„Das Gehirn mag Wissenshappen“, bestätigte auch Jörn Oelze in seinem Vortrag, in dem er unter anderem Videos als Lerntechnologie vorstellte. Lernvideos könnten mittlerweile genauso verschlagwortet und durchsuchbar gemacht werden wie Texte, sodass ein Lerner sich genau die Information anzeigen lassen könne, die er gerade benötige, so der Geschäftsführende Gesellschafter der SONIC Performance Support GmbH. Videos profitierten seiner Erfahrung nach auch vom Mobile Boom, denn sie ließen sich genauso gut auf einem mobilen Gerät abspielen wie am Desktop-Computer.

person using MacBook Pro
Foto von Campaign Creators

Erich Herber, Leiter des Fachbereichs Bildungstechnologische Forschung am Department für Interaktive Medien und Bildungstechnologien der Donau-Universität Krems, zeigte, wie es mit Hilfe der in mobilen Geräten eingebauten Technik wie etwa Kameras oder GPS leicht möglich wird, der realen Darstellung der Welt virtuelle Bestandteile hinzuzufügen. Bestimmte Smartphone-Apps zeigten etwa, wenn man die Kamera auf ein Denkmal richte, historische Bilder und Informationen.

Diese „Augmented Reality“ genannte Technik lasse sich auch für das Lernen nutzen. Die Beispiele reichten von 3D-Elementen in Schulbüchern (zum Beispiel in der Biologie oder Physik) bis hin zur Anzeige der richtigen Handgriffe bei der Montage eines Motors auf mobilen Geräten.

Baumgartner, Leiter des Departments für Interaktive Medien und Bildungstechnologien sowie Professor für Technologieunterstütztes Lernen und Multimedia, ordnete das Microlearning in die Vielfalt didaktischer Methoden ein. Das „Micro“ beziehe sich dabei nicht auf die immer kleineren Endgeräte, mit denen Menschen heute arbeiten und lernen, sondern auf die kurzen Zeiteinheiten, in denen Lernprozesse stattfänden. Dabei eigneten sich Lernende Wissen in leicht zu verdauenden „Learning Nuggets“ an. Demgegenüber werde immer noch 80 Prozent des Unterrichts im Frontalstil durchgeführt. Um effektives Lernen zu forcieren, müsse die didaktische Vielfalt gefördert werden, so der Experte.

Man sollte mobiles Lernen für die Dinge benutzen, die damit gut funktionierten, und mit anderen Lernmöglichkeiten kombinieren, forderte auch Peter Bruck. Microlearning eig-ne sich besonders für das Wiederholungslernen als Erinnerungsstütze, so der Leiter der Research Studios Austria Forschungsgesellschaft. Denn wenn Menschen Inhalte nicht regelmäßig wiederholten, vergäßen sie sie nach kurzer Zeit wieder. Bruck stellte verschiedene Einsatzszenarien für Microlearning in Unternehmen vor. Große Mengen an Wissen würden in kleine Lerneinheiten etwa im Lernkartenformat heruntergebrochen. Der einzelne Lernende erhalte auf diese Weise das Gefühl, Wissensfortschritte zu machen, sei stärker motiviert, sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen und sei aufgrund der Abnahme von Präsenzseminaren weniger Tage abwesend von seinem Arbeitsplatz.

Mobile Learning sei noch nicht so recht in Unternehmen angekommen, konstatierte Learning Consultant Volker Kunze. Auch wenn ihre Mitarbeiter privat und beruflich mit ihren Smartphones auf soziale Netzwerke zugriffen, Online-Games spielten und sich selbstverantwortlich Wissen aneigneten, gebe es dazu von den Weiterbildungsabteilungen noch zu wenig Angebote. Als Barrieren würden häufig die Problemfelder IT-Integration und IT-Sicherheit genannt, so Kunze.

Der Mehrwert mobilen Lernens werde von Lernenden nach Aussagen von Studien darin ausgemacht, dass sowohl Hardware und Software leistungsfähig und zuverlässig funktionierten und die neuen Systeme in den klassischen Unterricht so integriert wurden, dass eine nahtlose Nutzung der verschiedenen Lernsysteme möglich war, erklärte Andreas König, Leiter des Zentrums für Neues Lernen an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Über diese Aspekte müssten sich Personalentwickler und Trainer Gedanken machen, um Lernprozesse und Lernarchitekturen neu zu gestalten.

Die nächste AeLC ist für den 6. und 7. November 2013 in Wien geplant. Weitere Möglichkeiten, sich über Trends im Lernen auszutauschen bieten zudem am 9. und 10. April 2013 die Swiss eLearning Conference (SeLC) in Zürich und vom 17. bis 19. September 2013 die Professional Learning Europe (PLE) in Köln.

Quelle: personal manager Zeitschrift für Human Resources Ausgabe 1 Jänner / Februar 2013