„Gerade in der Krise ist es von großer Bedeutung, dass Unternehmensführung und Belegschaft zusammenwachsen“, sagte Wolfgang Clement, Bundeswirtschaftsminister a.D. bei der Preisverleihung. Leider habe diese herausragende Aufgabe von Personalern noch nicht den nötigen Rang in Unternehmen, so Clement als einer der Überbringer des Deutschen Personalwirtschaftspreises. Derzeit spielten zwar Finanzfragen eine dominierende Rolle, aber mitarbeiterbezogene Themen würden wichtiger. „Personalarbeit betrachten noch immer viele Unternehmen als Neigungsfach“, meinte bei dieser Gelegenheit auch Thomas Sattelberger, Personalvorstand der Deutschen Telekom AG. Doch die Profession habe viel erreicht: Themen wie Demografie oder die Fachkräftelücke seien in die Köpfe und Herzen der Unternehmenslenker eingedrungen. Dabei zeige sich vor allem eines: Gute Personalarbeit sei zyklenneutral. „In Krisenzeiten müssen wir zwar kleinere Fregatten bauen, aber gerade die erweisen sich auf lange Sicht oft als zukunftsfähig.“ Themen wie Corporate Social Responsibility oder Employer Branding bestimmten jedoch unabhängig von der Konjunktur die Agenda der Personaler.
Das zeige das Siegerunternehmen Bertelsmann AG auf ganz exemplarische Weise: Der Medienkonzern überzeugte die achtköpfige Jury, der auch Sattelberger angehört, mit seinem Konzept zum webbasierten Employer Branding. Der innovative Ansatz punktete insbesondere durch seine Verflechtung mit der Unternehmensstrategie. „Gerade als Medienunternehmen wollten wir jungen Talenten zeigen, dass wir im Umgang mit dem Internet Vorreiter sind“, sagte Gero Hesse, Senior Vice President Human Resources bei Bertelsmann. Das sei mit der im März 2008 gestarteten Initiative „Create Your Own Career“ gelungen. Die Besonderheit: Zahlreiche Online-Aktivitäten ermöglichen den direkten Dialog mit der Zielgruppe. So haben etwa Berufserfahrene, Absolventen, Praktikanten und Auszubildende jeweils einen eigenen Blog. Auf der Website der Initiative finden Interessierte zudem ein Video-Assessment mit Berichten von Mitarbeitern über ihren Einstieg bei Bertelsmann und einen Fragenkatalog, mit dem der Kandidat herausfinden kann, welcher Karrierepfad für ihn am besten passt. Außerdem ist die Startseite des Internetauftritts direkt mit den wichtigsten Web-2.0-Plattformen verlinkt: Das Unternehmen hat einen Channel bei YouTube, Fotoalben bei Flickr, einen Karriere-Tweet bei Twitter und eine Gruppe bei XING.
Den zweiten Platz belegte Union Investment mit seinem Konzept zur systematischen Mitarbeiterbindung. „Hochqualifizierte Experten zu halten, ist für uns ein ganz entscheidender Erfolgsfaktor“, erklärte Sonia Albers, Bereichsleiterin Konzern Personal von Union Investment. Insbesondere ungewollte Kündigungen von Produktspezialisten, Account- und Fondsmanagern könnten Kapitalanlagegesellschaften teuer zu stehen kommen, denn auch in Zeiten der Finanz- und Wirtschaftkrise gebe es in diesem Segment nicht genügend erfolgreiche und erfahrene Experten am Arbeitsmarkt. Deshalb hat Union Investment die motivatorischen Bedürfnisse seiner Mitarbeiter in einer 360-Grad-Betrachtung genau unter die Lupe genommen. Neben der Belegschaft und den Führungskräften befragte das Unternehmen auch ausscheidende Fachkräfte sowie Personalberater zu den Einstellungen potenzieller Mitarbeiter. Das Ergebnis: Die Motivationsstruktur der Beschäftigten in den einzelnen Unternehmensbereichen ist sehr heterogen, innerhalb der Einheiten jedoch nahezu homogen. Darum setzte Union Investment jeweils auf ganz verschiedene Instrumente wie verstärkte Auslandseinsätze, das Angebot berufsbegleitender Studiengänge oder die Bündelung von administrativen Aufgaben in einer neuen Serviceeinheit.
Die globale HR-Strategie von Bayer war der Jury des Deutschen Personalwirtschaftspreises den dritten Platz wert. Mit diesem Projekt stellte sich der Konzern der Herausforderung, die Personalarbeit der mehr als 160 rechtlich eigenständigen Gesellschaften in unterschiedlichen Regionen und unter verschiedenen gesetzlichen Rahmenbedingungen zu vereinheitlichen und zu professionalisieren. „Das Projekt ‚Transforming Human Resources’ ist das größte Veränderungsprojekt in der Geschichte der Bayer AG“, sagte Projektleiter Frank Witasek. Ziel sei es gewesen, Standardprozesse effizienter abzuwickeln und das strategische Potenzial stärker auszuschöpfen. Dafür gestaltete der Konzern eine globale IT-Plattform, auf der die Personaldaten von mehr als 100.000 Mitarbeitern vereint sind. Zum anderen entwickelte das Projektteam ein HR-Funktionsmodell, das auf verschiedenen Säulen basiert: Die administrativen Aufgaben bündeln die Personaler mit „Shared Service Centern“ als zentrale Anlaufstellen für die Fragen der Beschäftigten und mit „Self Services“ zur Selbstverwaltung personalrelevanter Daten für Mitarbeiter und Führungskräfte. Andere Personalmanager können sich dadurch ganz den strategischen Aufgaben widmen – indem sie als Business Partner Führungskräfte beraten oder als Spezialisten eines Kompetenzzentrums globale HR-Richtlinien und Prozesse weiterentwickeln.
Über den Deutschen Personalwirtschaftspreis
In diesem Jahr ging der Deutsche Personalwirtschaftspreis, den der Veranstalter spring Messe Management und die Zeitschrift „Personalwirtschaft“ ausloben, bereits in die 17. Runde. Die Organisatoren beabsichtigen mit der Preisverleihung, vorbildliche Personalarbeit in Deutschland in die Öffentlichkeit zu bringen, den Personalabteilungen intern ein anderes Standing zu geben und das Selbstbewusstsein der Personalmanager zu stärken. Ausgezeichnet werden innovative und nachhaltige Personalkonzepte, die sich bereits in der Praxis bewährt haben. In diesem Jahr haben sich 25 namhafte große und mittelständische Unternehmen um die Auszeichnung beworben.
Weitere Informationen: www.personalwirtschaftspreis.de