Über Foren in den Businessportalen Xing oder LinkedIn äußern sich Personalisten allerdings kritisch. Ernst Balla, Corporate HR-Manager bei der Voestalpine AG, schildert seinen Eindruck: „Xing hilft mir, Personen in Erinnerung zu behalten oder sie zu beobachten. Ich würde aber niemals Themen aus meiner Praxis in den HR-Untergruppen besprechen. Man läuft Gefahr, dass Berater mithören und keilen. Da sind Fachportale der richtige Platz. Hier sehe ich dann auch besser, mit wem ich es zu tun habe. Wer sagt etwas zu einem Thema: ein Personalentwickler, ein HR-Chef oder ein HR-Mitarbeiter?“

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Foto von Carl Heyerdahl

Anders als die HR-Lounge will der HR-Circle (www.hrcircle.at) über Themen vernetzen. Dazu haben die Organisatoren – die Tageszeitung „Der Standard“, der Standard.at, ARS – Akademie für Rechte, Steuern und Wirtschaft, das Magazin „Training“, die Beratung ic2 und die Bonus Vorsorgekasse – einen Verein gegründet. Obfrau Cornelia Dankl zu den Hintergründen: „Wir wollen eine Plattform bieten, die Personalisten über Inhalte auf hohem fachlichen Niveau anspricht und ihnen die Gelegenheit zum Austauschen und Vernetzen gibt. Ich selbst war vor einigen Jahren Personalistin und habe das während meiner Arbeit vermisst“. Bei acht bis zehn jeweils rund einstündigen Vorträgen plus anschließender Diskussion trifft man sich. Der Mitgliedsbeitrag beträgt 50 Euro im Jahr für ordentliche Mitglieder. Natürlich divergierten die Teilnehmerzahlen, so Dankl. Zu Arbeitsrechtthemen kämen bis zu 150 Personen, während beim Thema „Online-Meetings“ vielleicht 30 im Saal säßen. Für das Jahresprogramm befrage man Teilnehmer nach ihren Wünschen. Auch im HR-Circle kommen HR-Dienstleister nicht zum Zug.

Auch das Österreichische Produktivitäts- und Wirtschaftlichkeits-Zentrum (ÖPWZ) vernetzt HR-Profis. Durch einen Regierungsbeschluss im Jahr 1950 wurde der gemeinnützige Verein mit dem Ziel der Förderung der österreichischen Wirtschaft gegründet. Heute ist das ÖPWZ ein Weiterbildungsinstitut, das Personalverantwortlichen das Forum „Personal“ zum Austausch bietet (www.personal.opwz.com). Dieses ist in acht Gruppen unterteilt, so dass ein ruhiges Arbeiten mit jeweils bis zu 40 Personen möglich sei, berichtet Forums- und Ausbildungsleiter Armand Kaáli-Nagy. Außerdem kämen Personalisten aus Privatunternehmen, NGOs, Kommunen und anderen Institutionen miteinander ins Gespräch. Die Mitglieder würden den vertraulichen Austausch schätzen und in manchen Fällen sogar Paten unter den Kollegen finden, so Kaáli-Nagy. Ein weitere Benefit der Treffen: HR-Profis könnten Entscheidungen vor der Geschäftsleitung durch Best-Practice-Lösungen aus anderen Unternehmen besser vertreten, gibt der Wiener zu Bedenken.

