Betreuungsplatz für ihr Kind, bleiben häufig die Mütter dem Arbeitsmarkt fern. Laut Statistischem Bundesamt sind weniger als 60 Prozent der Mütter in Deutschland berufstätig, unabhängig davon, ob sie allein erziehen oder gemeinsam mit einem Partner. Familienerhebungen zeigen außerdem, dass bei den 30-jährigen Frauen dieser Anteil bei nur 45 Prozent liegt, und unter den jungen Müttern mit Kleinkindern im Krippenalter geht nicht einmal jede  Dritte arbeiten. Hinzukommt, dass der Anteil der in Vollzeit beschäftigten Frauen verhältnismäßig gering ist. Im Jahr 2011 waren 73 % aller Eltern erwerbstätig. 34,1 % der Mütter gingen einer Vollzeit- und 65,9 % einer Teilzeitbeschäftigung nach. Verschleudertes Potenzial…

Vermehrt geht es in Vorstellungsgesprächen seitens der umworbenen Bewerber um die Frage, welche Maßnahmen das Unternehmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie anbietet. Es stellt sich die Frage:

 

Lassen sich qualifizierte Fachkräfte über familienfreundliche Maßnahmen rekrutieren und binden?

 

Viele Unternehmen, vom Mittelstand bis zu Dax-Unternehmen, sprechen heute aus Erfahrung und bejahen diese Frage. So z.B. die Wintershall Holding GmbH, die mit mehr als 2.000 Mitarbeiter/innen der größte deutsche Erdöl- und Erdgasproduzent ist und ihren Mitarbeiter/innen am Standort der Zentrale zwei Kindertageseinrichtungen mit insgesamt 140 Betreuungsplätzen für Kinder im Alter von 0-12 Jahren bietet:

 

 

“Die wichtigste Ressource sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie machen unseren Erfolg erst möglich. Mit der Kinderbetreuung sprechen wir qualifiziertes neues Personal an und schaffen die Voraussetzungen, dass durch die Rückkehr von Mitarbeitern nach einer Erziehungszeit wichtiges Know-how im Unternehmen bleibt”, so Wintershall-Vorstand Rainer Seele. Die durchschnittliche Dauer der Elternzeit hat sich seit Eröffnung der Kindertageseinrichtung vor elf Jahren zudem von 33 Monaten auf sieben Monate verkürzt!

 

Und auch die Commerzbank AG profitiert von ihren familienfreundlichen Maßnahmen:

 

Die Commerzbank AG eröffnete 1999 ihre betriebliche Kinderausnahmebetreuung und bietet heute 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Krippen- oder Kindergartenplatz. Die „Evaluationsstudie Modellprojekt Kids & Co.-Kindertagesstätte“ hat die Qualität und den Nutzen dieser Einrichtung untersucht und hält fest, dass Eltern dem Unternehmen heute schneller und mit höheren Stundenkontingenten als früher als Mitarbeiter/innen zur Verfügung stehen. Bereits nach 20 Monaten arbeiten 29 % der Eltern wieder Vollzeit, Teilzeitrückkehrer/innen arbeiten durchschnittlich 25,6 Stunden. Aufgrund der zügigen Rückkehr der Eltern in das Unternehmen (2004: 30,6 Monate Elternzeit, 2007: 19,3 Monate Elternzeit) fällt der Fortbildungsaufwand geringer aus. Die familienbedingten Fehlzeiten werden zudem durchschnittlich um 4,5 Tage pro Familie/Jahr verringert.

Impuls Soziales Management
Fleur Lüthje
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