Ausgehend von Erich Fromms Frage „Müssen wir kranke Menschen produzieren, um eine gesunde Wirtschaft zu haben?“ leitet er über zu den Mechanismen, die Manager und Mitarbeiter befähigen, in der heutigen Arbeitswelt ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen den Faktoren „Erfolg“, „Lust an der Leistung“, „Gesundheit“ und „Freude“, „altersgerechtes Arbeiten“ und so weiter zu verbinden.

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Dazu lehnt er sich an das Konzept der „Big Three“ der Motivationsforscher John Atkinson und David McClelland an und entwickelt anschaulich – und mit neueren Ergebnissen der Gehirnforschung unterlegt – ein Motivationsmodell, das die Balance zwischen Leistungs-, Macht- und Bindungsmotivation ins Zentrum stellt.

Unterhaltsam schildert er eine Menge praktischer Beispiele für die Disbalance der drei Motivationssysteme, die er „Sisyphos-Effekt“, „Gutmensch-Effekt“ und „Generaldirektoren- Syndrom“ tauft. Ist der Leser solcherart sensibilisiert, bietet das Buch dann auch Lösungsempfehlungen. Für jede Disbalance werden mehrere gleichgewichtsfördernde Strategien vorgestellt und konsequent mit Reflexionsfragen für Führungskräfte unterfüttert. Somit kann der Leser laufend für sich überprüfen, ob er im jeweiligen Motivationssystem Gefahr läuft, aus dem Gleichgewicht zu geraten. Praktikable Empfehlungen, wie man das persönliche Motivationssystem wieder in Balance bringt, stellen einen besonderen Mehrwert dieses Buches dar.

Am Ende des Buches entwickelt der Autor seine durchaus systemkritischen Gedanken zum Thema „Führung heute“. Man erkennt, dass ihm ein humanistisches Ideal der Arbeitswelt als Gegenpol zur emotionalen (Selbst-)Ausbeutung von Führungskräften und Beschäftigten ein Anliegen ist. Ohne die ohnehin sinnlose Frage nach einfachen Täter-Opfer-Schemata zu stellen, sieht er die Zukunft der Arbeitswelt kritisch und hat Mut dazu, sich dieser Entwicklung mit fundierten Überlegungen und Werkzeugen entgegenzustellen.

Das Buch bietet mit dem Konzept der Balance zwischen Leistungs-, Macht- und Bindungsmotivation einen neuen und praktikablen Ansatz. Der Leser wird angehalten, seine eigene Motivationslage und deren Auswirkung auf den persönlichen Führungsstil zu reflektieren. Jörg Zeyringer bietet damit aber auch ein Metamodell für die Führungskräfteentwicklung.

Von seiner Lesbarkeit und Praxisrelevanz ist das Buch sowohl für Führungskräfte als auch wegen seiner vielen Beispiele und Werkzeuge für Trainer/Berater sehr gut geeignet. Der unterhaltsame plakative Schreibstil erleichtert die kritische Reflexion der aktuellen Werteentwicklung in der Arbeitswelt und lässt das Buch nie langweilig werden.

Praktischer Nutzwert * * * **
Lesbarkeit/Schreibstil * * * **
Verständlichkeit * * * * *
Gliederung/Übersichtlichkeit * * * * *
Meine persönliche Empfehlung für Personalverantwortliche * * * **

Balance als Führungsstrategie Werkzeuge für gutes Management

Von Jörg Zeyringer

Haufe-Lexware 2010

232 Seiten, 28,80 Euro

ISBN: 978-3-648-00568-2

www.haufe.de

Quelle: personal manager 2/2011