Der Aufbau des Buches, das sich eindeutig an eine Fachleserschaft richtet, gefällt. Nach einem einleitenden Statement der Herausgeber, in dem sie für Fachlaufbahnen als Konzepte für Wissensgesellschaften und Netzwerkorganisationen werben, schließt sich eine empirische Studie zum Stand der Etablierung von Fachlaufbahnen in der deutschen Wirtschaft an. Besonders interessant und gelungen liest sich der anschließende Überblick über die Repräsentanz des Themas in deutsch- und englischsprachigen Publikationen. Es folgen Artikel von 13 Unternehmen, die ihre Fachlaufbahnkonzepte vorstellen.

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Foto von AbsolutVision

Erfüllt der Sammelband damit die Erwartung, die Titel und Gliederung wecken? Für den interessierten Personaler, der sich gerade mit der Einführung oder Veränderung bestehender Laufbahnkonzepte im eigenen Unternehmen beschäftigt, bietet das Buch einen breiten Überblick mit interessanten Anregungen, insbesondere durch die Beispiele aus verschiedenen Unternehmen. Neben den konkreten Beschreibungen der Unternehmensmodelle sind zu den unterschiedlichen Laufbahnen und Positionen jeweils auch der vertretene Frauenanteil ausgewiesen: In Fachpositionen ist er erwartungsgemäß höher als in Managementpositionen.

In ihrem empirischen Beitrag thematisieren Anton Stockhausen und Armin Deuter erfolgskritische Rahmenbedingungen und stellen sie in übersichtlicher Form zur Verfügung. Dabei findet die Bewertung aus der Unternehmensperspektive statt. Die Bedeutung unterschiedlicher Laufbahnmodelle ist aus dieser Sicht ein Mittel der Wahl, um Mitarbeiter/-innen zu binden und die Mitarbeiterzufriedenheit durch gezielte Entwicklungspfade und Entwicklungsangebote zu erhöhen. Für das Thema Mitarbeitergewinnung – also Bezug zum „War for Talents“ – sehen die Autoren dabei nur eine nachgeordnete Bedeutung.

Walter Sauermann weitet mit seinem Literaturüberblick die Diskussion auf den angelsächsischen Kulturraum aus. Seine Darstellung der Beiträge bringt neue Aspekte in die Debatte: die Bedeutung der unterschiedlichen Laufbahnmodelle für die Mitarbeiter, den zentralen Unterschied zwischen den Modellen („Zweitens verfügt die Managementlaufbahn über ein Merkmal, welches in der Fachlaufbahn so explizit nicht vorkam, nämlich Macht“) und die Perspektive, den Experten als Wissenspromotor zu definieren. Ein interessantes Detail ist dabei auch, dass die Zahl der Veröffentlichungen zum Thema Fachlaufbahnen im angelsächsischen Raum stabil auf dem gleichen Niveau verharrt, während sie im deutschsprachigen Raum ansteigt.

Alles in allem ist „Fachlaufbahnen“ ein interessantes und sehr nützliches Buch. Es liefert einen breiten Überblick über das Thema, führt in die aktuelle Diskussion ein und zeigt anschaulich die in deutschen Unternehmen aktuell gelebte Praxis.

Der Band beantwortet nicht nur zentrale Fragen, sondern regt den Leser auch an, nach Antworten auf weitere Fragen rund um Fachlaufbahnen zu suchen, die sich aus den Ausführungen ergeben: Ist das Thema, insbesondere in der äußerst differenzierten Form der Beschreibung einer Vielzahl von Laufbahnschritten, eine typisch deutsche Ausprägung analog unserer sehr gut strukturierten beruflichen Ausbildung? Ist es ein Thema der Personaler oder der Mitarbeiter, die wir gewinnen und halten wollen (dieser Punkt wird in der Literaturanalyse angerissen)? Vor allem, ist es das Thema, das uns hilft, die Zukunft zu gestalten?

Die Herausgeber öffnen diesbezüglich Türen, indem sie den Bezug zum Modell der der Hypertextorganisation von Nonaka und Takeuchis herstellen. Auch der Literaturüberblick von Sauermann weckt Interesse, dem Thema im interkulturellen Vergleich gezielter nachzugehen.

Praktischer Nutzwert * * * * *
Lesbarkeit/Schreibstil * * * **
Verständlichkeit * * * * *
Gliederung/Übersichtlichkeit * * * * *
Meine persönliche Empfehlung für Personalverantwortliche * * * **

Fachlaufbahnen

Alternative Karrierewege für Spezialisten schaffen

Michael E. Domsch, Desiree H. Ladewig (Hrsg.)

Personalwirtschaft Buch

1. Auflage 2011

272 Seite(n), broschiert, EUR 39,00

ISBN 978-3-472-07854-8