Andreas Geiblinger fallen noch weitere Gründe für die Netzwerkarbeit ein: „Ich vergleiche sie gern mit einem Fitnesscenter: Wenn man sich regelmäßig zu Themen trifft, dann bleibt man im Job fit. Es öffnet den eigenen Horizont und zeigt, wo man mit seiner Arbeit steht“. Netzwerk-Mitglied Roland Bauer, Leiter HR und Organisation bei der Liwest Kabelmedien GmbH, schätzt die Synergien, die sich im Austausch mit Kollegen ergeben: „Wenn eine Firma zum Beispiel Lehrlinge ausgebildet hat, diesen dann aber keine Stellen anzubieten vermag, kann sie im Netzwerk Kollegen fragen, ob diese Personal suchen. Solche und weitere Synergien sparen Zeit und Geld.“

Dass Personaler beim Austausch unter sich sein möchten, ist kommerziellen Veranstaltern ebenfalls bewusst. Österreichs größte HR-Messe „Personal Austria“ (www.personal-austria.at) bietet dazu den MeetingPoint an. Karin Huber, Organisationsberaterin und Trainerin, organisiert dieses Forum: „HR-Profis sollen bei uns aus dem Nähkästchen plaudern können. Ich bin immer wieder erstaunt, wie offen diese sind. Einzelne Personalisten präsentieren stündlich Fragestellungen und Konzepte aus ihrem Alltag, Diskussionen schließen sich dann an. Es geht nicht darum, Perfektion zu präsentieren. Oft erlebe ich, dass Personalisten sagen: ‘Das machen wir doch auch, nur nennen wir es nicht so’. Oder: ‘Wir stehen am Anfang, wie machen das denn die Profis?’“ Viel würde aber auch über Trends diskutiert: Was ist dran am Employer-Branding? Was versteckt sich hinter Modewörtern? Besonders freut Huber, dass Personalisten und Geschäftsführer gleichermaßen zum MeetingPoint kommen. Immer wieder erlebe sie, dass beide Seiten einander besser kennenlernten.

Zwischen all diesen Netzwerk-Formaten sind Tagungen wie die dreitägige „Power of People“ im Burgenland angesiedelt – organisiert von der Business Circle Management Fortbildungs GmbH (www.businesscircle.at). Vorträge von Beratern und Personalisten wechseln sich hier mit Workshops ab. Bei Netzwerk-abenden können die Gäste einander besser kennenlernen.

Der Vorteil des Online-Informationsaustausches hat auch Gunther Fürstberger, ehemaliger Personalist und heute Managing Director des MDI Management Development Institutes, dazu bewegt, das Onlineportal www.personalist.at zu gründen. „Oft brauchen HR-Profis schnell Rat: Wie denken viele Kollegen über eine Frage? Wer hat sich schon einmal mit einer Aufgabe beschäftigt? Da ist das Onlineformat eine gute Ergänzung zu persönlichen Treffen“. Bei Personalist.at netzwerken inzwischen knapp 1.200 User – Berater ausgeschlossen. Ein neuer Service des Netzwerks sind Umfragen unter den Mitgliedern. Die jüngste dreht sich um Führungskräfteentwicklung.

Die Personalarbeit eines Unternehmens ist entscheidend für dessen Entwicklung. Personalisten wiederum brauchen für ihren Erfolg Kontakte zu Kollegen, um am Puls der Zeit zu bleiben, sich zu orientieren und Lösungen zu finden. Das haben bundesweit Wirtschaftskammern und Wirtschaftsförderungsgesellschaften erkannt und initiieren daher HR-Netzwerke. Dadurch ziehen –auch konkurrierende – Betriebe an einem Strang, beispielsweise im Bemühen um Fach- und Führungskräfte. Man sitzt eben doch in einem Boot, gerade auch in ländlicheren Regionen. So sieht es zum Beispiel die Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Vorarlberg für den Bodensee-Raum. Sie organisiert mit Partnern aus Bayern, dem Thurgau und Baden-Württemberg das „Bodensee-Forum Personalmanagement” (www.bodensee-forum.eu), welches heuer bereits zum 20. Mal tagte. Mehrmals im Jahr treffen sich die österreichischen Personalisten – die Personalleiter der größten Vorarlberger Industrieunternehmen – im Arbeitskreis „Personalwesen 600“. Ein ähnliches Format hat die Tiroler Wirtschaftskammer mit ihrem Arbeitskreis „Personalleiter“ initiiert. Auch hier diskutiert man über die Gewinnung von Fach- und Führungskräften und lädt Experten zu Präsentationen ein, wie zum Beispiel von der Arbeiterkammer oder der Österreichischen Forschungsförderungsgemeinschaft. Ebenfalls grenzüberschreitend arbeitet der Human Resources Business Club (www.hrb-club.at) mit Sitz in Salzburg und 47 Mitgliedern. In Kooperation mit den Salzburger Nachrichten vernetzt er Personalisten und Führungskräfte aus Bayern und dem Salzburger Raum einmal im Quartal. Dabei haben die Treffen Seminarcharakter – HR-Profis sprechen vor HR-Profis.

