Intoleranz gegenüber 50+

people inside white room
Foto von Product School

Die Intoleranz gegenüber älteren Mitarbeitern entsteht durch das Vorurteil, dass Menschen über 50 weniger leisten können, die Motivation bereits nachlässt, weniger belastbar sind und öfter an Krankheiten leiden. In einer Studie konnte herausgefunden werden, dass sich diese Vorurteile durch Altersdiskriminierung bewahrheiten können.

Dieses Phänomen heißt in der Fachsprache „self fullfilling prophecy“ und bedeutet so viel wie „sich selbst bestätigende Vorhersage“. Erfährt ein älterer Mitarbeiter Benachteiligungen oder Diskriminierung aufgrund seines Alters bedeutet das puren Stress. Die emotionale Bindung an das Unternehmen sinkt und somit auch die Leistungsmotivation. Der dadurch entstehende emotionale Stress kann zu gesundheitlichen und psychischen Beschwerden führen. So hat sich sozusagen das Vorurteil durch das Verhalten von Kollegen oder Vorgesetzten bewahrheitet.

Intoleranz gegenüber Adipositas

In einer Studie der Universität Tübigen wurde herausgefunden, das übergewichtige Personen in der Personalauswahl schlechtere Chancen haben, als normalgewichtige Bewerber. Dazu wurden 127 Personalentscheidern (56 % Frauen und 44 % Männer) Fotos von Personen zwischen 40-50 Jahren mit einem weißen T-Shirt gezeigt. Die Personen auf den Fotos unterschieden sich in ihrem Geschlecht, der Ethnie und dem BMI. Lediglich 2 % der Personaler würden einer adipösen Frau einen Job mit großer Verantwortung und Prestige zutrauen. Ebenfalls nur 6 % würden der adipösen Frau auf dem Foto zutrauen, in die engere Auswahl für eine Stelle als Abteilungsleiterin zu kommen. Mussten die Personalverantwortlichen eine Person aus den Fotos auswählen, die sie nicht für einen Job einstellen würden, wählten 42 % eine adipöse Frau und 19 % einen adipösen Mann aus.

Intoleranz gegenüber anderen Ethnien

Sieht man sich die Vorurteile gegenüber anderen Ethnien an, zeigt sich ein ähnliches Bild. Vergleicht man z.B. die Brutto-Stunden-Löhne von Österreichern und Ausländern im privaten Sektor, zeigt sich ein Unterschied von 15 %. In Deutschland zeigt sich sogar eine Einkommensspanne von 15-20 % zwischen Inländern und Migranten.

Ein Teil dieser Spanne wird durch Unterschiede in der Schul- und Berufsausbildung, Berufserfahrung sowie die Betriebszugehörigkeit aufgeklärt und schwindet auf rund 10 %. Zusätzlich könnte man miteinbeziehen, dass Migranten oft der Zugang zu besser bezahlten Jobs verwehrt bleibt und so dieser Unterschied in der Bezahlung entsteht.

Doch genau hier passiert ebenfalls Diskriminierung; Ist es schlimmer, für einen guten Job unterbezahlt zu werden oder den guten Job aufgrund der eigenen Ethnie erst gar nicht zu bekommen? Menschen mit türkischen Namen haben z.B. eine 24 % geringere Chance Vorstellungsgespräche zu bekommen, als Menschen mit inländischen Namen.

Stellen Sie sich selber folgende Fragne: Wie können wir bei uns diesen Vorurteilen entgegenwirken oder sie gar nicht erst entstehen lassen? Welche Vorteile bringen unserem Unternehmen Unterschiede und Diversität des Personals – und wie können wir diese in Zukunft positiv nutzen? Wie könnten wir das Thema Diversity Management in unseren HR-Prozessen aufgreifen und verankern?
 
Es ist leichter, einen Atomkern zu spalten als ein Vorurteil” (Albert Einstein)
 
Literatur
Giel K.E. et. al. (2012). Stigmatization of obese individuals by human resource professionals: an experimental study. BMC Public Healt.
Joachimiak W. (2013). Frauenverdienste – Männerverdienste: Wie groß ist der Abstand wirklich? – Gender Pay Gap. Destatis – Statistisches Bundesamt Deutschland.
Rabl T., Triana M. (2013). How German employees of different ages conserve resources: perceived age discrimination and affective organizational commitment. The International Jounal of Human Resource Management.
Hofer H., Titelbach G., Weichselbaumer D., Winter-Ebmer R. (2013). Diskriminierung von MigrantInnen am österreichischen Arbeitsmarkt. Institut für höhere Studien (IHS), Wien.
 
