„Mit ihrem umfangreichen Programm und dem Mix an Alt- und Neuausstellern hat die 11. Fachmesse für Personalwesen eine große Bandbreite an Inhalten abgedeckt”, erklärte Projektleiterin Anna-Julia Nägele. Die nächste Personal Austria am 6. und 7. November 2013 bezieht erstmals die Halle C der Messe Wien. An den diesjährigen Neuerungen – der Erweiterung des IT-Portfolios und dem Sonderbereich Corporate Health – hält der Veranstalter spring Messe Management fest. „Beide Bereiche wurden gut angenommen und sind noch ausbaufähig“, so die Projektleiterin.

architectural photography of black and brown hallway
Foto von Nastuh Abootalebi

„Was will ich? Was mache ich gut – entspricht es meinen Grundinteressen?” Diese Fragen seien entscheidend für eine erfolgreiche Berufslaufbahn, befand Markus Posch n der Podiumsdiskussion des Wirtschaftsforums der Führungskräfte (WdF) zum Thema Karriereplanung. Zur persönlichen Weiterentwicklung brauche es immer das „individuelle Commitment“, betonte der Personalchef der Erste Bank Group. Um sich die Freude am Beruf zu erhalten und in seiner Entwicklung´nicht zu stagnieren, sollte sich jeder immer wieder „eine kleine persönliche Challenge“ stellen, empfahl Posch. Für die Personalentwicklung bedeute dies, jedem Mitarbeiter möglichst maßgeschneiderte Angebote zu machen. „Wenn man in der Personalentwicklung vorankommen möchte, kommt man um eine individuelle Anschauung nicht herum.“

Der Trend zur Individualisierung hat auch die Weiterbildung erfasst. „Lernen ist eine zutiefst persönliche Angelegenheit und ein aktiver Vorgang“, betonte Susanne Riegler auf der Professional Learning Austria, die wieder parallel zur Personal Austria aktuelle Bildungsangebote und Lernmethoden fokussierte. Laut der Projektverantwortlichen für das WIFI-Lernmodell LENA geht die Entwicklung vom Belehren zum Lernen, von der Vermittlung zur Aneignung. Lernende werden zu Handelnden, zu „Intrapreneuren“: „Die Bereitstellung von Infos war gestern. Heute geschieht das in Selbstorganisation, der Lehrer bleibt weitgehend im Hintergrund.“ In der Schule habe man den Menschen ein bisschen abgewöhnt, mit Lust und Begeisterung zu lernen, bedauerte die Trainerin.

Gerhard Niedermair von der Johannes Kepler Universität Linz befürchtet, dass der „Spirit der Begeisterung“ auch in der Gesellschaft verloren gegangen ist. Dabei sollte sich jeder immer wieder die Kardinalfrage stellen: „Was begeistert mich?“ . Mit einem Zitat des irischen Dramatikers George Bernard Shaw verdeutlichte Niedermair, wie wichtig die ständig aktualisierte Standortbestimmung sei: „Der einzige Mensch, der sich vernünftig benimmt, ist mein Schneider. Er nimmt jedes Mal neu Maß, wenn er mich trifft, während alle anderen immer die alten Maßstäbe anlegen in der Meinung, sie passten auch heute noch.“ Zeitgemäße Lern- und Arbeitswelten ermöglichten Menschen zu experimentieren, ihre Einzigartigkeit, persönliche Kompetenz und Selbstwirksamkeit zu erfahren. Sie seien durch ein regelmäßiges Feedback durch den Trainer oder Vorgesetzten gekennzeichnet.

Die Vorträge der Personal Austria und Professional Learning Austria 2012 finden Sie unter:

www.HRM.at/mp3s/kategorien

Quelle: personal manager Zeitschrift für Human Resources Ausgabe 1 Jänner / Februar 2013

In der neuen Wissensgesellschaft gibt es nicht nur einen Mangel an qualifiziertem Nachwuchs, es gibt auch immer mehr Menschen, die kaum noch Chancen auf eine Beschäftigung haben. Kopf bezeichnete als seine größte Sorge, dass zu viele junge Leute mit Pflichtschulabschluss durch das Raster fielen, weil sie die gewachsenen Anforderungen an Arbeitnehmer nicht erfüllten. Es sei eine große Herausforderung für das Bildungssystem, möglichst wenig Niedrig-Qualifizierte hervorzubringen, die keine Jobs fänden. An dieser Stelle kämen Angebote des AMS zu spät. „Es geht um einen Umbau der Frühförderung, um ungünstige Bedingungen durch Herkunft oder Elternhaus kompensieren zu können.“

