Betroffene Mitarbeiter am Arbeitsplatz halten 

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Foto von Sigmund

In ihren Beratungen thematisiert die Krebsliga Schweiz solche Fragen und zeigt Lösungsansätze für Personalbeauftragte und Arbeitgeber auf. Zudem wird angemessenes Wissen über krebsrelevante Themen vermittelt. Das Arbeitsumfeld nimmt während und nach der Krebstherapie eine wichtige Rolle ein. Wie viele Betroffene schildern, ist für sie die Arbeit auch während der Therapie wichtig und kann eine sinnstiftende Funktion haben. Man ist nicht immer nur Patient und kann auch was leisten. Falls dies aus gesundheitlichen Gründen möglich ist arbeiten viele auch während der Therapie in reduziertem Umfang weiter. Umgekehrt kann ein Verlust der Arbeit die negativen Folgen einer Erkrankung noch verschlimmern. 

Hilfestellung können die Fachpersonen der Krebsliga aber auch bei organisatorischen und logistischen Fragen bieten. Etwa wie der Arbeitsplan während der meist mehrere Monate dauernden Therapie verändert werden kann. Ob es sinnvoll sein könnte, der betroffenen Person ein anderes Arbeitsmodell, zum Beispiel Teilzeit oder Home anzubieten. Ebenso zentral ist aber auch die Frage nach dem Geld. Gerade für kleinere Unternehmen kann die mehrmonatige Abwesenheit eines Mitarbeiters auch finanzielle Einbussen bedeuten. 

Manchmal sind es aber die kleinen Sachen, welche Betroffenen die Rückkehr erleichtern. Um zu zeigen, dass die erkrankte Person trotzdem Teil des Teams ist, hilft es etwa sie auch zu firmeninternen Veranstaltungen einzuladen oder ihr – falls gewünscht – Tätigkeitsberichte und Protokolle zusendet. „Mir hat es geholfen trotz Chemotherapie am Weihnachtsessen teilzunehmen. So habe ich den Kontakt zu den Kollegen nicht verloren“, sagt Lisa Baumann (Name geändert). Heute, zwei Jahre nach dem Ende ihrer Brustkrebstherapie ist sie wieder an ihren Arbeitsplatz in einer Werbeagentur zurückgekehrt. 80 Prozent. Das reiche, meint sie. 

Servicebox

Das Telefoncoaching für Arbeitgeber ist unter der Nummer: 0848 114 118 (8 Rp./Min.) von Montag bis Freitag zwischen 9.00 und 16.00 erreichbar. Eine Beratung wird in Deutsch, Französisch und Italienisch angeboten. 

Weitere Informationen und Anmeldung die Schulungsangebote für Personalverantwortliche und Führungskräfte: https://www.krebsliga.ch/beratung-unterstuetzung/angebote-fuer-arbeitgeber/

Beatrice Bösiger und Erika Karlen-Oszlai Fachspezialistin Krebs & Arbeit Krebsliga Schweiz

 

Doch schon kurz nach der Rückkehr ins Büro begann der Kampf mit den Nachwirkungen der Therapie: Fatigue, chronische Müdigkeit und Erschöpfung machte ihr zu schaffen. Schon nach kurzen Fussmärschen musste sie sich an gewissen Tagen bereits hinsetzen.

Bei ihrer Vorgesetzen fand sie dafür kein Verständnis. Sie bringe die geforderte Leistung im Job nicht mehr wurde ihr vorgeworfen. Das Mobbing liess nicht nach. Keine ihrer Leistungen sei für gut befunden worden, erzählt Klein heute, vier Jahre nach ihrer Krebsdiagnose. Als sie bei einer Beförderung übergangen wurde und sich beschwerte, eskalierte die Situation. Die Lebensmitteltechnikerin wurde per sofort freigestellt. 

Krebsbetroffene am Arbeitsplatz sind längst keine Seltenheit mehr

Krebs ist in der Schweiz die dritthäufigste Ursache für eine längere Abwesenheit vom Arbeitsplatz. Mehr als 64.000 Menschen im erwerbsfähigen Alter zwischen 20 und 69 erhielten in den letzten fünf Jahren eine Krebsdiagnose. Die gute Nachricht: Bei den meisten Krebsarten ist die Sterblichkeit rückläufig. Nach dem Ende ihrer Therapie kehren viele Betroffene wieder an ihren Arbeitsplatz zurück.

Wie die Erfahrung von Chantal Klein aber zeigt, leiden sie aber oft nach lange nach dem Ende der Therapie unter Nachwirkungen. Viele der sogenannten „Cancer Survivors“ sind noch nach Jahren oder Jahrzehnten mit Spätfolgen konfrontiert. 

Spätfolgen bringen aber oft mit sich, dass Betroffene unter gesunkener Leistungsfähigkeit, Konzentrationsschwäche leiden und weniger stressresistent sind – die sogenannte Fatigue ist eine der häufigsten Nachwirkungen der Krebstherapie. In manchen Fällen kann es da schwierig sein, ein Fulltime-Pensum zu bewältigen.

Studien zeigen, dass Krebsüberlebende im Vergleich zur gesunden Population ein deutlich höheres Risiko haben, arbeitslos zu werden. Zwei Drittel berichten über finanzielle Schwierigkeiten. Vorgesetzte und HR-Verantwortliche nehmen eine Schlüsselrolle zwischen Verantwortung für das Unternehmen und Mitgefühl für den Betroffenen ein.

Mit einer achtsamen und bewussten Begleitung der Mitarbeitenden beeinflussen Vorgesetzte das Arbeitsklima und den Wiedereingliederungsprozess massgeblich. Als ersten Schritt wäre es für Vorgesetzte etwa wichtig, der betroffenen Person zu versichern, dass sie ihren Arbeitsplatz im Unternehmen behalten kann. Gleichzeitig gilt es aber auch zu vermitteln, dass die Arbeit warten kann, die eigene Gesundheit nun Priorität hat. 

Zur Unterstützung bieten die Krebsliga Schweiz sowie die regionalen Krebsligen Schulungen für Unternehmen an. Dazu gehören Seminare, Workshops sowie Telefoncoaching rund um das Thema Krebs am Arbeitsplatz. Die Angebote richten sich an Führungskräfte, Personalbeauftrage, sowie an Mitarbeiter. Personalbeauftragte und Führungskräfte sind für eine erfolgreiche Rückkehr in den Job gefordert.

„Bei vielen Arbeitgebern ist zwar der Wille zur Solidarität und Unterstützung des erkrankten Mitarbeiters da. Oft überwiegt aber auch die Unsicherheit in Bezug auf den Umgang mit dem betroffenen Mitarbeiter, dem Team aber auch der Verantwortung als Führungsperson“, sagt Erika Karlen-Oszlai, Fachspezialistin Krebs und Arbeit bei der Krebsliga Schweiz.

Man wisse etwa nicht, ob es aufdringlich sei, sich täglich beim erkrankten Mitarbeiter nach dessen Gesundheit zu erkundigen und ob der Kollege über eine Banalität wie das gestrige Fussballspiel überhaupt noch mitdiskutieren will.