Personalentscheider lernen aus Krisen

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Foto von Kelly Sikkema

80 Prozent der befragten Unternehmen nutzen Erfahrungen aus früheren Krisen, um die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen. 90 Prozent der Personalverantwortlichen sehen sich für zukünftige Krisen besser gewappnet. Sie setzen aufgrund der Krisenerfahrungen ihre Prioritäten teilweise neu: Von Platz elf auf Rang zwei der Prioritätenliste ist das Thema Performancemanagement geklettert, dicht gefolgt von Changemanagement und Talentmanagement auf den Rängen drei und vier.

Weiterhin an erster Stelle auf der Agenda der Personalbereiche steht die Steigerung der Führungs- und Managementqualität. „Maßnahmen erfolgen selektiv und gezielt, sei es zur Personalbindung oder zum Arbeitsplatzabbau. Auch die strategische Personalplanung gewinnt an Bedeutung“, sagt Stephan Schmid.

HR-Budgets werden 2010 stagnieren

Die Krise ließ die Bedeutung von HR in 2009 deutlich steigen: In fast der Hälfte der befragten Unternehmen ist dies der Fall. Das ging jedoch mit Einschnitten bei den Ressourcen für die Personalarbeit einher: Die budgetäre und personelle Ausstattung vieler HR-Abteilungen wird weiterhin rückläufig sein, auch wenn eine Mehrheit der Personaler eine Stabilisierung im Vergleich zum Vorjahr erwartet. „Damit hat die Krise diesen jahrelangen Trend verstärkt und bestätigt“, sagt Kötter.

Bei der Optimierung der Personalarbeit bilden wie in den vergangenen vier Jahren die Personalprozesse die wichtigste Aufgabe, gefolgt von der Kompetenzentwicklung der Personalmitarbeiter. Shared Services und insbesondere HR-Outsourcing spielen weiterhin nur eine geringe Rolle.

Unternehmen bauen Personal ab trotz guter Geschäftsaussichten

Jedes dritte Unternehmen in Deutschland wird in diesem Jahr die Anzahl seiner Mitarbeiter reduzieren, obwohl fast die Hälfte der Firmen für das laufende Jahr eine positive Geschäftsentwicklung erwartet.

In Österreich und der Schweiz ist der Trend gegenläufig: Zwar rechnen nur knapp ein Viertel der österreichischen Unternehmen in diesem Jahr mit einem steigenden Umsatz, dennoch geht ein Drittel der Firmen davon aus, dass die Anzahl ihrer Mitarbeiter steigt. In der Schweiz prognostizieren sogar mehr als 40 Prozent der befragten Unternehmen einen höheren Personalbestand für 2010, während nur jedes neunte Unternehmen von einer positiven Geschäftsentwicklung ausgeht.

„Der Beschäftigungsabbau wird sich fortsetzen. In Deutschland wird auch bei einer positiven Geschäftsentwicklung die Beschäftigung deutlich hinterher hinken. Das ist unter anderem eine Folge der Kurzarbeit“, sagt Paul Kötter, Director bei Kienbaum und Gesamtverantwortlicher der Studie.

Auch im Branchenvergleich entwickeln sich Beschäftigung und Geschäft unterschiedlich: Im Finanzsektor erwarten mehr als 60 Prozent eine positive Geschäftsentwicklung, während nur gut ein Viertel der Finanzinstitute von einer Erhöhung der Mitarbeiterzahl ausgeht. In der Dienstleistungsbranche ist die Diskrepanz zwischen Umsatzsteigerung und Beschäftigtenzahl am geringsten: Knapp 60 Prozent der Unternehmen erwarten steigende Umsätze und fast 40 Prozent planen, ihre Beschäftigtenzahl zu erhöhen.

Krisengewinner und -verlierer setzen unterschiedliche Prioritäten

In der Personalarbeit zeigen sich 2010 erhebliche Unterschiede zwischen Gewinnern und Verlierern der Krise: Sechs Mal häufiger geben Krisenverlierer die Personalfreisetzung als Priorität in der Personalarbeit an als die Gewinner. Unternehmen, die 2009 Marktanteile hinzugewonnen haben, konzentrieren sich in der Personalarbeit drei bis fünf Mal häufiger auf Talentmanagement, Anreizstrukturen und Arbeitgeberattraktivität.

„Während die Verlierer noch mit den Auswirkungen der Krise beschäftigt sind, arbeiten die Gewinner der Krise an den Wettbewerbsvorteilen von morgen und bemühen sich gezielt um die Besten der Branche“, sagt Stephan Schmid, Projektleiter der Kienbaum-Studie. Den Verlierern drohe deshalb der Weggang wertvoller Mitarbeiter.

Personalarbeit wird nachhaltiger

In der Personalarbeit gibt es 2010 gemäß der Kienbaum-Studie zwei zentrale Trends: „Erstens geht die Entwicklung hin zu nachhaltiger Personalarbeit. Langfristige Wettbewerbsvorteile werden zunehmend höher gewichtet als kurzfristige Kostenvorteile“, sagt HR-Experte Stephan Schmid. Zum Zweiten gebe es einen Trend hin zu einem differenzierten Management des Personalportfolios. Beide Enden des Potenzial- und Leistungsspektrums erlebten höhere Aufmerksamkeit.

In der intelligenten Krisenbewältigung, die das langfristige Potenzial der Organisation nicht gefährdet, sieht Paul Kötter eine große Chance für HR: „Leisten die Personalbereiche dabei einen erfolgreichen Beitrag, wird ihre in diesem Jahr leicht rückläufige Akzeptanz als Business Partner im nächsten HR-Klima Index wieder einen Satz nach vorne machen.“

Quelle: Pressemitteilung vom 4. März 2010