„Fachkräfte entstehen im Alter von 0 bis 3 Jahren“, plädierte auch Gottfried Schweiger vom internationalen Forschungszentrum für soziale und ethische Fragen dafür, den Hebel weit früher anzusetzen. Unternehmen seien darauf angewiesen, dass die Basis zur Beschäftigungsfähigkeit in der Vorschule oder im Kindergarten gelegt werde. „Wir müssen das System dicht machen, damit Jugendliche erst gar nicht aus dem Markt herausfallen“, befand Roland Sauer vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Zu diesem Zweck seien Investitionen nötig und richtig – so etwa für das Lehrlingscoaching. Acht bis zehn Prozent eines jeden Jahrgangs würden derzeit einfach „verschwinden“, bezifferte Franz Josef Lackinger, Geschäftsführer des bfi Wien, das Ausmaß der Problematik. „Für ein Kulturland wie Österreich eine erschreckende Zahl.“

Mit wirtschaftsethischen Überlegungen zur Mitarbeiterführung bereicherte Keynote-Speaker Thomas Schwartz die Messe. Der Priester und Lehrbeauftragte verwies auf einen „alten Hut“, der in der heutigen Hochleistungsgesellschaft nahezu existenzielle Bedeutung erhalte: die Wertschätzung am Arbeitsplatz. Ein Grund dafür sei, dass sich die Menschen stärker denn je mit ihrer Tätigkeit identifizierten. „Arbeit ist heute eher Lust als Last und dient zur Selbstverwirklichung“, verdeutlichte der Priester den Wandel. Gleichzeitig verändere die Wissens-ökonomie die Bedingungen der klassischen Wertschöpfungsprozesse: Durch die neuen Technologien, Arbeitsinhalte und Arbeitsformen stehe und falle die Produktivität eines Unternehmens mit der Leistungsfähigkeit seiner Mitarbeiter. Wirtschaftlicher Erfolg werde somit immer mehr zu einer Frage der Unternehmenskultur – denn Wissensarbeiter seien erwiesenermaßen dann leistungsbereit, wenn sie wertschätzend behandelt würden, erklärte Schwartz.

Eine wertschätzende Vertrauenskultur aufzubauen sei keine Kleinigkeit, warnte der Wirtschaftsethiker. „Sie ist nicht mit einem Klick einzuführen, sondern basiert auf Kontinuität und Geschichte – und es handelt sich um einen ständigen Prozess.“ Als kontraproduktiv erweise sich der heutige „Aktivitätswahn“ in den Unternehmen. „Bei jedem Chefwechsel wird alles umgeworfen“, kritisierte Schwartz. Vertrauen entstehe aber erst, wenn verlässliche Erfahrungen im Umgang miteinander vorlägen. Ein zweiter Grundsatz sei, dass jedes Unternehmen seine eigene Vertrauenskultur auf Basis seiner individuellen Geschichte entwickeln müsse.

Nicht über einen Kamm scheren – dieser Leitsatz hält offenbar auch verstärkt Einzug im Recruiting und in der Personalentwicklung. „Die Abfrage von persönlichen Präferenzen wird bei Stellenbesetzungen immer wichtiger“, befand Johannes Kopf im sehr gut besuchten Expert Talk des Arbeitsmarktservice Österreich (AMS) zum Thema „New skills – new recruiting”. „Wir müssen die Leute finden, die den Job wirklich wollen – dann sind sie auch gut darin”, betonte der AMSVorstand. Das klassische Bewerber-Interview reiche nicht aus, um die wahre Eignung eines Jobanwärters zu erkennen. „Im Gespräch erfahren Sie nur, ob jemand nett ist – aber nicht, ob er wirklich zum ausgeschriebenen Job passt“, so Kopf. Es gebe aber Trends mit dem Ziel, zu mehr Professionalität zu gelangen. „Gott sei Dank gibt es auch schon Evaluierungen für den Recruiting-Prozess.”

Einen „unglaublichen Professionalisierungsschub im Recruiting“ registriert Gundi Wentner. Für die Partnerin der Deloitte Consulting GmbH steht dies in direktem Zusammenhang mit der Mangelsituation an Bewerbern in qualifizierten Bereichen. „Bewerbermanagement ist auch Risikomanagement“, gab sie zu bedenken. Um erfolgreich zu sein, müsse Recruiting „viel zielgruppenspezifischer“ werden. „Wir brauchen mehr Frauen in Vollzeitstellen und mehr Menschen mit Migrationshintergrund“, gab die Expertin die Stoßrichtung vor. Entsprechend individualisiert sollte die Personalentwicklung ausfallen. „Wir müssen weg vom ‚one size fits all’.“