person using laptop computer
Foto von Christin Hume
Die Mitarbeiter von IBM bloggen bereits seit vielen Jahren. Neben den persönlichen Blogs und Gruppenblogs der Mitarbeiter betreibt IBM die developerWorks community-Blogs, die auch für Kunden zugänglich sind. Hier tut sich eine schmale Gradwanderung für Unternehmen auf: Je offener sie über ihr Produkte berichten, desto mehr Resonanz bekommen sie von ihren Kunden. Doch gleichzeitig laufen sie auch Gefahr, dass unternehmensinterne Ideen kopiert werden.

Deshalb hat IBM bereits 2005 die „Blogging Policy and Guidelines“ herausgegeben, in denen das Unternehmen seinen Mitarbeiter untersagt, vertrauliche Informationen offenzulegen. Gleichzeitig ermutigen die Grundregeln dazu, Blogs zu führen. IBM bringt in dem Leitfaden seinen Wunsch zum Ausdruck, dass die Mitarbeiter unter eigenem Namen bloggen, sich also nicht hinter Pseudonymen verstecken sollen. Während sie sich als IBM-Mitarbeiter zu erkennen geben, sollen sie gleichzeitig klarstellen, dass sie ihre eigenen Einschätzungen kundtun und nicht im Namen von IBM sprechen.

IBM hat die Richtlinien in einem sehr praxisorientierten Prozess erstellt: Die Grundsätze einer Gruppe von Bloggern, die bereits aktiv waren, diente als Ausgangspunkt. Vorreiter waren sie damit allerdings nicht – vor ihnen haben bereits Microsoft und Sun solche Richtlinien erstellt. Auch beim internen Wissensmanagement erfindet IBM das Rad nicht neu und dennoch gibt es hier sehr innovative Ansätze: Die Veränderung der internen Kommunikation bei IBM haben hauptsächlich die „Bluepages“ zu verantworten. Das Firmentelefonbuch, bei dem jeder neue Mitarbeiter ähnlich wie in den „Gelben Seiten“ einen Eintrag der Personalverwaltung erhält, wird hierbei mit Funktionen verknüpft, wie sie beispielsweise das Web 2.0 Portal MySpace bietet.

Social Netzworking für ein Mehr an Wissen


Die von der Personalabteilung eingetragenen Stammdaten kann der Mitarbeiter nahezu unbegrenzt erweitern. Neben der Beschreibung beruflicher Qualifikationen ist auch Platz für private Interessen. Die dem Web 2.0 zugeschriebene Idee, dass sich Menschen über gleiche Interessen finden, hat IBM auf die Firma übertragen. Da viele Kollegen über die ganze Welt verteilt sind, ist der direkte Kontakt häufig nicht möglich. In den Online-Interessensgemeinschaften entsteht so ein ganz neues Zusammengehörigkeitsgefühl über Ländergrenzen hinweg. Da auch die Entwicklung neuer Produkte in dem internen Netzwerk eine Rolle spielt, ist Wissen auf eine neue Weise verfügbar.

Das Entscheidende in diesem System ist, dass die von den Mitarbeitern veröffentlichten Inhalte mit deren persönlichen Eintragungen in Beziehung stehen. Jeder Mitarbeiter vergibt für seine Beiträge in Blogs oder Wikis Schlagworte, auch Tags genannt, mit deren Hilfe er sie einem bestimmten Thema zuordnet. Dieses Prinzip entspricht der Vorgehensweise von Social Bookmarking Portalen wie „Mister Wong“: In Tagclouds sind die Worte, die häufiger als Schlagwort vergeben wurden, größer dargestellt als die seltener ausgewählten. So demonstriert die Summe der Schlagworte in den „Bluepages“ für welches Thema ein Mitarbeiter Experte ist.

Wer regelmäßig zum Wissen der Gemeinschaft beiträgt, aktualisiert dadurch von selbst sein persönliches Profil. Ein weiterer Vorteil für die Mitarbeiter besteht darin, dass er durch eine hohe Qualität seiner Beiträge sehr wichtig für das Unternehmen wird. „Ich glaube, dass Menschen gern ihr Wissen mitteilen und andere an ihren Kenntnissen und Erfahrungen teilhaben lassen. Sie freuen sich auch, dass sie sich profilieren können“, erklärt Harriet Pearson, Vice President des Bereichs Corporate Affairs, den Motivationsfaktor beim Social Networking.

Hierarchien abbauen und Trends erkennen

Die Anzahl der Berichte über neue Produkte ist bei IBM durch die einfache Handhabung der Blogs sehr hoch: Mehr als 3.500 aktive Blogger, die mindestens zweimal in der Woche neue Einträge in ihre Blogs stellen, hat das Unternehmen derzeit. Rund 20.000 Mitarbeiter arbeiten mit Wikis. Eine beeindruckende Zahl, die sich auch dadurch erklärt, dass für die Umsetzung einer Produktidee häufig „communities of practice“ freigestellt werden.

Die veränderte Kommunikation führt zu flachen Hierarchien und schnelleren Abläufen. „Bloggen ist quasi das Bindeglied, das alle Fachleute des Unternehmens verbindet“, sagt Willy Chiu, Vice President des Bereichs „High Performance On Demand Solutions“. Wenn jemand Informationen aus einer anderen Abteilung braucht, muss er nicht den Weg über den Vorgesetzten gehen. Mit Hilfe der Tags kann jeder Mitarbeiter Experten für bestimmte Gebiete identifizieren und direkt kontaktieren.

Intern wie extern sind Unternehmen wie IBM im Vorteil gegenüber Firmen, die die Möglichkeiten des Web 2.0 ignorieren. Insbesondere für die Strategie des Unternehmens kann eine bloggende Belegschaft einen großen Mehrwert schaffen. Die Führungskräfte haben die Möglichkeit, auf den Wissenspool zuzugreifen, der in Social Networks entsteht. „In manchen Fällen kann man schon Trends ausmachen, ehe sie wesentliche Auswirkungen auf das Unternehmen haben“, so Willy Chiu. „So lassen sich Zukunftsentwicklungen erkennen, wenn man die Informationen auf den entsprechenden Weblogs gezielt durchsucht.“