Ein in der Netzwerk-Szene vergleichsweise junges Format sind Online-Portale, die technisch und inhaltlich an die Businessnetzwerke Xing oder LinkedIn angelehnt sind und sich ausschließlich an Personalisten wenden. So betreibt beispielsweise die Management Circle AG das Onlineportal www.HRnetworx.info. Personalisten wie Berater können hier Kontakte knüpfen, in Foren diskutieren, Berichte einstellen, Themen recherchieren und an Webinaren teilnehmen. Das Portal veranstaltet – teilweise mit Partnern wie StepStone oder Hill International – Vorträge in verschiedenen Städten.

Im oberösterreichischen Raum arbeiten rund 160 Firmen im Netzwerk „Humanressourcen“ (NHR) gemeinsam an HR-Themen. Organisiert wird es von der Clusterland Oberösterreich GmbH. 60 Prozent der Netzwerk- Mitglieder hätten weniger als 250 Mitarbeiter, 40 Prozent beschäftigten mehr, so Netzwerk-Manager Andreas Geiblinger. Neben den Quartalsgruppentreffen versammelt eine jährliche HR-Tagung alle Mitglieder. Die Netzwerk-Arbeit sei sehr strukturiert, berichtet Geiblinger. Er besucht mit seinen Kollegen Mitgliedsfirmen und unterhält sich mit ihnen über die Situation vor Ort. Personalisten mit gleichen Themen holt Geiblinger an einen Tisch. Möchten diese Lösungen entwickeln, wird ein Kooperationsprojekt gestartet, für das Clusterland das Projektmanagement anbietet. Je nach Gruppenwunsch dürfen sich Unternehmensberater vorstellen. Die Rechte an entwickelten Produkten bleiben bei den beteiligten Firmen; auch dann, wenn ein Berater eingebunden war. Unter definierten Voraussetzungen fördert das Land Oberösterreich die Projekte. Informationen über diese sind in der Netzwerk-Datenbank www.netzwerk-hr.at öffentlich zugänglich: Wer macht mit? Was ist das Ziel? Was wurde umgesetzt und mit welchem Erfolg? Die Firmen zahlen für den Netzwerk-Service je nach Betriebsgröße einen Jahresbeitrag zwischen 250 und 900 Euro.

Josef Buttinger, Gründer der HR-Lounge (www.hr-lounge.at), freut es, dass diese seit dem Start in 2008 trotz wenig Struktur den Zuspruch von 115 Mitgliedern gefunden hat: „Ich wollte bewusst keine inhaltlichen Vorgaben machen oder einen Mitgliedsbeitrag einheben. Wir sind kein Schulungsbetrieb und wollen auch nicht die Welt erklären. Bei uns sollen Personaler sich ganz privat treffen können. Man ist da unter sich, Berater nehmen wir nicht auf. Wir treffen uns fünfmal im Jahr in Linz, begleitet von Medienberichterstattung; das aber mehr dazu, damit Firmen sehen, dass ihr Personalist öffentlichkeitswirksam für sein Unternehmen unterwegs ist.“ Die Mitglieder laden einander jeweils in ihre Betriebe ein und sorgen für Verpflegung. So war man dieses Jahr unter anderem beim Bundesministerium für Finanzen und bei der Sparkasse Oberösterreich zu Gast. Die Krise habe die HR-Profis noch enger zusammenrücken lassen, so Buttinger. Genetzwerkt werde über hierarchische und fachliche Grenzen hinweg. Allerdings bemerke er, dass rein fachlich ausgerichtete Persönlichkeiten auf den Treffen fehlen: „Bei uns geht es wirklich um ein Get-together von Menschen, die durch ihre Aufgaben in derselben Situation sind. Hier werden Freundschaften geschlossen und auch Themen abseits der Arbeit diskutiert.“ Sein Konzept will Buttinger nun in den Osten der Republik bringen: Am 28. November startet das erste Treffen im Wiener Haas-Haus.

