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Foto von Toa Heftiba

Die Unternehmenswelt ist ebenso dynamisch wie die Zins- und Kapitalentwick-lung und die demographische Veränderung. Deshalb wandeln sich auch die Ansprüche an die Pensionskasse (PK). Die Unternehmen sollten sich alle zwei bis drei Jahre Gedanken machen, wieweit die bisherige Vorsorgelösung ihre aktuelle Situation ideal abdeckt. Gut 90 Prozent aller KMU haben in ihrer betrieblichen Vorsorge Verbesserungspotential.

Betriebliche Vorsorge als wichtiges Element der Unternehmenskultur

Attraktive Leistungen der beruflichen Vorsorge (z. B. flexible Pensionierungsmodelle) können als wichtiges Element einer guten Personalpolitik dazu beitragen, gute Mitarbeitende zu gewinnen und zu behalten.

Die Wahl der Vorsorgelösung

Als Erstes ist zu entscheiden, ob eine autonome bzw. teilautonome Lösung oder ein Anschluss an eine Sammel- oder Gemeinschaftseinrichtung gewählt wird. Entscheidet man sich für eine eigene Kasse, stellt sich die Frage nach der Organisation bzw. die Frage, wie die ideale Durchführung aussehen würde. (Selbstverwaltung, Outsourcing, Know-how). Muss bei einer firmeneigenen PK alles extern verwaltet und das Know-how eingekauft werden, ist ein Anschluss an eine Sammelstiftung prüfenswert.

Beim Anschluss an eine Sammelstiftung hat man die Wahl zwischen einer Versicherungslösung und einer (teil)autonomen Sammel- oder Gemeinschaftsstiftung. Die Angebote sind gross und unüberschaubar. Sich in dieser Vielfalt zurechtzufinden, stellt eine grosse Herausforderung dar, gibt es doch in der Schweiz mehr als 130 Sammel- und Gemeinschaftsstiftungen. Hier für Ihr Unternehmen die richtige zu finden, ist nicht leicht. Die Wahl ist denn oft auch weniger das Ergebnis einer strukturierten Entscheidungsfindung, sondern beeinflusst durch Gegengeschäfte, Verbandszugehörigkeit, Netzwerke oder kombinierte Angebote mit andern Versicherungen. Eine Transparenz, die erlauben würde, Leistungen und Kosten zu vergleichen, fehlt.

Veranstaltungstipp:

Rudolf Burkhardt auf der Personalfachmesse Personal Swiss:

Passt unsere Pensionskasse zu unserem Unternehmen?

Mittwoch, 6. April 2011
13.35 – 14.05 Uhr
Messe Zürich, Forum 4

www.personal-swiss.ch

Vollversicherung versus Teilautonome

Die traditionellen Sammelstiftungen der Lebensversicherer kennen keine Entkoppelung von Anlage und Risiko. Sie treten als Risikoträger, Anleger und Garant auf. Diese Vollversicherungslösungen sind oft nicht transparent, bieten aber diverse Garantien. So ist zum Beispiel bei der Vollversicherung eine Unterdeckung nicht möglich, da diese der Lebensversicherer zwingend durch eigenes Kapital ausgleichen muss.

Die (teil)autonomen Sammelstiftungen haben den Vorteil, dass sie nicht, wie die Sammelstiftungen der Versicherungsgesellschaften neben den Anlagevorschriften des Bundesgesetzes über die berufliche Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge (BVG) zusätzlich die sehr strengen aufsichtsrechtlichen Vorschriften für Lebensversicherungen erfüllen müssen. Die (Teil)autonomen dürfen, wie die grossen autonomen Pensionskassen auch, vorübergehend eine Unterdeckung aufweisen, müssen aber bei Erreichen eines gewissen Deckungsgrades entsprechende Sanierungsmassnahmen ergreifen. Dies erlaubt eine Anlagestrategie, die – wie die Vergangenheit zeigt – eine bessere Verzinsung der Altersguthaben und somit eine höhere Rente ermöglicht, einen attraktiven Umwandlungssatz, Anpassung auch der Altersrenten an die Teuerung oder sogar eine 13. Altersrente.

