Dass heute jeder über Mobile Learning spreche, liege einfach daran, dass sich seit etwa zwei Jahren die internetfähigen Handys stark verbreitet hätten. „Wir haben heute einfach die Geräte, sodass wir mit einem mobile Device jederzeit und an jedem Ort lernen können“, erläutert Ebner. „Damit ist das Thema Mobile Learning auf dem Vormarsch.“ Heute brauche keiner mehr sagen, er müsse nach Hause gehen, um etwas durchzulesen. Jeder könne lesen, wenn er gerade Zeit habe – egal ob im Zug, im Wartezimmer oder an der Bushaltestelle. Ausserdem garantiere die permanente Anbindung einen ständigen Austausch mit anderen Menschen, um im Dialog Problemlösungen entwickeln zu können und auf diese Art etwas dazuzulernen.

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Foto von Austin Distel

Lernobjekte wie speziell entwickelte Anwendungen für das Lernen spielen dafür zwar eine Rolle. Viel wichtiger ist für Martin Ebner jedoch, dass immer und überall alle möglichen Inhalte im mobilen Web zur Verfügung stehen. Werden diese Inhalte und Informationen in einer konkreten Situation oder einem bestimmten Kontext gebraucht, werden sie abgerufen. Das führe auch zu Verhaltensänderungen, die für ihn als Dozent an der Universität schon jetzt spürbar sind. „Einfach weil die Smartphones da sind, werden die Menschen ihr Verhalten ganz dramatisch ändern. Sie werden zum Beispiel viel ungezwungener mit Trainern und Coaches kommunizieren.“ Schon jetzt zeige sich, dass Schüler ihre Lehrer auch am Wochenende ansprechen. „Irgendwann ist es wahrscheinlich völlig normal, dass mir ein Student eine Nachricht schreibt, wenn er gerade ein Problem hat. Dieses ubiquitäre Lernen, um das es eigentlich geht, wird von den mobilen Devices sehr stark unterstützt“, so Ebner.

Dank internetfähiger Handys müsse man sich schon bald auf viel spontanere Lernsituationen einstellen. Für Dozenten und Seminarleiter bedeute das, dass alle ihre Angaben von ihren Zuhörern in wenigen Minuten überprüft und bei Bedarf aktualisiert werden könnten. „Das ist die neue Herausforderung, der sich die Lehrenden stellen müssen“, erklärt Ebner. „In Vorlesungen haben wir jetzt schon die Situation, dass man eine Tabelle aus dem Jahr 2009 zeigt und ein Student plötzlich aufzeigt und die entsprechenden Zahlen aus 2011 vorträgt. Wenn die Zahlen sich zum Beispiel in eine ganz andere Richtung entwickelt haben, kommt man als Redner ganz leicht ins Schleudern.“ Lernen und Lehren werde sich durch den permanenten Zugang zu Fachwissen sehr stark verändern.

Mit dem Internet und damit auch mit dem mobilen Internet steht den Menschen so viel Wissen zur Verfügung wie nie zuvor. Es lässt sich zudem immer „dabei“ haben. „Ich habe einfach mehr Unterlagen bei mir als jemals zuvor in meinem Leben. Jetzt geht es darum, wie ich mit dem Material umgehe und was ich daraus in einer konkreten Situation machen kann.“

Bei allen damit verbundenen Möglichkeiten, die Belegschaft zu trainieren und fit zu halten, fürchten viele Unternehmen vor allem um die Sicherheit ihrer Daten und den Schutz ihrer Firmengeheimnisse. An die neue Form der Transparenz, wie sie im interaktiven Web an der Tagesordnung ist, müsse man sich erst gewöhnen, ist Ebner sicher. Allerdings führe daran auch kein Weg vorbei, denn für die Bewerbergeneration der Zukunft sei es „völlig normal“, auch im Internet über Probleme am Arbeitsplatz zu diskutieren, Bilder zu machen und sie ins Netz zu stellen, um von Kommentaren inspiriert zu werden. Sein Fazit: „Das mobile Internet verändert die ganze Unternehmenskultur. Die muss viel offener und transparenter werden.“

An der Swiss eLearning Conference spricht Dr. Martin Ebner am 17. April zum Thema „Mobiles Lernen – Hype oder logischer Schritt?“

Mehr über Dr. Martin Ebner und seine Projekte unter http://elearningblog.tugraz.at/