Petra Filsegger-Wernbacher, Head of Human Capital Operations Management bei Miba, sieht im Netzwerken ein Muss für HR-Profis: „Vernetzung zeichnet uns als Personalisten aus. Wir müssen intern wie extern gute Kontakte haben, um sinnvolle Personalarbeit zu leisten. Außerdem sind Ausbildungsinhalte und Konzepte im HRM niemals eins zu eins anwendbar, da braucht es Austausch“. Ihr hätten Kontakte Beratungen erspart und sie bei Entscheidungen unterstützt. Deshalb habe die HR-Managerin auch das „Personalnetzwerk Innviertel” mitgegründet, dem inzwischen knapp 20 Firmen angehören. Anfänglich hätten die Mitglieder betriebsübergreifende Fach- und Führungskräfteentwicklung erarbeitet. Heute umfasst das Themenspektrum die gesamte HR-Arbeit. Neben dem Innviertler Kreis schätzt Filsegger-Wernbacher die „HR-Lounge”, bei der es sich in lockerer Atmosphäre netzwerken lasse.

Seit dem Jahr 2008 vernetzt das Onlineportal www.HRM-Austria.at Personalisten aus Österreich. Das Portal ist ein Produkt des HRM Research Institutes, das auch die Zeitschrift personal manager herausgibt. Sales-Manager Volker Heiderich berichtet: „HR-Profis bieten wir mit der Plattform ein Austauschforum, eine Wissensdatenbank und ein Branchenbuch, das ihnen Orientierung im Anbietermarkt gibt.“ Seit Kurzem ist auf HRM-Austria.at zum Beispiel ein Empfehlungstool für HR-Dienstleister online, das Personalverantwortliche nutzen können, um anderen Mitgliedern Anbieter zu empfehlen, mit denen sie gute Erfahrungen gemacht haben. „Webinare und sämtliche Vorträge der Fachmesse Personal Austria als mp3 sowie fachlich aufbereitete Newsletter ergänzen das Angebot“, sagt Heiderich. Die User würden das Portal vor allem als Informationstool nutzen, erklärt er. In der Rubrik HR-Jobs fänden Mitglieder zudem offene Stellen aus dem Personalbereich. Personalisten, die auch in Deutschland und Österreich aktiv sein möchten, können zusätzlich die Schwesterportale HRM.de und HRM.ch nutzen.

Viele Personalisten sind mit der Netzwerk-szene in Österreich zufrieden. Bedarf sehen sie allerdings bei international ausgerichteten Foren, so wie Martin Gruber. Er ist Director Human Resources bei Amer Sports Winter Sports Equipment und reist viel: „Nationale Treffen treten für mich in letzter Zeit in den Hintergrund. Wir arbeiten sehr international. Da wäre es wichtig, Kollegen aus anderen Ländern zu treffen. Online möchte ich keine Kontakte knüpfen, weil ich mir ein weniger gutes Bild vom Einzelnen machen kann. Personalisten müssten sich länderübergreifend besser organisieren.“

Quelle: personal manager Zeitschrift für Human Resources Ausgabe 6 November / Dezember 2012