„Wir wollten wissen: Wie fühlen sich Managerinnen um die Fünfzig? Wie beurteilen sie ihre Karriere – und warum steigen so viele aus, obwohl sie es doch schon eigentlich bis fast nach ganz oben geschafft haben?“, so Marion Diehr, Vorstandsmitglied EWMD Berlin/Brandenburg. Der EWMD beauftragte daher Professorin Dr. Christiane Funken vom Institut für Soziologie der Technischen Universität Berlin mit einer Studie zum Thema „Managerinnen 50plus“. 

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Foto von Drew Beamer

Für die Untersuchung wurden 30 weibliche Führungskräfte im Alter von 45 bis 55 Jahren zu ihrer beruflichen Vergangenheit und Zukunft befragt. Alle befragten Frauen sind als Managerinnen in mittleren und großen deutschen Unternehmen unterschiedlicher Branchen tätig, hoch qualifiziert und haben neben dem Arbeitsalltag meist noch weitere berufliche Qualifikationen erworben. „Besonders auffällig ist, dass sich die Teilnehmerinnen in einer intensiven Reflexionsphase über ihren beruflichen Werdegang befinden und sehr genau darüber nachdenken, wie sie die verbleibende Arbeitszeit gestalten wollen, welche Möglichkeiten ihnen ihr Arbeitgeber dazu bietet – oder eben gerade nicht“, so Dr. Christiane Funken.

„No return on investment“

Das Problem: Während für Männer in dieser beruflichen Phase ein Posten im Aufsichtsrat oder Vorstand ansteht, treten die Managerinnen auf der Stelle. „Sie haben es durch jahrelangen Einsatz und Begabung in eine vergleichbar hohe Management-Position geschafft. Doch dann geht es nicht weiter – obwohl sie bestens qualifiziert sind und im Unternehmen durchaus noch hierarchische Stufen zu erklimmen wären“, meint die Studienautorin. Die Managerinnen, die ihre bisherige Position nur durch hohe Investitionen in die berufliche Laufbahn und durch Opfer im Privatleben erreicht haben, kommen daher zu dem Schluss, dass sich ihre Investitionen nicht auszahlen: Sie haben alles „richtig“ gemacht und gelangen trotzdem nicht an ihr Ziel. Das Fazit von Professorin Funken: „Die Managerinnen erfahren ‚no return on investment‘– dies führt zu einer hohen Frustration bei den weiblichen Führungskräften. Das machen diese auf Dauer nicht mit.“

Die Kämpferin, die Resignierte, die Aussteigerin

Laut Professor Funken lassen sich innerhalb der Reaktionen drei verschiedene Typen ausmachen: Rund 40 Prozent der Befragten nehmen den Kampf gegen die verkrusteten Strukturen innerhalb des Unternehmens auf und versuchen, die „gläserne Decke“ von innen heraus aufzubrechen. 30 Prozent resignieren und machen nur noch „Dienst nach Vorschrift“, was einer inneren Kündigung entspricht. Die restlichen 30 Prozent bezeichnet Funken als „Aussteiger“, sie machen sich selbstständig oder gehen in ein neues Unternehmen – ihr Wissen und ihre Erfahrungen nehmen sie dabei mit.

Ob Kämpferin, Resignierte oder Aussteigerin: „Das Potential, das der deutschen Wirtschaft verloren geht, ist enorm – und daher handelt es sich hier auch nicht um ein individuelles Problem der Managerinnen, sondern um ein Phänomen, das ökonomische, volkswirtschaftliche und gesellschaftspolitische Auswirkungen hat“, so Dr. Hermann Kues, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, das die Erstellung der Studie gefördert hatte.

Auftakt für weitere Forschung

„Mit der Studie haben wir wissenschaftliches Neuland betreten“, erklärte Diehr. Bislang sei die Zielgruppe der weiblichen Führungskräfte „50plus“ noch nicht erforscht. „Mit ihren 30 Tiefeninterviews ist die Studie eine Stichprobe zur Situation von Managerinnen über 50 Jahren in der deutschen Wirtschaft. Doch wenn die Gemeinsamkeiten so deutlich sind und sich darüber hinaus noch drei unterschiedliche Grundtypen aus der Gruppe ableiten lassen, können wir hier durchaus von einem Trend sprechen“, so die Sozialwissenschaftlerin.

„Diesen Trend wollen wir den Entscheidungsträgern in Wirtschaft und Politik aufzeigen“, erklärte auch Rena Bargsten, Vorsitzende des EWMD Deutschland. „Der EWMD möchte dazu beitragen, Frauen in Führungspositionen zu stärken und damit den nachhaltigen Erfolg von Unternehmen fördern. Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, wo Handlungsbedarf bei der Personalentwicklung besteht – darauf werden wir vor allem die Unternehmen verstärkt hinweisen“, resümierte Bargsten.

Die vollständige Studie „Managerinnen 50plus: Karrierekorrekturen beruflich erfolgreicher Frauen in der Lebensmitte“ steht unter http://bit.ly/j8dtwizum kostenlosen Download bereit.

Quelle: Pressemitteilung des EWMD: http://www.ewmd-deutschland.de/32.html