Carina Andorfer, Psychologin, zweikern

Intoleranz gegenüber Frauen

Ein für viele bereits „nerviges“ Thema: die Emanzipation. Es gibt immer noch viele Personalentscheidende und Unternehmensführer, die Frauen in ihrem Job weniger zutrauen als Männern. Dies spiegelt sich auch in den Gehaltsunterschieden zwischen Männern und Frauen wider. Laut Studien zufolge liegt diese Spanne bei Rund 21 %. Hier wurden allerdings lediglich Frauen und Männer in Vollzeitbeschäftigung über alle Berufssparten hinweg untersucht. Da Frauen häufiger in schlechter bezahlten Branchen arbeiten und auch seltener in Führungspositionen zu finden sind, lässt sich dadurch ein Teil dieser 21 % erklären. Ein kleiner Teil, nämlich ca. 7 bis 8 % der Spanne ist allerdings tatsächlich auf bewusste oder unbewusste Diskriminierung der Frau zurückzuführen. Denn vergleicht man die Geschlechter im gleichen Alter, mit gleicher Berufserfahrung und Ausbildung, sowie gleichen Tätigkeiten und Arbeitszeit, ist das Gehalt der Frauen um 7 bis 8 % kleiner als bei den Männern.

Wie entsteht Intoleranz?

Intoleranz beschreibt eine gewisse Voreingenommenheit, die durch Vorurteile in unser Bewusstsein gelangen. Vorurteil wird definiert als „ablehnende oder feindselige Haltung gegen eine Person, die zu einer Gruppe gehört, einfach deswegen, weil sie zu dieser Gruppe gehört und deswegen dieselben zu beanstandenden Eigenschaften haben soll, die man dieser Gruppe zuschreibt“ (Allport, 1954; 1971). Vorurteile müssen allerdings nicht negativ sein, sie können durchaus auch positive Eigenschaften beinhalten. Zum Beispiel werden Menschen im Anzug als kompetenter eingeschätzt, als wenn sie Jeans und T-Shirt tragen.

Das Vorurteil entsteht durch eine Kategorisierung, die unser Gehirn vornimmt, um die riesigen Mengen an Informationen verarbeiten zu können. Besonders in Stresssituationen oder wenn wir Angst verspüren, wird das klare und rationale Denken, von Schubladendenken abgelöst. Es gibt allerdings verschiedene Theorie dazu, wie Vorurteile entstehen. Hat sich ein Vorurteil erst mal in unserem Bewusstsein eingenistet, ist es schwer, es wieder loszuwerden. Denn alles was wir wahrnehmen wird an unsere Vorhersage angepasst und bestätigt sich immer wieder. Das heißt, alle kongruenten Informationen werden eher und stärker wahrgenommen. Informationen, die unserem Vorurteil entgegenwirken, übersehen wir ganz einfach oder stellen die Glaubwürdigkeit in Frage.

Jeder Mensch hat Vorurteile; bei sich selbst sind sie nur schwer zu erkennen. Vorurteile zu besitzen wird in der Gesellschaft als etwas Negatives gewertet, dabei sollen diese uns eigentlich das Leben erleichtern. Ein gewisses Schubladendenken bzw. das Übertragen von Erfahrungen auf andere Situationen oder Menschen hilft uns dabei, Neues schnell einzuschätzen.

Wir sparen dadurch bei der Informationsverarbeitung Energie, die wir für andere Denkprozesse nutzen. Manchmal kann uns das Vorurteil aber auch die Sicht auf die Realität versperren. Frauen und Hut-Fahrer können nicht Autofahren, Männer sind aggressiv, blonde Frauen sind dumm, alte Menschen sind geizig und vieles mehr. Diese Vorurteile hindern uns teilweise daran, die Menschen so zu sehen, wie sie tatsächlich sind und dies äußert sich oft in Intoleranz.