Die Spezialisierung im Beruf ist in. Etwas richtig, richtig gut zu können und sich besser als alle anderen in einem Thema auszukennen, ist natürlich eine tolle und nützliche Sache. Viele von uns schlagen wohl diesen Weg nach dem Studium oder Ausbildung ein, um im Beruf vorwärts zu kommen. Auf dem Weg zum Spezialisten laufen wir allerdings Gefahr, unsere während der Schulzeit, Ausbildung und Studium gewonnene Vielseitigkeit nach und nach zu verlieren. Denn die ständige interdisziplinäre Wissensvermittlung  hört für die meisten von uns mit dem Abschluss auf. 

Typische Klauseln: Freistellung von der Arbeitspflicht
Typische Klauseln: Freistellung von der Arbeitspflicht

Man könnte meinen, es liegt  irgendwo an jedem selbst, dies zu erkennen und für genügend Gehirn-Stimulation abseits der Arbeitstages-Routinen zu sorgen. Falls man der drohenden Einseitigkeit der Denkweise und Fähigkeiten überhaupt entgegen wirken möchte. Denn es ist, wenn man ehrlich ist, gar nicht so einfach. Es ist fast wie Arbeit. Und Arbeit nach der Arbeit wird für die meisten kein attraktives Lebensmodell sein.  

Deshalb sehe ich hier die Unternehmen, in denen wir arbeiten und die inzwischen den Löwenanteil unseres Tages gestalten, in der Pflicht. Unternehmen müssen für unsere Weiterbildung sorgen, uns dazu motivieren.  Unter Weiterbildung verstehe ich dabei nicht ausschließlich die Aufrechterhaltung und Ausweitung des für den beruflichen Kernbereich erforderlichen Skills, sondern auch möglichst viele Einblicke in benachbarte oder sogar fremde Arbeits- und Wissensbereiche. Nennen wir es mal “ErWeiterbildung”.

Erweiterbildung heißt für mich z.B., dass der Programmierer Einblicke in die Arbeit des Marketings (der Geschäftsführung, der Projektmanager) erhält und umgekehrt. Oder wenn sich alle aufgezählten einfach mal ein wenig mit Design beschäftigen. Es muss nicht viel sein, allerdings auf kontinuierlicher Basis und ein ” Hey, es ist nicht mein Bereich, aber ich weiß wie es grundlegend funktioniert” ermöglichen. Wie in der Schule.

Ich glaube, ich brauche hier nicht wirklich zu erklären, warum das nicht nur für den Menschen selbst sondern auch für das Team und die Firma insgesamt sehr nützlich ist.  Je schlauer wir sind, desto besser für uns, desto besser für die Firma. Und auch wenn das vermutlich den meisten klar ist, lassen sich solche Vorhaben verdammt schwer in der Praxis umsetzen. Wie baut man denn eine funktionierende Schule im Rahmen eines Unternehmens auf?!

Mich interessiert dringend, ob dieses Thema auch bei Euch aktuell ist und welche (in der Praxis funktionierenden) Lösungsansätze es gibt. Wir bei atenta haben vor ein paar Tagen einen neuen Versuch gestartet.

Das Prinzip ist ganz einfach: Jeder hat ein mal pro Woche die Möglichkeit, vor allen anderen zu einem Thema seiner Wahl einen kurzen Vortrag zu halten. Das Thema kann aus seinem Bereich kommen oder völlig fremd sein.  Hauptsache interessant und gut vermittelt. Zum Vortrag gibt es eine Diskussion. Idealerweise wissen alle danach mehr als davor. Für einen Vortrag gibt es einen Stern für die Firmenreisekasse. Wenn wir 40 Sterne haben geht’s auf die nächste Workification-Reise.

Wird es diesmal funktionieren? Einen Stern haben wir schon :)

Quelle: wollmilchsau.de