Für seine Studien untersuchte Kienbaum die Lohnentwicklung in 83 ungarischen und 72 tschechischen Firmen, darunter Großunternehmen sowie klein- und mittelständische Betriebe – mit Betonung auf Unternehmen mit internationaler Beteiligung.

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Foto von Andrew Neel

Die Auswertung zeigt: In beiden Ländern stiegen die Löhne 2006 im Vergleich zum Vorjahr an – in Tschechien um 7,5 Prozent, in Ungarn um 7,4 Prozent. Die Lohnsteigerungen fielen niedriger aus als in den Vorjahren. Seit 2001 wuchs das Lohnniveau in Tschechien und Ungarn Jahr für Jahr um mindestens acht Prozent an.

Der rasante Wirtschaftsaufschwung in Tschechien führte dazu, dass der Faktor Arbeit dort heuer deutlich teurer ist als in Ungarn. So verdiente eine tschechische Fachkraft im vergangenen Jahr durchschnittlich 16.200 Euro, eine ungarische nur 13.300 Euro. Ein Facharbeiter beziehungsweise einfacher Arbeiter erhielt in Tschechien 8.200 Euro, in Ungarn 6.700 Euro.

Tschechien

Führungskräfte verdienten in Tschechien im Jahr 2006 durchschnittlich 33.200 Euro, ihre Grundgehälter stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 7,2 Prozent. Ein tschechischer Geschäftsführer bezog 2006 rund 82.000 Euro und konnte sich über eine Grundgehaltssteigerung von 6,9 Prozent freuen. Besonders deutlich stieg das Lohnniveau für Facharbeiter/ einfache Arbeiter an – um 8,2 Prozent. Ihr Gesamtgehalt beträgt 8.200 Euro. Fachkräfte erzielten eine Grundlohnsteigerung von 7,7 Prozent. Ihr Gesamtgehalt liegt bei 16.200 Euro.

Ungarn

Teilweise etwas bescheidener fielen die Lohnsteigerungen in Ungarn aus. Die Gesamtgehälter der Fachkräfte stiegen um sieben Prozent auf 13.300 Euro, die der Führungskräfte um nur 7,4 Prozent. Ihr Gesamtgehalt beläuft sich auf 31.000 Euro. Ungarische Geschäftsführer verdienten im Jahr 2006 durchschnittlich 69.500 Euro, ihre Grundgehälter stiegen um 6,9 Prozent. Die Löhne der Facharbeiter/ einfachen Arbeiter sanken sogar im Vergleich zum Vorjahr. Sie verdienten im Jahr 2006 durchschnittlich 6.700 Euro, 2005 waren es noch 7.300 Euro.

Österreich

Der Vergleich mit dem österreichischen Lohnniveau zeigt, wie groß das Gefälle zwischen den hiesigen Gehältern und der Vergütung in den Nachbarländern noch immer ist. So verdienen Geschäftsführer von Unternehmen mit 500 bis 1.000 Mitarbeitern in Österreich im Durchschnitt 245.000 Euro pro Jahr. Führungskräfte der ersten Ebene erhalten ein Jahresgesamtgehalt (Grundgehalt plus variable Bestandteile) von 114.000 Euro und Manager der zweiten Ebene von 90.000 Euro im Schnitt.

Einflussfaktoren

Diese Werte bilden jedoch nur den Durchschnitt einer sehr großen Bandbreite. Wie hoch die Löhne und Gehälter im Einzelfall ausfallen, hängt von zahlreichen Faktoren ab – allen voran der Unternehmensgröße. Der tschechische Geschäftsführer eines Unternehmens mit bis zu 50 Mitarbeitern verdient durchschnittlich 80.600 Euro. Leitet er ein Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten, kann er bis zu 106.900 Euro erzielen. Weitere Faktoren, die das Lohnniveau bestimmen, sind der Verantwortungsrahmen (Budget- und Personalverantwortung), der hierarchische Rang, die Konzernabhängigkeit, der Wirtschaftszweig und der Standort. Gerade in Mittel- und Osteuropa ist das Gefälle zwischen Ballungszentren und Randgebieten sehr hoch. Auch die Branche bestimmt die Höhe der Gehälter. Am besten verdienen Geschäftsführer, Führungskräfte und Mitarbeiter von Vertriebsgesellschaften und Handelsunternehmen.

Auch das Geschlecht beeinflusst das Gehalt: Männer verdienen sowohl in Ungarn als auch in Tschechien bei gleicher Position durchschnittlich mehr als Frauen. Die Unterschiede sind zum Teil gravierend. So verdient eine weibliche Fachkraft in Tschechien durchschnittlich 14.000 Euro, eine männliche 19.200 Euro. Ein männlicher Geschäftsführer bezieht rund 82.500 Euro, eine Frau in gleicher Position 63.300 Euro. Ähnlich ist die Situation in Ungarn. Dort verdient eine weibliche Führungskraft durchschnittlich 27.300 Euro, eine männliche 32.100 Euro.

In Führungspositionen sind Frauen sowohl in Tschechien als auch in Ungarn ebenfalls stark unterrepräsentiert. Rund ein Drittel der tschechischen und ungarischen Führungskräfte sind Frauen. Auf Geschäftsführerebene liegt der Frauenanteil in Ungarn bei 13 Prozent und in Tschechien bei drei Prozent. Wenig besser sieht die Situation in Österreich aus. Hier sind neun Prozent der Geschäftsführer Frauen. 17 Prozent der Führungskräfte der ersten Ebene und 19 Prozent der Führungskräfte der zweiten Ebene sind weiblich. Sie verdienen im Durchschnitt rund 15 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen.

Variables Gehalt

Die Studie zeigt, dass variable Vergütung in Tschechien und Ungarn bereits verbreitet ist, wenn auch nicht so stark wie in Österreich. 96 Prozent der tschechischen Geschäftsführer und 68 Prozent der ungarischen beziehen variable Vergütungsanteile. Das trifft auch auf 86 Prozent der tschechischen und 71 Prozent der ungarischen Führungskräfte zu.

In Österreich beziehen derzeit 90 Prozent der Geschäftsführer variable Vergütungsbestandteile, die durchschnittlich 22 Prozent der Gesamtvergütung ausmachen. 82 Prozent der Führungskräfte der zweiten Ebene erhalten eine variable Vergütung, die 17 Prozent ihres Jahresgehalts darstellt.

Fazit: Die Löhne und Gehälter steigen sowohl in Tschechien als auch in Ungarn – sind jedoch noch weit vom österreichischen Niveau entfernt. Für Investoren sind die beiden Länder nach wie vor attraktiv, doch nicht allein aufgrund des Lohnniveaus. Niedrige Lohnkosten stellen nur für 49,3 Prozent der Unternehmen in Ungarn und für 38,6 Prozent der Firmen in Tschechien den Grund für eine Ansiedlung dar.

Quelle: personal manager 1/2007