Warum haben sich die Leistungen im Laufe der Jahrhunderte derart verbessert, zum Beispiel im Sport? Für die Autoren von „Top: Die neue Wissenschaft vom Lernen“ steht fest: die Trainingsmethoden haben sich verbessert! Vor allem Ericsson hat nach jahrelanger Recherche den „Königsweg“ gefunden: das bewusste Lernen (deliberate practice), das er anhand von vielen Beispielen, persönlichen Geschichten vom Taxifahrer, Bodybuilder, Schachspieler, von Musikern bis hin zu Piloten im Vietnamkrieg illustriert – immer wieder mit Rückbezügen zum schon „Erzählten“ oder zu wissenschaftlichen Ergebnissen. (So können wir beim Lesen schon lernen).
Gezieltes Üben bedeutet: konkrete Ziele setzen, fokussierte und konzentrierte Arbeit, Feedback und Reflexion der Lernergebnisse, ständige Wiederholung – und vor allem soll/ muss man die Komfortzone des schon Bekannten verlassen. Wem das alles schon bekannt vorkommt, der kann sich trotzdem an den kurzweiligen Darstellungen erfreuen – inklusive Tipps, sich den richtigen Lehrer zu suchen, Stagnation zu überwinden – und immer wieder Konzentration zu üben!
Die Autoren verweisen auf den Unterschied zu traditionellen Lernmethoden, die nur davon ausgehen, dass man sein Potenzial „ausschöpft“ – im Gegensatz zur „Verwirklichung“ des eigenen Potenzials.
Als d i e Methode, das zu erreichen, führen die Autoren die Top-Gun-Lernmethode näher aus, als „Rezept“ zur Entwicklung von Einzelnen und Gruppen. Wie bei den Piloten werden durch Simulation und ständige Wiederholungen Fähigkeiten entwickelt, von denen man nicht wusste, dass man diese überhaupt entwickeln kann. Die Top-Gun-Methode sei nicht wörtlich zu verstehen, des gehe nur darum die Top-Performer auszumachen, aber auch die anderen mitzuziehen, die weniger leisten. Die Beschwörungsformel lautet: Jeder kann sein Potenzial durch bewusstes Lernen selbst entwickeln als Homo exercens! Und das sei besonders wichtig in Zeiten der hohen Geschwindigkeit, des technischen Fortschritts und der ständigen Veränderungen auf allen Ebenen!
Top
Die neue Wissenschaft
vom bewussten Lernen
Von K. Anders Ericsson und Robert Pool
Verlagsgruppe Droemer Knaur 2016
354 Seiten
ISBN: 978-3-629-13079-2
Leseprobe
Warum sind manche Menschen so verblüffend gut in dem, was sie tun? Wohin man auch schaut, ob im Wettkampfsport, in der Musik, in Wissenschaft und Medizin oder in der Wirtschaft, überall scheint es ein paar außergewöhnliche Menschen zu geben, die uns mit ihren Leistungen beeindrucken, die uns in dem, was sie machen und wie sie es machen, um Längen überragen. Und wenn wir einem so außergewöhnlichen Menschen begegnen, neigen wir zu der Annahme, dass er mit etwas Besonderem geboren sein muss. „Er ist wirklich begabt“, sagen wir, oder: „Sie hat echt Talent.“
Aber stimmt das auch? Ich studiere diese Menschen, die auf ihrem Gebiet zu den Besten gehören – Sportler, Musiker, Schachspieler, Ärzte, Kaufleute, Lehrer und andere – nun schon seit über 30 Jahren. Ich habe mich eingehend in die kleinsten Details ihres Tuns vertieft, habe sie beobachtet, interviewt und Tests mit ihnen durchgeführt, mich mit der Psyche, der Physis und der Neuroanatomie dieser herausragenden Menschen befasst. Und im Lauf der Zeit bin ich zu der Schlussfolgerung gelangt, dass sie tatsächlich eine außerordentliche Gabe haben, die die Grundlage ihrer Fähigkeiten bildet. Aber es ist nicht die Gabe, die wir ihnen normalerweise zuschreiben, sondern eine viel stärkere, als wir uns vorstellen können. Vor allem aber wird jeder von uns damit geboren und kann, wenn er es richtig anstellt, von ihr profitieren.
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Quelle: personal manager – Zeitschrift für Human Resources | Ausgabe 1 Jänner/ Februar 2017