Die Rendite als dritter Beitragszahler

Nicht nur der Preis ist von entscheidender Bedeutung, sondern auch die Rendite. Leistungsfähige Pensionskassen erwirtschaften so viel, dass sie – langfristig betrachtet – die Altersguthaben im Durchschnitt mit fünf und mehr Prozent verzinsen können und einen Umwandlungssatz von um die sieben Prozent anbieten. Bei den meisten Vorsorgeeinrichtungen versickert aber viel zu viel Geld für (externe) Beratungen, Expertisen, Provisionen, Administration, teure Anlageprodukte, Depotgebühren usw. Diese können die Performance merklich schmälern. Die Unternehmen haben es also in der Hand, mit der Wahl des richtigen Vorsorgepartners die Altersleistungen und Kosten entscheidend zu beeinflussen.

Vorsorgeniveau

Ganz unabhängig von der gewählten Art der Durchführung der beruflichen Vorsorge ist die Frage des Vorsorgeniveaus zu klären. Versicherte interessieren sich oft weniger dafür, wie ihre Vorsorge durchgeführt wird, sondern, wie hoch die Leistungen bei einer Invalidität und wie ihre Vorsorge im Alter sein wird. Dies ist einerseits davon abhängig, wie weit sich ein Arbeitgeber über das gesetzliche Minimum hinaus engagiert, aber auch davon, wie ideal die Bedürfnisse und Ansprüche der Firma in der gewählten Vorsorgeinstitution umgesetzt werden. Eine ideale Lösung muss jedes Unternehmen für sich selber finden. Dabei sind die Leistungen den finanziellen Möglichkeiten anzupassen.

Vergleichen lohnt sich

Ein Vergleich der verschiedenen Anbieter lohnt sich immer, ist aber in der Praxis schwierig, da der Markt komplexer und unübersichtlicher geworden ist (viele Anbieter, fehlende Markttransparenz, unverständliche Reglemente usw.). Zudem stellen die komplexen gesetzlichen Vorgaben und die Maxime „grösster Ertrag bei grösster Sicherheit“ an die Leitung eines betrieblichen Vorsorgewesens hohe Anforderungen. Bei gleichen Beiträgen unterscheiden sich die Höhen der Altersrenten beträchtlich – so kann bei der richtigen Wahl des Vorsorgeträgers eine doppelt so hohe Altersrente herausschauen wie anderswo. Oder die Kosten für die Absicherung der Risiken Tod und Invalidität können bis zu fünfzig Prozent günstiger sein als bei anderen Anbietern. Die meisten Unternehmen und damit auch die Beschäftigten zahlen zu viel für die Leistungen ihrer Pensionskasse.

Professionelle Analyse

Die besten und objektivsten Resultate werden erzielt, wenn man eine Analyse von qualifizierten und unabhängigen Spezialisten auf Honorarbasis durchführen lässt. Unabhängigkeit und Neutralität sind die wesentlichsten Grundvoraussetzungen für eine kundenorientierte und umfassende Vorsorgelösung. Empfehlenswert ist auch, sich alle Möglichkeiten der Steueroptimierung zeigen zu lassen. Die berufliche Vorsorge ist eine der wenigen Möglichkeiten, steuerlich aktive Gewinnausweis- und Bilanzpolitik zu betreiben.

Brokerdienstleistungen sind für den Kunden meist kostenlos. Ein Broker lebt aber von den Provisionen und bietet in der Regel nur provisionsberechtige Produkte an. Wird dennoch ein Broker beauftragt, sollte man sich alle Provisionszahlungen offenlegen lassen und die Entschädigungen mit dem Aufwand vergleichen, den der Makler tatsächlich erbracht hat.

Kleine Checkliste zur Personalvorsorge (diese Liste ist auch zu finden unter „Arbeitshilfen“> „Checklisten“):

1. Unterzeichnen Sie nie langjährige Verträge!
2. Beauftragen Sie für die Analyse einen unabhängigen Berater!
3. Verlangen Sie in allen Bereichen Transparenz!
4. Unterzeichnen Sie nie einen Vertrag mit „goldenen Fesseln“ (Rentnerübernahme, Unterdeckung usw.)!
5. Informieren Sie sich jedes Jahr über die Verzinsung der Altersguthaben und vergleichen sie diese mit dem Markt!
6. Prüfen Sie, ob der offerierte Preis marktkonform und über längere Zeit haltbar ist!
7. Reservieren Sie sich frühzeitig die nötige Zeit für eine Analyse!